Else Moser geb. Liebenfeld
*24.2.1874 in Bochum; ✡16.4.1943 in Sobibor
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Moses Moritz Liebenfeld; *17.4.1845; ✡26.12.1937 in Tiel
Mutter Regina Steinberg *18.3.1841; ✡23.1.1928 in Bochum
Großvater Chaim Steinberg
Onkel Siegmund Eliezer Steinberg *21.1.1841; ✡4.1.1901 in Bochum
Cousine Helene Lyon ge. Steinberg *18.3.1865; ✡12.4.1937 in Bochum
Geschwister
Meta Liebenfeld *26.3.1875 in Bochum; ✡16.4.1943 in Sobibor oo22.12.1904 Ruben Kan * 23.3.1978 in Oldenzaal, Overijssel; ✡4.1.1941 in Haarlem
Paula Liebenfeld *4.2.1877 in Bochum; ✡1961; oo 1904 Alfred Michaelis Rechtsanwalt (1873-1943 in Südafrika)
Halbgeschwister aus 1.Ehe der Mutter
(mit Siegmund Sussmann, Pferdehändler in Bochum *10.8.1835; ✡ 4.5.1870 in Bochum)
Kätchen Sussmann *25.5.1868 in Bochum; oo 10.5.1895 Moritz Levy (*4.11.1868 in Gorinchem)
Selma Sussmann *15.12.1870 in Bochum; ✡28.1.1944 in Auschwitz; oo Jakob Hirsch *1866
Beruf –
Adressen Bochum, Viktoriastraße; Tiel, Gelderland; Haarlem, Brakenburghstraat 17; Hilversum
Heirat Moritz Moser *1.1.1870 in Stommeln; Kaufmann ✡26.12.1937 in Tiel
Kinder
Paul Moser *4.6.1909 in Bochum; Überlebender

Kurt Moser *24.6.1912 in Bochum; ✡ 26.8.1941 im KL Mauthausen (Juni-groep)
Weiterer Lebensweg
1.5.1935 Emigration mit Ehemann und Sohn Kurt zur Schwester Meta Kan-Liebenfeld nach Tiel, Weerstraaat B 24; dort im Damenmodegeschäft Kann und Levy beschäftigt (vermutlich Moritz Levy, Ehemann der Halbschwester von Else Liebenfeld: Käte Sussmann)
Sohn Paul emigriert nach Frankreich
26.12.1937 Ehemann Moritz stirbt in Tiel
1937 wird Kurt Mitinhaber des Geschäftes, welches im September 1939 geschlossen wird.
1.5.1939 Umzug mit dem Sohn Kurt und Schwester Meta mit Ruben Kan nach Haarlem Brakenburghstraat 17
22.3.1940 Sohn Kurt geht ins Werkdorp Wieringen, Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen)
Januar 1941 Umzug von Else mit Schwester Meta nach Driebergen-Riisenburg, Loolaan 18
20.3.1941 Auflösung des Werkdorp durch den SD Amsterdam; 210 der 290 Lehrlinge werden nach Amsterdam verbracht und in Familien untergebracht; Gerd Vollmann aus Bochum berichtet darüber:
„Am 20. März kamen morgens blaue Busse von der Amsterdamer Gemeindebahn am Rande des Polders. … Die ca. 300 Werkdörfler wurden inspiziert durch Lages in Uniform (Willy Lages, SS-Sturmbannführer, Leiter des Sicherheitsdienstes in Amsterdam) und Barbie in Zivil (Klaus Barbie, SS-Obersturmführer, Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam). Unser Betriebsleiter Kemmerlin sorgte dafür, dass ca. 60 Jungen und Mädels bleiben durften, um das Vieh usw. zu versorgen. Die anderen kriegten 10 Minuten die Gelegenheit, um etwas zu packen und dann wurden wir mit Bussen nach Amsterdam gebracht…“
27.3.1941 Kurt kommt zur Familie Gerzon in Amsterdam, Rubensstraat 46
14.5.1941 Bombenexplosion im Marine-Offiziersclub Amsterdam ist Anlass für Verhaftungswelle
11.6.1941 SS-Obersturmführer Klaus Barbie von der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam“ erschleicht sich durch Täuschung die Adresslisten der „Werkdorper“
Gerd Vollmann aus Bochum berichtet:
An dem Abend war ich durch das Essenaustragen zufällig nicht zu Hause und bin dadurch dem Schicksal entgangen. Damals bin ich vier Wochen bei Studenten untergetaucht gewesen, bis sich die Lage wieder etwas beruhigt hatte. Mein Freund Kurt Moser war leider unter den Opfern und noch viele andere Freunde von mir . . . “
11.6.1941 „Vergeltungsmaßnahme“ 300 Jugendliche, davon 61 „Werkdorper“ in Schoorl inhaftiert,
4 werden freigelassen, 57 in das KL Mauthausen deportiert, dort massiv geschunden; keiner von ihnen überlebt das Jahr 1941
26.8.1941 Tod von Kurt in Mauthausen;
Laut Vollmann-Liste „in Mauthausen zu Versuchszwecken ermordet“
Ab Juli 1941 war Dr. med. Aribert Heim – von den Häftlingen „Dr. Tod“ genannt – Lagerarzt im KL Mauthausen; zuvor Lagerarzt im KZ Sachsenhausen und im Juni 1941 im KL Buchenwald. Der „Schlächter von Mauthausen“ nahm schwache und kranke Häftlinge und entfernte ihnen ohne Betäubung lebenswichtige Organe, um zu erfassen, wie lange diese ohne die Organe überleben. Infolge dieser Eingriffe starben von Oktober bis November 1941 mindestens 243 Menschen.
Bei anderen Kranken ermittelte er nach Giftinjektionen mit Phenol ins Herz mit einer Stoppuhr die Dauer bis zum Eintreten des Todes.
Ende August 1941 wird Else vom Ortskommandanten mitgeteilt, dass ihr Sohn Kurt in Mauthausen umgekommen ist, darauf fällt sie in Ohnmacht
Oktober 1941 Else Moser nach Hilversum zur Familie ihrer Halbschwester Selma Sussmann-Hirsch

28.9.1942 Else Moser nach Amsterdam Biesboschstraat 42
18.3.1943 Schwester Meta muss auch nach Amsterdam, Biesboschstraat 42
6.4.1943 Else und ihre Schwester ins polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork verbracht

13.4.1943 von Westerbork mit Schwester Meta nach Sobibor
16.4.1943 Tod von Else und Meta in Sobibor
Bruder Paul meldet sich nach Emigration zur französischen Fremdenlegion, um so die französische Staatsbürgerschaft zu erwerben
22.10.1947 Einbürgerung von Bruder Paul in Frankreich (Laut Vollmann-Liste „lebt in Paris“)
Gedenken
Johanna Oppenoorth eine Nichte, Tochter von Irma Sybille Hirsch, Enkeltochter von Selma Hirsch Suszmann *1870 in Bochum +1944 erzählt „het-sobere-verhaal-over-kurt-moser“, die Lebensgeschichte von Kurt auf „Joods Monument“
Grabstein für die Großeltern Moritz und Regine Liebenfeld in Bochum Wiemelhausen, X 25/26, 330/27 und 28

Ooorlogsmonument mit den Namen von Schwester Meta, Kurt und Else in Enspijk, Molenkampstraat bei Tiel, Gelderland
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.joodsmonument.nl/nl/page/417831/het-sobere-verhaal-over-kurt-moser
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de287811
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de932342
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1599047
https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Liebenfeld%22%7D
www.werkdorpwieringermeer.nl/kurt-moser/
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130344491
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130344485
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130315615
Siegbert Vollmann, unveröffentlichtes Manuskript, 1965
Hubert Schneider, Die Entjudung des Wohnraums: Judenhäuser in Bochum; Münster, 2010
Hubert Schneider, Leben nach dem Überleben; LIT-Verlag 2014
Gedenkbuch der Opfer der Shoa aus Bochum und Wattenscheid, 2000
Manfred Keller/Gisela Wilbertz (Hg.), Spuren im Stein. Ein Bochumer Friedhof als Spiegel jüdischer Geschichte, Essen 1997