Selma Ermann geb. Cohn
*29.1.1919 in Hovestadt, Lippe; ✡ Ort und Datum unbekannt
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Rudolf Cohn *9.7.1883 in Dessau; ✡ 2.2.1941 in Köln Ehrenfeld
Mutter Paula Sommer *5.6.1877; ✡ 18.6.1942 in Köln Ehrenfeld
Großeltern Heinemann Cohn und Auguste Eitig
Onkel Jakob „Julius“ Sommer *22.3.1855 in Hovestadt; ✡20.9.1942 in Theresienstadt
Geschwister
Herbert Cohn *15.10.1910 in Hovestadt; vermutlich in die USA
Beruf –
Adressen Hovestadt; Wuppertal; Oestinghausen; Soest, Horst-Wessel-Straße 4 (Waisenhausstraße)
Heirat nach 1939 Sylver Ermann *8.1.1919 Irrel, Bitburg;
Kinder –
Weiterer Lebensweg
Der ehemalige Kreisheimatpfleger August Bierhaus berichtet über Hovestadt:
„Rudolf Cohn fuhr mit dem Fahrrad und einem “Köfferchen” auf dem Gepäckträger über Land. Als unsere „Silberpapierkugel“ groß genug war, habe ich mit meiner Schwester Käthe die im Obergeschoss befindliche Wohnung der Familie Cohn aufgesucht. Selma Cohn (* 29.1.1919) war mit Käthe gleichalterig. Selma hatte „Lackbilder, Postkarten und illustrierte Zeitungen“. Sie besuchte von 1929 bis 1933 die Rektoratschule; auf dem Foto von 1930 in „Unsere Rektoratschule“ ist sie (auf S. 105) neben Käthe Katthöfer zu sehen. Selma Cohn zog 1938 nach Wuppertal-Elberfeld; sie soll dort geheiratet haben. Ob sie noch 1944 noch auf dem Soester Bahnhofsgelände als Zwangsarbeiterin tätig war, wage ich zu bezweifeln.“
1938 Umzug nach Wuppertal
1938 Tod der Großmutter Elise Sommer geb. Weinberg in Hovestadt
August Bierhaus aus Hovestadt erinnert sich:
„An die Beerdigung von Elise Sommer (✡10.7.1938) habe ich das Bild vor Augen, dass Bauer Röttger mit einem Leiterwagen die Sargkiste transportierte, gefolgt von dem Ehepaar Rudolf Cohn und Paula Cohn geb. Sommer.“
10.11.1938 Verwüstung und Zerstörung des Wohnhauses der Familie Sommer im Novemberpogrom,
Verhaftung des Vaters; „Schutzhaft“ im KL Sachsenhausen;
Zwangsumzug der Eltern wegen Unbewohnbarkeit des später abgerissenen Hauses im November 1938 nach Oestinghausen in das Haus von Julius Neukircher und dessen Frau Adele in der Hovestädter Straße; später nach Soest; August Bierhaus:
„Elise Sommer wurde m.W. in der Südwestecke des Friedhofs begraben; sie erhielt keinen Grabstein, denn vier Monate später wurden Julius Sommer und die Eheleute Rudolf und Paula Cohn nach dem Pogrom nach Oestinghausen im großen Haus der Familie Neukircher, später bei der Familie Albersheim in Soest (Gerd Oeding, S. 239) untergebracht und 1942 deportiert.“
1939 Selma Cohn zur Hachschara ins Gut Schocken/ Gut Winkel bei Spreenhagen
17.5. 1939 beide Eltern gemeldet in Soest bei Minderheitenzählung
September 1939 Selma gemeldet mit Heinz Cohn und Manfred Cohn in Gut Winkel (nicht verwandt)
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung der noch bestehenden in „Jüdisches Arbeitseinsatzlager“
Juli -September 1941 Auflösung der Hachscharalager Ahrensdorf, Gut Winkel. Havelberg; Verlegungen in das Lehrgut Neuendorf im Sande und Paderborn;
19. 6.1941 Nach der von den Nazibehörden erzwungenen Aufgabe von Gut Winkel zog Leiter Gerson mit Familie und einer Gruppe von Chaluzim in das Landwerk Neuendorf
Selma Cohn nach Auflösung von Gut Winkel ins Landwerk Neuendorf.
Von Neuendorf ins nahegelegene Forsteinsatzlager Treplin
2.4.1942 Verhaftung von Silver und Selma Ermann im Forsteinsatzlager Treplin
2.4.1942 Verhaftung von gut 60, besonders älteren, staatenlosen oder zuvor bei der Gestapo auffällig gewordenen Bewohner des Landwerks Neuendorf; Deportation auf Lastwagen in eine große Turnhalle nach Frankfurt/Oder, wo Sylwer und Selma Ermann mit noch 100 Juden aus den Forst- und Ernteeinsatzlagern in Beerfelde, Hangelsberg, Hasenfelde, Jakobsdorf, Kaisermühl, Kersdorf, Pillgram, Schönfelde und 24 Chaluzim aus Treplin hinzustoßen. Die älteren Deportierten sind zumeist 1940 aus dem Regierungsbezirk Schneidemühl nach Neuendorf, Pillgram, Treplin und anderen Lagern verbracht worden.
3.4.1942 Deportation auf dem XII. Transport von Berlin ins Ghetto Warschau; Abfahrt aus Frankfurt/Oder um Mitternacht; Adam Czerniaków, Vorsitzender des Warschauer Judenrats, verzeichnete in seinem Tagebucheintrag vom 5.4.42: „Um 8 trafen 1025 Deportierte aus Berlin ein.“
Clara Grunwald schreibt in einem Brief vom 3.4.1942
„Ich muss dir etwas sehr trauriges mitteilen: einige 60 Menschen, ein knappes Drittel haben gestern fortfahren müssen und werden heute Charfreitag , um Mitternacht, nach Polen verladen..“
Tod von Sylver und Selma Ermann vor dem 8.5.1945 in Polen, Ort und Datum unbekannt
Weg der Familie
17.5. 1939 beide Eltern gemeldet in Soest bei Minderheitenzählung
2.2.1941 Tod des Vaters im Israelitischen Asyl (Krankenhaus) in Köln Ehrenfeld
29.7.1942 Onkel Julius auf Transport X/1 von Unna Altenheim, über Bielefeld nach Theresienstadt
2.2.1941 Tod des Vaters im Israelitischen Asyl (Krankenhaus) in Köln Ehrenfeld
14.6.1942 Tod der Mutter Paula im Israelitischen Asyl (Krankenhaus) in Köln Ehrenfeld; die Mutter findet sich in keiner Transportliste aus Westfalen nach Theresienstadt
29.7.1942 Onkel Julius auf Transport X/1 ab Unna Altenheim, über Bielefeld nach Theresienstadt
20.9.1942 Tod des Onkels Jakob Sommer in Theresienstadt; laut Totenschein „Altersschwäche“
Gedenken
11.11.1919 Stolpersteine für die Eltern in Hovestadt Bahnhofstraße/Brückenstraße
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
August Bierhaus, “Friedhöfe in der Synagogengemeinde Hovestadt”, 2007
http://www.felixbierhaus.de/hovestadt/html/jud-erg-bericht-a_b_.html
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/76722744
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/en902850
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1317524
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/en903077
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/70676347
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5082829
https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/33084-julius-sommer/
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
Peter W. Lande, Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316