Friedländer Heinz

Heinz Julius Friedländer

* 1.4.1920 in Breslau; ✡ 24.12.1943 in Auschwitz

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Walter Friedländer *14.8.1887 in Cumehnen; ✡ 5.1.1945 in Shanghai

Mutter Else Stein *18.8.1887 in Tarnowitz; ✡ 29.11.1941 in Kauen

Geschwister

Erna Khaia Friedländer *2.5.1919 in Breslau; ✡30.6.2003 in Tel Aviv; oo Horst Wilhelm Eisner *1.5.1922

Inge Friedländer

Beruf Landarbeiter

Adressen  Breslau Victoriastraat 91

Heirat

Kinder

Weiterer Lebensweg

10.11.1938 Heinz Friedländer verhaftet im Novemberpogrom, „Schutzhaft“ im KL Buchenwald; Häftlingsnummer 27985; er bekommt am 5.1.1939 3 RM Fahrgeld von seiner Mutter Else überwiesen

5.1.1939 Entlassung aus dem KL Buchenwald

10.11.1938 Vater Walter verhaftet im Novemberpogrom, „Schutzhaft“ in Sachsenhausen

13.12.1938 Entlassung des Vaters aus dem KL Sachsenhausen mit der Auflage, Deutschland zu verlassen

Heinz Julius Friedländer mit seiner Schwester Erna zur Hachschara ins Umschulungslager der Jüdischen Jugendhilfe Schniebinchen bei Sorau

17.5.1939 Heinz in Sorau bei Deutsche Minderheiten-Volkszählung

1939 waren 109 Jugendliche und Erwachsene im Lager; Leiter von Schniebinchen war Dr. Alfred Cohn. Ludwig Kuttner und Fanny Bergas wurden dessen Nachfolger. Lotte Kaiser und Lotte Adam hatten die pädagogische Leitung. Ab April 1939 war Jenny Aloni, geb. Rosenbaum, Jugendleiterin, bevor auch sie im November nach Palästina auswanderte. Im Durchschnitt waren 60 % der Teilnehmer Jungen. Für Mädchen stand vor allem Hausarbeit, Kochen, Backen, Nähen und Stricken auf dem Plan.  

17.5.1939 Eltern in Breslau bei Deutsche Minderheiten-Volkszählung

1939 Vater Walter emigriert nach Shanghai

Flucht von Heinz-Julius mit einer Gruppe Chaluzim nach Holland vermutlich nach Deventer

25.11.1941 Deportation der Mutter ab Breslau nach Kauen

29.11.1942 Tod der Mutter bei Massenerschießung in Fort IX in Kauen

Landarbeiter in Brummen, hier war die „Deventer Vereniging“ mit einem Stützpunkt vertreten

17.9.1942 Suchanzeige des Bürgermeisters von Brummen nach „Untertauchen“, Verlassen des Wohnortes ohne Erlaubnis

Nach Festnahme zusammen mit Max Weinberg in Arnheim 1943 für wenige Tage in die Strafbaracke von Westerbork bis zum am nächstfolgenden Dienstag anstehenden Auschwitz-Transport; Datum unbekannt, im Dezember 1943 fanden keine Transporte aus Westerbork statt

24.12.1943 Tod in Auschwitz

Schwester Erna auf Alija beth mit der SS PACIFIC

16.8.1940 mit dem Zug aus Deutschland fahren 350 Jugendliche und 150 Eltern, die bereits Kinder in Palästina hatten, nach Wien mit dem Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa zu kommen; Transportführer war Ephraim Frank

30.8.1940 mit einer Gruppe von 29 Chawerim aus Paderborn offiziell abgemeldet nach „Paraguay“

Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim

3. 9.1940 mit dem Zug von Wien nach Pressburg/ Bratislava an die Donau;

10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN

10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;

Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.

Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen

31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet

1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa.

3.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden

4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)

8.11.1940 Registrierung im Camp Atlith;

zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen

23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa

25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 Ma’apilim (illegale Immigranten) auf das Schiff gebracht.

Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:

“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca 200 von 1771)

Die ins Wasser gesprungenen und die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.

25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.

26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;

Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.

1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können

September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith

12.8.1945 Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge aus Mauritius auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.

Gedenken

16.8.1973 Pages of Testimony für Heinz und beide Eltern von Schwester Erna Khaia Eisner

Grabstein für Schwester Erna auf dem Yarkon Cemetery in Petach Tiqwa

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

Algemeen Politieblad, nr 37, 17 september 1942, 1043, bericht 1919

https://www.stolpersteine-hamburg.de/en.php?MAIN_ID=7&BIO_ID=1131

https://www.joodsmonument.nl/nl/page/544822/about-heinz-julius-friedlaender

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5148764

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5894636

Peter W. Lande,  Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History

https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de854224

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de870237

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de870148

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de870525

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert