Heinz Krauthammer
*11.9.1925 in Bottrop; ✡ nach dem 10.4.1944 auf dem Todesmarsch
Buchenwald-Häftlingsnummer 82477
Staatsangehörigkeit staatenlos
Vater Abraham Adolf Krauthammer *18.7.1883 in Nizniow; Kaufmann; ✡13.1.1941 in Bottrop
Mutter Cipa Cilli Dier *8.4.1885 in Przywoscic; ✡27.9.1940 T4-Euthanasie Brandenburg
Onkel Josef Salomon Krauthammer *8.3.1897 in Antonowka nad Horyniem, Sarny, Poland
Geschwister
Max Krauthammer *13.6.1910 in Velbert; Frankreich; 1934 nach Palästina;
Walter Krauthammer *28.1.1912 in Velbert; 1939 nach Palästina; oo Hilde Bauer
Leo Krauthammer *1915 in Bottrop; +1919 in Bottrop
Beruf Schuhmacher
Adressen Bottrop, Bergstraße 1, Essener Straße Nr. 19, zuletzt Nr.17
Heirat –
Kinder–
Weiterer Lebensweg
1913 Umzug der Familie von Velbert nach Bottrop
1914-1918 Vater Adolf für die Armee Österreich-Ungarns als Soldat im 1. WK
1923 Adolf Krauthammers Familie erhält die deutsche Staatsbürgerschaft
1.4.1933 Adolf Krauthammer wird im „Aprilboykott“ mit einem Schild „Ich bin ein Saujude“ durch Bottrop getrieben. Bruder Max protestiert und wird wie der Vater ins Polizeigefängnis gesperrt
1936 Widerruf der deutschen Staatsangehörigkeit für seine Familie
Das Widerruf-Gesetz vom 14.7.1933 trifft vor allem galizische Juden mit polnischem Pass.
15.4.1936 Bruder Walter geht auf Hachschara Gut Winkel in Spreenhagen

28.6.1937 Mutter Cilli eingewiesen in die Provinzial-Heilanstalt Münster
28.10.1938 Tante Scheindla Karp geb. Krauthammer *1.2.1904 mit Ehemann Samuel und drei Kindern abgeschoben nach Zbaszyn in der „Polenaktion“; die Familie Adolf Krauthammer kann nicht abgeschoben werden, da inzwischen „staatenlos
10.11.1938 mit Vater Adolf im „Pogrom“ in sog. Schutzhaft (Polizeigefängnis) genommen
17.5.1939 in Bottrop mit dem Vater Adolf bei Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 Bruder Walter auf Hachschara in Schniebinchen, Provinz Mark Brandenburg
19.7.1939 Bruder Walter auf der SS DORA von Antwerpen nach Palästina
Der Mossad-Agent Shmarya Zameret hatte im Juli 1939 in Holland den Dampfer DORA unbemerkt mit fast 500 geflohenen Juden beladen können.
12.8.1939 illegale Landung der SS DORA bei Herzlia
20.4.-22.11.1939 im Jüdischen Kinderheim Köln, Lützowstraße 35-37

23.11.1939 geht er wie zuvor Bruder Walter auf Hachschara Gut Winkel in Spreenhagen
21.9.1940 Mutter Cilli verlegt nach Wunstorf, Heil- und Pflegeanstalt
27.9.1940 Mutter mit Gas ermordet Brandenburg a. d. Havel, Tötungsanstalt (T4-Euthanasie)
Februar 1941 Umzug nach dem Tod des Vaters zu Onkel Josef Salomon, Essener Straße 17
25.1.1942 Sammellager Gelsenkirchen Wildenbruchhalle
27.1.1942 Transport Dortmund nach Skirotawa; mit Onkel Josef und dessen Familie
1.2.1942 Ankunft Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto
Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung; Kommandant des KL Kaiserwald Sturmbannführer Albert Sauer
16.8.1943 Aufnahme KL Kaiserwald, Riga, Kasernierung im Außenlager
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga und seiner Außenlager
Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof
6. – 8.8.1944 1. Großer Transport mit der „Bremerhaven“ von Riga nach Danzig
9.8.1944 Ankunft in Stutthof
13.8.1944 Deportation mit dem Zug aus Stutthof

16.8.1944 Ankunft mit 1350 Männern aus Stutthof in Buchenwald
4 Wochen im Quarantänelager im KL Buchenwald, Unterbringung in Wehrmachtspferdeställen und Zelten im „Kleinen Lager“ (Code Z)

16.9.1944 Deportation in das Außenlager des KL Buchenwald an der Brüllstraße in Bochum, angegliedert der Geschossfabrik des Bochumer Verein; mit dem Zug von Buchenwald nach Bochum;
18.9.1944 Unterbringung im Barackenlager auf der Brüllstraße nahe dem Bochumer Verein; 88 mm Panzergranaten-Produktion
4.11.1944 schwerster Bombenangriff auf Bochum mit Zerstörung der gesamten Innenstadt
5.-7.11.1944 Lagerhäftlinge als Bombensuchkommando
18.3.1945 wurden die beiden Bochumer Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald, das AL Bochumer Verein und das AL Eisen- und Hüttenwerke AG geräumt
18.3.1945 Auflösung des Außenlagers Brüllstraße, Rücktransport von 1361 Häftlingen nach Buchenwald
21. März 1945 Ankunft von 1326 Häftlingen im KL Buchenwald
Unterbringung in Baracke 51
10.4.1945 Evakuierung des KL Buchenwald in geschlossenen Güterwaggons nach Theresienstadt, Flossenbürg und Dachau
Auskunft des Archiv der Gedenkstätte Buchenwald:
„Aller Wahrscheinlichkeit nach gehörte Krauthammer zu jenen 6.534 jüdischen Gefangenen, die als sogenannte Transportreserve in die DAW (Deutsche Ausrüstungswerke) abgesondert wurden. Ein Teil dieser Häftlingsgruppe wurde am Morgen des 7. 04. zu Fuß auf einen Todesmarsch in Richtung Flossenbürg getrieben. Dieser Todesmarsch erreichte zwischen den 16.04. und dem 20.04. das KZ Flossenbürg, wurde jedoch kurze Zeit später weiter Richtung Süden getrieben. Stark zersplittert und mit hohen Opferzahlen endeten Teile der Gruppe in verschiedenen Orten: bei Wetterfeld, bei Mallersdorf, bei Schnaitsee und bei Laufen-Lebenau.
Tod vermutlich auf dem Todesmarsch
Gedenken
4.9.2006 Stolperstein für Heinz Krauthammer in Bottrop, Essener Straße 17
9.11.2021 Stolpersteine für die Familie Adolf Krauthammer in Bottrop, Bergstraße 1
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Stadtarchiv Bottrop (Hrsg.), Stolpersteine in Bottrop, Bottrop 2021
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1006922
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de905073
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de818050
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420127_Muenster1.jpg
https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person/11207128?s=Krauthammer%20Heinz&t=3453&p=1
Heinz Reuter, Die Juden im Vest Recklinghausen, Vestische Zeitschrift Bd. 77/78, 1978/1979
Werner Schneider, Jüdische Heimat im Vest, Gedenkbuch 1983
https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person/6372711?s=82477&t=222836&p=1
Ein Bochumer Konzentrationslager – Geschichte des Buchenwald-Außenlagers des Bochumer Vereins. Aufsätze, Fotos, Dokumente, hrsg. v. VVN-BdA (Kreisvereinigung Bochum), Bochum 2019, 112 S., ISBN: 978-3-931999-25-4