Schadchin Siegmund

Siegmund Schadchin

*20.9.1920 in Stuttgart; ✡ vermutlich 1942 in Riga Salaspils

Staatsangehörigkeit staatenlos

Religion jüdisch

Vater Grischa Schadkin *24.12.1886 in Mogilew; ✡in Riga (Dünamünde Aktion?)

Mutter Rahel Buslowitsch *13.9.1887 in Krementschug; ✡ nach dem 1.10.1944 in Stutthof

Geschwister –

Beruf Praktikant

Adressen Stuttgart; Haigerloch; Bielefeld; Krieschow

Heirat ledig

Kinder –

Weiterer Lebensweg

17.5.1939 mit beiden Eltern in Haigerloch bei der Minderheiten-Volkszählung

Das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a

1939 Nach­dem zahl­rei­che, in Bie­le­feld le­ben­de Jü­din­nen und Ju­den in „Ju­den­häu­sern“ zwangs­ein­ge­wie­sen wur­den, schloss die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) mit den jeweiligen Städten Verträge zur Errichtung der Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Ko­blen­zer Stra­ße 4 und Paderborn, Grüner Weg 86;

Anfang September ent­stan­d für zu­nächst 36 Praktikanten ein Wohn- und Ar­beits­la­ger in der Ko­blen­zer Stra­ße 4 (heu­te: Ar­tur-La­de­beck Stra­ße 6). Das Haus beherbergte zuvor die Praxis des nach Holland geflüchteten Orthopäden Dr. med. Bernhard Mosberg.

1939 Schadchin zur Hachschara in das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Ko­blen­zer Stra­ße 4

23.3.1940 wegen der räumliche Enge Wechsel von 57 Bewohnern in das Lager in der Schloß­hof­stra­ße 73a, einem ehemaligen Gutshof.

Dort bestand auch eine Un­ter­kunft für alte und kran­ke Jü­din­nen und Ju­den („Sie­chen­heim“) als Ein­rich­tung der RVJD. Vom Lager aus wurden die Männer kolonnenweise bei den Straßen-, Tief- und Gleisbauarbeiten der Fa. Nebelung & Sohn eingesetzt.

23.3.1940 wechselt er in das Lager in der Schloß­hof­stra­ße 73a

1940 erfolgte ein Austausch männlicher Bewohner mit dem Umschulungslager Paderborn; die zionistischen Chawerim wechselten nach Paderborn und umgekehrt.

9.8.1940 Abmeldung der staatenlosen Sigmund Schadchin, Alfred Sender, Berta Schanzer, und Lina Schmidt aus Bielefeld in das Forst- und Ernteeinsatzlager Krieschow.

Er kommt in das Lager Feldschneidemühle

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager;

26.11.1941 Beginn der Internierung in den Ausstellungshallen auf dem Killesberg Stuttgart

Verhaftung der Familie Schadchin in Haigerloch

1.12.1941 Deportation mit den Eltern vom Inneren Nordbahnhof Stuttgart nach Riga

4.12.1941 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Lager Jungfernhof

4.12.1941 Appell direkt nach Ankunft; 200 jüngere Männer aus den ersten Transporten vom Jungfernhof zum Aufbau nach Salaspils selektiert.

Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung.

Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga

15.7. 1944 Krebsbach-Aktion

Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof

6.8-9.8.1944 1. Großer Transport mit der „Bremerhaven“ von Riga nach Danzig

28.9.-1.10.1944 3155 Häftlinge aus Riga Kaiserwald, 300 von der Lenta auf dem Frachtschiff „Kanonier“ von Riga->Danzig; auf Kohleschiffen weiter nach Stutthof

1.10.1944 Ankunft der Mutter im KL Stutthof; vermutlich Tod in Stutthof bei Flecktyphus-Epidemie im November 1944

Bezüglich des Todes des Vaters Grischa Schadchin ist zu vermuten, dass er bei der Dünamünde-Aktion im Außenlager Jungfernhof ermordet wurde.

Bei Sigmund Schadchin besteht die Möglichkeit, dass er bereits zur ersten Salaspils-Aufbaugruppe gehörte und dort umgekommen ist. Wegen der mörderischen Bedingungen in Salaspils kamen nur wenige Männer ins Ghetto Riga zurück.  

Gedenken

Quellen

Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/74609861

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/4626645

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de963107

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de963105

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de963106

Daniel Hoffmann, Lebensspuren meines Vaters, Wallstein Verlag 2007

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html

https://yvng.yadvashem.org/ad

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT430302_1.jpg

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013

Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998

www.80jahrepogrom.jgpb.de/erwin-angress/

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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