
Viktor Herskovics
*29.7.1913 in Munkacz, Karpathoukraine; ✡ 20.2.1981 in München
Häftlingsgruppe
Religion Jude
Staatsangehörigkeit Ungar; Tscheche; staatenlos
Vater Bayla Chaim Dov Herkovicz *1887; April 1940 in Budapest
Mutter Amalie Diamantstein

Geschwister
Josef Lutzi Herskovics *1915; ✡ vor 1945
Michael Herskovics * ca. 1917; ✡ vor 1945
Aranka Fay Herskovics *5.5 1919 in Munkacz; ✡ 2.3.2012 Baltimore; oo Zeller
Jitzchak Zwi „Itzu“ Herskovics * ca. 1922; ✡ vor 1945
Juliana Herskovics *20.2.1924 ; Überlebende; oo Adek Edward Stechenberg
Agnes Ann Herskovits *4.4.1930 in Uzhhorod; ✡31.3.2010 in Woodbury; oo Mermelstein
Beruf Lehrer (Fremdsprachen), Dolmetscher
Adressen Prag; Gersfeld; Lauterbach, Goldhelg 3; Frankfurt, Heidestraße 79

Heirat 7.8.1945 in Gersfeld Melanie Hildegard de Graaf *1.7.1922 Hilden/Düsseldorf
Kinder Isabella Herskovics *6.4.1946 in Fulda
Weiterer Lebensweg
1919-1925 Grundschule
1925-1932 Gymnasium
Lehrerausbildung an der Universität Prag
1936-1939 als Lehrer in Prag
27.2.1939 Passausstellung in Prag
Flucht in die Niederlande – „Oude Kampbewoner“ im Lager Westerbork
1939 Flucht von Viktor Herskovics in die Niederlande nach Oldenzaal;
Internierung in ndl. Flüchtlingslager, vermutlich Hoek van Holland
9.10.1939 die ersten 22 jüdischen Internierten in Westerbork gehören zu den 900 deutschen Juden an, die vergeblich versucht hatten, auf der SS ST. LOUIS von Hamburg nach Kuba zu fliehen.
Ende November1939 den Männer im Lager Hoek van Holland wird angeboten nach Westerbork zu gehen; keiner geht freiwillig; der Kommandant bestimmt dann einige, u.a. Werner Bloch und Hans Dieter Blume
Ende November 1939 125 Insassen im Lager Westerbork
1939 Viktor Herskovics interniert im ndl. Flüchtlingslager Westerbork, Baracke 43
10.5.1940 Einmarsch der Wehrmacht in die Niederlande; Viktor Herskovics ist zu diesem Zeitpunkt bereits im Lager, gehört somit zur Gruppe der „Oude Kampbewoners“, die einen höheren Schutz vor Deportationen haben.

1.7.1942 Westerbork wird zum vom SS-Kommandanten Albert Gemecker geführten polizeilichen Judendurchgangslager

Herschkowitz in Westerbork eingeteilt zum Aufnahmedienst eingehender Transport zusammen Rudolf Breslauer und dessen Fra Bella
Die „Heimschaffungsaktion“ nach Buchenwald – Ungarn-Transport
23.9.1943 Gestapochef Heinrich Müller unterstellt die ausländischen Häftlinge in Westerbork dem HSSPF Hans Albin Rauter, BDS Sipo-SD, Hauptquartier in den Haag (BdS – Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienst)
23.1.1944 Anweisung Rauters an Lagerkommandant Gemmeker im Rahmen der „Heimschaffungsaktion“, die ungarischen Männer nach Buchenwald zu deportieren

1.2.1944 Viktor Herskovics durch den BDS Den Haag mit dem „Ungarn-Transport“ von Westerbork über Bergen-Belsen nach Buchenwald; zu den Deportierten gehörten u.a. Samuel Kallus, Ignaz Wilhelm Laufer (* 1906 in Joka)
3.2.1944 Ankunft im KL Buchenwald; Unterbringung zunächst Block 63 im Kleinen Lager, dann im „Judenblock“ Nr. 22; 5 der 27 starben vor dem April 1944; 11 sollen nachweislich überlebt haben

Buchenwald-Häftlingsnummer 325
Vermerk: Dikal. -Darf in kein anderes Lager
Arbeitskommandos von Viktor Herskovics in Buchenwald
Ako. 45 Baukommando II
11.2.1945 Ako. 44 Baukommando I, dort gemeinsam mit Heinrich Tydor
24.3.1945 Ako. 97

Das Ende des KL Buchenwald
5.4.1945 Himmlers Befehl zur Evakuierung von Buchenwald (47500 Häftlinge);
6.-10.4.1945 Die SS beginnt mit der Evakuierung des Konzentrationslagers; etwa 28.000 Häftlinge des Stammlagers und mindestens 10.000 Häftlinge der Außenlager werden auf insgesamt 60 Marschrouten – meist zu Fuß – auf die Todesmärsche getrieben, 12000 (Schätzung) kommen auf diesen Märschen um.
6.4. 1945 von den ca. 6000 Juden im Lager, können etwa 3000 versteckt werden; 3105 Juden werden im Lager zusammengetrieben, in den Werkshallen der DAW (Deutsche Ausrüstungswerke) eingesperrt und Richtung Flossenburg in Marsch gesetzt
7.4.1945 Todeszug nach Dachau verlässt Weimar mit ca. 7000 Häftlingen
10.4.1945 9.280 Insassen haben an diesem Tag Buchenwald in zwei Kolonnen verlassen. Die SS kündigt für den folgenden Tag die vollständige Räumung des Lagers an.
Evakuierung des KL Buchenwald in Güterwaggons nach Theresienstadt, Flossenbürg und Dachau
11.4.1945 Befreiung von Buchenwald durch das 37. Panzerbataillon der 4. US-Panzerdivision

24.4.1945 in Buchenwald Victor Herskovics und 5 weitere befreite Gefangene geben für die US-Army ein Interview (Film bei USHMM!)
Nach der Befreiung – Kibbuz Buchenwald
3.6.1945 eine erste Gruppe von 16 Chaluzim zieht auf den Hof Egendorf bei Blankenhaim, den sie „Kibbuz“ Buchenwald nannten
14.5.1945 Entlassung von Viktor Herskovics aus dem KL Buchenwald
Anfang Juni 1945 Gründungsfeier und Benennung in „Kibbuz Buchenwald“; Rabbi Schacter teilt mit, dass gemäß dem Potsdamer Abkommen das Land Thüringen von der US-Army der russischen Militärverwaltung unterstellt werden würde.
Noch am selben Abend beschließen Elias Grynbaum, Heinrich Chaskel Tydor und Zauderer den Wechsel des Kibbuz in die amerikanische Zone.
Judith Baumel schreibt:
„Am Vorabend ihrer Abreise stellten Sauderer, Tidor und Victor Hershkovitz eine Liste großer Farmen zusammen, die für den Wohnsitz der Gruppe geeignet gewesen sein könnten. Die Liste enthielt das Hascharalager des Bachad – Gehringshof. Keiner von ihnen wusste, ob der Weg dorthin frei war, und so beschloss man, sich zunächst an die Militärverwaltung in Frankfurt zu wenden, um dort seinen Antrag formell einzureichen.“
9.6.1945 Wechsel in die Amerikanische Zone
9.6.1945 Tydor, Moritz Zauderer und Victor Hershkovitz (*1913) wollen mit dem Jeep von Rabbi Schacter und dessen Fahrer Chaim Shulman zur US-Militärverwaltung nach Frankfurt, um die Zusage für den Wechsel zu beschaffen. Sie machen aber einen Zwischenstopp in Hattenhof und besichtigen den jetzt von Volksdeutschen bewohnten Hof.
Nach Weigerung des Dorfvorstehers in Hattenhof fahren sie zur US-Militärverwaltung nach Fulda. Kommandant Leutnant Finkelstein beschlagnahmt und überschreibt ihnen den Gehringshof.
Mitte Juni ein deutschsprechender russischer General zu Besuch auf den Hof Egendorf ist überzeugt:
„Freunde, seid ihr nicht froh, dass wir bald kommen?“
24.6.1945 53 Chawerim aus Eggendorf mit einem Bus und zwei LKW’s auf den Gehringshof
Die Versammlung der Chaluzim wählt einen sechsköpfigen Rat: Tydor wird Leiter des Gehringshofs, Elias Grynbaum Leiter des Farmkomitees.
August/September Errichtung des Nebenlagers in Gersfeld nach Beschlagnahme des Hofes durch Leutnant Finkelstein von der US-Militärverwaltung in Fulda
Victor Herskovicz als Leiter nach Gersfeld

7.8.1945 Heirat in Gersfeld mit der Schauspielerin Melanie Hildegard de Graaf, zuvor in Stellung in Weimar
25.8.1945 Ankunft der Beth-Jakov Gruppe von 12 Frauen und zwei Jungen um Rita Rivka Engelhardt, Rachel Schnetzer aus Bergen Belsen (Mädchenschulorganisation Beth Jakob“ =Haus Jakob
Oktober 1945 Umzug nach Lauterbach, Goldhelg 3 (bei Fulda)

10.8.1946 in Lauterbach
11.1.1949 Control Centre Fulda: Eligible for emigration
12.1.1951 Viktor Herskovics mit Tochter Isabella nach Frankfurt, Heidestraße 79
15.3.1951 Scheidungsurkunde
1964 Schlaganfall
20.2.1981 Tod in München
Gedenken
–
Quellen
Judith Tydor Baumel, Kibbuz Buchenwald, Hrsg. Kibbuz HaMeuhedet, Tel Aviv 1994
https://collections.ushmm.org/search/catalog/irn1000704
Kogon, Eugen, Der SS-Staat, 1974, Verlag Kindler
Gedenkstätte Buchenwald (Hrsg.) Buchenwald – Mahnung und Verpflichtung, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften 1983
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/70445425
https://collections.yadvashem.org/en/deportations/5093438
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/6090454
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/79189598
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5282622
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/6090452
https://www.mappingthelives.org
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch
https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf
Danke für diese Arbeit und einige für mich persönlich wichtigen
Informationen und Dokumente aus der deutschen Nachkriegszeit, die für mich so ohne weiteres nicht auffindbar waren!