
Alfred Ephraim Auerbach
*20.4.1923; ✡19.5.2006 Petach Tikwa
Vater Jakob Auerbach *20.11.1874 in Telgte; ✡25.5.1942 in Litzmannstadt, Lodz
Mutter Jeanette Berger *14.2.1884 in Mayen✡ 25.6.1940
Großeltern Mendel Auerbach *1834 ✡19.7.1907 in Telgte und Pauline A. ✡vor 1907
Urgroßeltern Jakob Auerbach Berta Salomon

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Geschwister

Erich Auerbach *22.12.1922 in Telgte; ✡4.5.1945 Dörnhau, Wüstegiershof
Kurt Auerbach *16.9.1926 in Telgte; 29.6.1944 in Litzmannstadt, Lodz
Tanten
Fanny Auerbach *9.2.1876 in Telgte; ✡ 8.8.1942 in Litzmannstadt, Lodz
Klara Auerbach *9.8.1877 in Telgte; ✡in Izbica
Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant
Adressen Telgte, Bahnhofstraße 340; Hamburg-Blankenese; Schniebinchen

Heirat Januar 1943 Dora Auerbach *20.4.1923, ebenfalls Royal Army (ATS); ✡19.5.2006
Kinder
Jakob Auerbach; oo Debbie
Chaim Auerbach; oo Riki
Hanna Auerbach; Avi Mazor
Weiterer Lebensweg
25.1.1939 Passausstellung in Telgte
17.5.1939 Hamburg- Blankenese, Jüdisches Landschulheim Wilhelminenhöhe; Rissener Landstraße 127; Hachschara Vorbereitungskurs zur Emigration nach Palästina; nach Haifa;

Alfred Auerbach zur Hachschara ins Lehrgut Schniebinchen in der Niederlausitz
Hachschar-Landgut Schniebienchen
Gut Schniebinchen war ein zuletzt dem Apotheker Otto Kaesbach gehörendes Landgut von 1117 Morgen bei Sorau/ Sommerfeld in der Niederlausitz. Kaesbach produzierte hier nach Aufgabe der Landwirtschaft Pharmaka wie das Sexmittel OKASA.
Seine geschiedene Ehefrau Martha Kaesbach stellte als Verwalter Herrn v. Horn ein. Die zum Gutsbesitz gehörende Wassermühle (Jessener Mühle) verkaufte Kaesbach 1929 an die Familie Lichting, auch hier entstand später ein Hachscharalager.
1933/34 Abschluss eines Pachtvertrages über 180 RM monatlich mit dem Jüdische Jugendbund Habonim Noar Chaluzi (Bauleute), der offizielle Briefkopf lautete:
Jüdische Jugendhilfe Schniebinchen über Sommerfeld NL, Telefon: Niewerle Nr. 11
Später lag die Verwaltung reichsweit bei der Ssochnuth (Sochnut, hebräisch הַסּוֹכְנוּתִ היְּהוּדִית לְאֶרֶץ יִשְׂרָאֵל ha-Sochnut ha-Jehudit le-Erets Jisra’el, ‚Jewish Agency‘ auch ‚Jüdische Agentur für das Land Israel‘)
10.11.1938 in der Pogromnacht wird das Lager für einige Tage von örtlicher SA besetzt, die aber keine Misshandlungen an den Bewohner begeht.
1939 waren 109 Chaluzim und Personal im Lager;
Leiter von Schniebinchen war Dr. Alfred Cohn (April-Sept 1939); ab September 1939 wurden Ludwig Kuttner und Fanny Bergas als Wirtschaftsleiterin dessen Nachfolger. Cohn und Kuttner waren zuvor zuvor Lehrer an der Privaten Waldschule Kaliski in Berlin. Lotte Kaiser und Lotte Adam hatten die pädagogische Leitung. Das Verhältnis Jungen/Mädchen lag bei 60/40. Für Mädchen stand vor allem Hausarbeit wie Kochen, Backen, Nähen und Stricken auf dem Plan.
Ab April 1939 war Jenny Rosenbaum später Aloni Jugendleiterin, bevor auch sie im November nach Palästina auswanderte. Sie berichtet von ihrer Ankunft:
„Auf dem Zaun ein Papagei. Ein lebendiger Papagei. Er heißt Laura… Papagei Laura rief im Vorbeigehen jedem zu „Heil Hitler Schalom“
Vor der Besetzung Dänemarks 1940 gingen viele mangels ausreichender Zertifikate für Palästina zur Einzelhachschara auf Bauernhöfe in Dänemark.

21.8.1939 ab Telgte; Abmeldung in Telgte im September 1939
22.8.1939 Österreichische Grenze, weiter nach Triest
1.9.1939 Einfall der Wehrmacht in Polen
Ab Triest 3 ½ Wochen kreuzt das italienische Schiff ziellos ohne Einlaufen in einen Hafen im adriatischen Meer
9.9.1939 nach 3 (?) Wochen Ankunft nach Israel

1941 Eintritt in die Royal Army, Dienst in Kairo; Palästinensische Kompanie „The Buffs“
Januar 1943 Heirat Dora Auerbach, ebenfalls Royal Army (ATS)
1946 Demobilisierung der Jewish Brigade
1948-1950 Militärdienst im Unabhängigkeitskrieg
1962, 1973, 1978,1988 und ab 1990 beinahe jährlich zu Besuch in seiner Heimatstadt Telgte
19.5.2006 Tod von Alfred Auerbach in Petach Tikwa
Bruder Erich Auerbach
1929 Einschulung Volksschule Am Baßfeld, Telgte Lehrer Diegelmann
11.3.1937 – 9.11.1938 Metzgerlehrling bei Issen in Recklinghausen
17.11.1938 Wegzug von Recklinghausen nach Telgte, Steinstr. 149
20.11.1939. – 2. 3.1943 Umschulungslager der RVJD Paderborn, Grüner Weg 86
Ein Auftrag für Issy Philipp
Erich Auerbach wendet sich in Monowitz mit der Bitte an Issy Philipp, den Führer der Paderborner-Gruppe; Auszug aus dem Interview mit Issy Philipp 23.5.1993:
„.. Ich erinnere mich zum Beispiel, Auerbach, ein junger Mann, 18 Jahre alt, kam eines Tages zu mir und sagte: „Issy, sollte ich nicht zurückkommen, ich habe einen Bruder in Tel Aviv (Alfred), ich weiß nicht seine Adresse, kenne die Straße nicht. Wenn du nach Eretz kommst und ihn siehst, erzähle ihm, dass du mich kanntest. Was soll ich sagen. Es kam der Tag, der Befreiung, es kam der Tag der Alijah nach Eretz Israel, es kam der Tag, wo ich im Haus meines Bruders lebte. Es kam der Tag, wo ich nach Tel Aviv gehen wollte. Ich war in Yad Eliahu und wollte ein Taxi nehmen. Ich komme zum Taxistand, da sehe ich eine Person (die Erich sehr ähnlich sieht) und sage: „Heißt du Auerbach?“. Er antwortet: „Ja!“
„Seit Jahren – das ist jetzt ein Jahr her (1992) – hatte ich diese Person nicht mehr gesehen, nur aus einem Reflex heraus erkannte ich, dass es sein Bruder war. Es war wirklich sein Bruder. Ich erzählte ihm, dass ich seinen Bruder kannte.“
„Er (Erich) hat nicht überlebt. Wir verloren ihn auf dem Marsch.„
Issy Philipp hatte Erichs Auftrag nach 47 Jahren erfüllt!
Die Eltern und Bruder Kurt

6.1.1941 Umzug der Eltern aus Telgte nach Wuppertal Elberfeld, Hofausstraße

27.10.1941 Eltern und Bruder Kurt von Wuppertal über Düsseldorf nach Lodz
Gedenken
Grabstein für Alfred und Frau Dora auf dem Yarkon Cemetery, Petah Tikwa
Stolpersteine für Jacob, Klara, Fanny, Erich und Kurt Auerbach in Telgte
Quellen
https://ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/alfred-auerbach/items/
https://www.niewerle.de/Juedische-Ausbildungslager-Schniebinchen-und-Jessen-NL
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion . Das jüdische Umschulungs- und Einsatzlager am Grünen Weg in Paderborn 1939 – 1943. Paderborner Beiträge zur Geschichte Bd. 10
Werner Schneider, Jüdische Einwohner Recklinghausens 1816-1945, in: 750 Jahre Stadt Recklinghausen. 1236-1986, hrsg. von Werner Burghardt, Recklinghausen 1986
Heinz Reuter, Die Juden im Vest Recklinghausen, Vestische Zeitschrift Bd. 77/78, 1978/1979
Werner Schneider, Jüdische Heimat im Vest Gedenkbuch 1983
Jüdische Holocaust-Gedenkstätten und jüdische Einwohner Deutschlands 1939-1945
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Germany, Jewish Victims of Nazi Persecution, 1933-1945