
Kurt Winter
*20.9.1919 in Köln; ✡9.7.1943 in Sobibor
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Karl Winter * 1889; ✡12.1.1939 in Köln
Mutter Frieda Kaufmann *19.1.1890 in Kapellen; ✡7.5.1942 in Kulmhof
Großvater Alexander Abraham Kaufmann *23.3.1845 in Kapellen; ✡15.11.1923 in Kapellen
Großmutter Rosa Winter *15.1.1849 in Hemmerden; ✡29.9.1910 in Kapellen
Geschwister
Rosa Winter *22.6.1916 in Kapellen; ✡3.9.1942 in Auschwitz; oo Menni de Vries *24.2.1901 in Leer
Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant
Adressen Köln; Werkdorp Wieringen Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen); Amsterdam,
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
5.11.1938 zur Hachschara ins Werkdorp Wieringen

Auflösung des Werkdorp und die zweite große Razzia in Amsterdam
20.3.1941 Auflösung des Werkdorp durch den SD der SS; 210 der 290 Lehrlinge werden nach Amsterdam verbracht und in Familien untergebracht; Gerd Vollmann berichtet darüber:
„Am 20. März kamen morgens blaue Busse von der Amsterdamer Gemeindebahn am Rande des Polders. … Die ca. 300 Werkdörfler wurden inspiziert durch Lages in Uniform und Barbie in Zivil.

Klaus Barbie, SS-Obersturmführer, Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam
Unser Betriebsleiter Kemmerlin sorgte dafür, dass ca. 60 Jungen und Mädels bleiben durften, um das Vieh usw. zu versorgen. Die anderen kriegten 10 Minuten die Gelegenheit, um etwas zu packen und dann wurden wir mit Bussen nach Amsterdam gebracht…“
Kurt Winter gehört mit seiner Schwester Rosa und Schwager Menni zu der 60er-Gruppe die nch bis Ende Juli verbleibt
Unterbringung der nach Amsterdam verbrachten 210 Werkdorper zunächst in Asschers Diamantschleiferei im Amsterdamer „Pijp“
27.3.1941 Unterbringung der Werkdorper in Gastfamilien oder bei Verwandten;
14.5.1941 Bombenexplosion im Marine-Offiziersclub Amsterdam auf der Bernard Zweerskade ist Anlass für Verhaftungswelle
Juni 1941 Zweite große Razzia in Amsterdam; der SD geht bei dieser Razzia anders vor als bei der ersten Razzia im Februar 1941, bei der Juden wahllos auf der Straße aufgegriffen und festgenommen wurden; bei der zweiten Razzia nutzen die Deutschen Adresslisten und gehen gezielt zu den Häusern von dem sie wissen, dass dort Juden leben.
11.6.1941 SS-Obersturmführer Klaus Barbie von der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam“ erschleicht sich durch Täuschung die Adresslisten der „Werkdorper“
11.6.1941 „Vergeltungsmaßnahme“ 300 vorwiegend Jugendliche, davon 61 „Werkdorper“ im Durchgangslager Schoorl inhaftiert; von ihnen werden vier, die keine vier jüdischen Großeltern haben, freigelassen.
22.6.1941 Deportation der 296 in Schoorl Inhaftierten in das KL Mauthausen; dort werden sie durch extrem harte Arbeit im Steinbruch und oftmals tödliche medizinische Experimente ermordet; keiner überlebt das Jahr 1941
21.7.1941 Umzug nach endgültiger Auflösung des Werkdorp nach Beemster Jijsperweg 96, arbeitet als Knecht auf dem Bauernhof der Familie Van Splunter in Westbeemster, bis er den Ort im April 1942 verlassen muss, um Noordholland „judenfrei“ zu machen
9.4.1942 zur „Deventer Vereniging“, Deventer Papenstraat 45
24.5.1942 von Deventer nach Almelo, Werfstraat 11, wohnt dort zusammen mit Hans-Joachim Meyer, Kurt Salo Wiener und Max Löwinger
2.9.1942 Amsterdam, Nieuwe Keizersgracht 70/Weesperplein 1-3; er arbeitet als Pfleger im Pflegeheim „De Joodse Invalide“ Weesperplein
Auf der Judenratskarteikarte wird die Calmeyer-Nummer 35683 genannt
10.9.1942 im “Algemeen Politieblad“, Nr. 36, 1019, Report 1799 zur Fahndung ausgeschrieben durch den Bürgermeister von Almelo, wegen unerlaubten Verlassens der Stadt, meist bei „onderduikern“
6. 4.1943 Anordnung der Besatzer, dass alle Juden die Provinzen Overijssel und Gelderland bis zum
10. April 1943 zu verlassen haben
7.5.1943 verhaftet in Amsterdam bei großer Razzia und ins KL Vught verbracht
29.5.1943 vom KL Vught ins Nieuwe Kamp Moerdijk, ein Außenlager des KL Vught
2.7.1943 vom Nieuwe Kamp Moerdijk ins Durchgangslager Westerbork, Baracke 57
6.7.1943 Transport von Westerbork nach Sobibor
9.7.1943 Tod in Sobibor
Gedenken
Grabstein für den Vater Karl Winter auf dem jüdischen Friedhof Köln-Bocklemünd, Flur 21 A Nr. 77 bestattet; laut Angabe des Friedhofsverwalters ist Karl Winter am 12.1.1939 verstorben, eine Sterbeurkunde haben wir jedoch nicht. Laut Grabstein wurde er 1889 geboren.–
Quellen
Algemeen Politieblad, Nr. 36, 10. September 1942, 1019, Report 1799
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130394411
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130401214
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de992076
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de851880
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1554377
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de851877
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130394162
https://museenkoeln.de/ns-dokumentationszentrum/default.aspx?sfrom=1214&s=2460&id=12345&buchstabe=W
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Niederlande, Bevölkerungsregister, 1810-1936; Bron: boek, Deel: 146, Periode: 1912-1938
https://www.oorlogsbronnen.nl/mensen?personterm=Ontruiming%20Joods%20Werkdorp%20Wieringermeer