Grynbaum Elias

Elias „Alex“ Grynbaum

*16.7.1914 in Lodz

Vater Mehul Moshe Grynbaum

Mutter Rachela *1884 in Warschau; 1942 in Auschwitz

Beruf Wäscheschneider, Kappenscneider

Heirat Sara Wasserturm/Wasserstrum * ca 1915; ✡vor 1945 in Polen

Adressen Lodz; Tarnow, Stara Dombrowska 7

Lebensdaten

Mitglied in zionistischer Jugendpioniergruppe Hechaluz in Polen (Gordonia?)

1.9.1939 Überfall der Wehrmacht auf Polen

7.9.1939 in Krakau von der Gestapo festgenommen; Grund: Polnischer Deserteur

15.10.1939 ins KL Buchenwald, wo er bis zur Befreiung  am 11.4.1945 verbleibt

7.2. 1944 Ako. 14 Entwässerung, Drainage

7.4. und 31.8.1944 Ako. 64 Stubendienst in den Judenblöcken 22 und 23

18.1.1945 Evakuierung der Auschwitz-Lager, Todesmärsche u.a nach Buchenwald

26.1.1945 Ankunft der Auschwitz-Häftlinge in Buchenwald

Judith Baumel schreibt:

„Einer von denen, die die nach Buchenwald Kommenden willkommen hießen, war Elijah Grynbaum, Alex für seine Freunde. Er war auch ein Veteran des Lagers, aber sein Glück spielte ihm in die Karten, denn es gelang ihm, vom Beginn des Krieges bis zum Ende des Krieges in Buchenwald zu bleiben. Grynbaum war wie Posnanski ein Chaluz vor dem Krieg, aber das überbrückte nicht die Kluft, die sich sofort zwischen den beiden bildete. Grynbaums aggressive und kompromisslose Persönlichkeit und seine extrem sozialistische Einstellung verursachten große Spannungen zwischen den beiden. Auf der anderen Seite, in Grynbaums Beziehung zu Tydor, waren sie viel strenger, trotz seiner starken antireligiösen Ansichten. Grund dafür war der gemeinsame Nenner, den sie zu Beginn des Krieges entdeckten – eine enorme Sorge um das Schicksal der wehrlosen Jugendlichen im Lager. Grynbaum war in dem von Tydor in Buchenwald organisierten „Hilfe“-Netzwerk für Jungen aktiv und versammelte während des gesamten Krieges weiterhin junge Männer mit Pionierhintergrund“

April 1945 Grynbaum, Tydor und Moritz Zauderer wenden sich an Herschel Schacter, Rabbi der US-Army in Buchenwald mit der Bitte um Unterstützung, die zunehmend verwilderten jüdischen Jugendlichen aus dem Lager herauszubringen

5.5.1945 Elias Grynbaum fordert die Chaluzim in Buchenwald auf, sich illegal unter seiner Führung nach Eretz Israel durchzuschlagen; drei Tage später beschloss er, den Plan auszuführen, und Shmuel Gottlieb schloss sich ihm an. Sie kamen aber bereits einen Tag später ins Lager zurück.

Anfang Mai 1946 Rabbi Herschel Schacter bittet den US-Oberst der Militärverwaltung für Thüringen; dieser entschied sich – nach Überprüfung verschiedener Höfe in der Umgebung von Weimar – für den Hof Egendorf bei Blankenheim sei, der sich zuvor im Besitz der Nazis befunden hatte.

Mitte Mai 1945 Grynbaum, Tydor und Moritz Zauderer zum Gepräch mit dem US-Oberst nach Weimar, dieser schlägt vor, dass sie mit den Chaluzim Ende Mai auf den Hof Egendorf umziehen sollen

25.5.1945 Elias Grynbaum informiert die Chaluzim in Buchenwald, dass sie in den nächsten Tagen auf den Hof Egendorf umziehen

3.6.1945 eine erste Gruppe von 16 Chaluzim zieht auf den Hof Egendorf, den sie „Kibbuz“ Buchenwald nannten

Anfang Juni Gründungsfeier und Benennung in „Kibbuz Buchenwald“; Rabbi Schter teilt mit, dass gemäß dem Potsdamer Abkommen das Land Thüringen von der US-Army der russischen Militärverwaltung unterstellt werden würde.

Mitte Juni ein deutschsprechender russischer General zu Besuch auf den Hof Egendorf ist überzeugt:

Freunde, seid ihr nicht froh, dass wir bald kommen?“

Noch am selben Abend beschließen den Wechsel des Kibbuz in die amerikanische Zone

Tydor, Moritz Zauderer und Viktor Herskovics wollen mit dem Jeep von Rabbi Herschel Schacter und dessen Fahrer Chaim Shulman zur US-Militärverwaltung nach Frankfurt, um die Zusage für den Wechsel zu beschaffen. Sie machen aber einen Zwischenstopp in Hattenhof und besichtigen den jetzt von Volksdeutschen bewohnten Hof.

Nach Weigerung des Dorfvorstehers in Hattenhof fahren sie zur US-Militärverwaltung nach Fulda. Kommandant Leutnant Finkelstein beschlagnahmt und überschreibt ihnen den Gehringshof.

24.6.1945 53 Chawerim aus Eggendorf mit einem Bus und zwei LKW’s auf den Gehringshof

Die Versammlung der Chaluzim wählt einen sechsköpfigen Rat: Tydor wird Leiter des Gehringshofs, Elias Grynbaum Leiter des Farmkomitees.

Tydor schreibt:

„Es gab Fraktionsführer von Mitgliedern, die aus Polen kamen, wie Alex Grynbaum und sein Kreis, aber wir dürfen nicht vergessen, dass für die Vertretung der Gruppe nach außen jemand erforderlich war, der die Landessprache, nämlich Deutsch, fließend beherrschte und das lokale Umfeld und die Abläufe kannte. Daher war es selbstverständlich, dass die Kibbuzvertreter nach außen hin deutscher Herkunft waren.“

August/September Errichtung des Nebenlagers in Gersfeld

26.8.1945 Übergabe der Leitung an ein provisorisches Komitee (Yitzhak Yoker, Piese Zimche, Aharon Gafni und Rivka Englard)

27.8. 1945 Elias Grynbaum, Tydor und Moritz Zauderer, insgesamt 80 Chaluzim – 53 Männer, 27 Frauen – den Gehringshof über Baden nach Marseille

4.9.1945 Abfahrt der SS MATAROA aus Marseille mit 1200 Ma’apilim, 78 mit Zertifikaten des Kibbuz Buchenwald

8.9.1945 Ankunft in Haifa auf der SS MATAROA mit Arbeiterzertifikat C/L

Nach kurzem Aufenthalt im britischen Internierungscamp Atlith gehen viele in den Kibbuz Afikim

Die erste Kibbuz-Versammlung in Afikim mit Berichten der Chaluzim wird zur großen Enttäuschung:

Elias Grynbaum : „aber sie verstanden uns überhaupt nicht.“

Lola Sultanik (Ahuvia) fügte hinzu:

 „Meine Freunde hörten die Geschichten, aber ich weiß nicht, ob sie es überhaupt hören wollten. Als ich glaubte, dass sie mir nicht glaubten, hörte ich auf zu erzählen.“

Elias Grynbaum weiter:

„Ich kam nach Afikim und hatte die Absicht, nur dem Kibbuz beizutreten. Was geschah? Als die Juden die Wüste verließen, fragten sie einfach, wer und wer gehen würde. Und so war es auch in Atlit. Diejenigen, die blieben und in den Kibbuz gehen wollten. Aber die Versammlungen richteten bei uns Chaos an, und tatsächlich blieben nur die jungen Mitglieder zurück. Ich war schon erwachsen und wollte mir nur ein Haus bauen. Also kam ich nach Afikim, aber ein paar Tage reichten für mich. Warum? Wir waren fast die ersten in Israel nach dem Holocaust und wussten nicht genau, was wir mit uns anfangen sollten.  Der Platzanweiser kam zu mir und fragte mich, was ich vor dem Krieg gewesen sei, und ich sagte: „Baumeister“, also ließen sie mich Ziegelsteine in den zweiten Stock werfen, was ich nicht mehr tun konnte. Aber die Wahrheit ist, dass ich mich sehr schämte, ihnen zu sagen, dass ich meinen Teil nicht mehr zum Kibbuz beitragen konnte, also beschloss ich, ihn zu verlassen.“

Quellen

Judith Tydor Baumel, Kibbuz Buchenwald, Hrsg. Kibbuz HaMeuhedet, Tel Aviv 1994

Interview von Judith Baumel mit Eliyahu Grynbaum, Tel Aviv, 16.12.84.

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

U.S. Sterbe-Verzeichnis der Sozialversicherung (SSDI)

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/69452006

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130582465

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/7317921

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 6580); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85

https://www.mappingthelives.org

https://yvng.yadvashem.org/ad

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/81989944

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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