Oppenheim Eva

Eva Emmy Oppenheim

*21.5.1920 Berlin Charlottenburg; ✡4.12.2003 in Cheadle, England

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Paul Michael Oppenheim *3.4.1880 in Mainz; ✡20.1.1928 in Berlin

Heirat der Eltern 5.7.1919 in Berlin

Mutter Edith Salomonsohn *5.3.1894 in Hohensalza; ✡ 15.7.1944 in Auschwitz

Tante Margot Salomonsohn *25.5.1895 in Hohensalza; ✡ Oktober 1944 in Auschwitz

Geschwister

Michael Werner Oppenheim/Ronald King *2.12.1922 ; 7.1.1996

Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Berlin, Landshuter Straße 8

Heirat Gillat

Kinder eins

Weiterer Lebensweg

10.11.1938 verhaftet im Novemberpogrom, „Schutzhaft“ in Sachsenhausen

Dezember 1938 Entlassung des Vaters aus dem KL Sachsenhausen mit der Auflage, Deutschland zu verlassen

1919 Mutter Edith und Schwester Margot ändern ihren Familiennamen Schachnow in Salomonsohn

20.1.1928 Tod des Vaters mit akuter Leukämie

Ab 1928 Eva Oppenheim mit Mutter Edith und Bruder Werner sowie Tante Margot in der Landshuter Straße 8, Kindermädchen und Haushälterin Gertrud „Guu“ Umlauf lebt mit im Haushalt

1935-36 Ein Jahr im Jüdisches Internat Privatschule Kaliski bei Berlin

1936 -37 Ein Jahr in der Israelitischen Taubstummenanstalt (Schule) in Berlin Weißensee

1937-1938 Arbeit in Harzburg (Haushilfe?)

Landwerk Neuendorf im Sande

April 1938 Eva Oppenheim zur Hachschara ins Landwerk Neuendorf im Sande

Novemberpogrom in Neuendorf

9./10.11.1938 Lehrgut Neuendorf im von den Nazis inszenierten Novemberpogrom  12 SA-Männern auf Motorrädern überfallen; Mitarbeiter wie der Madrich Max Joseph und alle Chaluzim über 20 Jahre verhaftet und in das KL Sachsenhausen in Oranienburg verschleppt; „Schutzhaft“ in Sachsenhausen ; die jüngeren wie  Günter Riese, Kurt Gumpel und die Mädchen (u.a. Eva Oppenheim) bleiben verängstigt zurück; das Lager wird fünf Tage lang von Wachen abgeriegelt.

Kurt Gumpel berichtet, dass

»… eines Nachts plötzlich ein SS-Trupp auftauchte, der die Praktikanten in das KZ Sachsenhausen verbringen sollte. Nur dem beherzten Eingreifen des jüdischen Leiters der Einrichtung, Alex Moch, gelang es, den SS-Führer zu überzeugen, dass der landwirtschaftliche Betrieb nicht ohne ausreichende Arbeitskräfte geführt werden könnte, so dass wenigstens der jüngere Teil der Praktikanten, darunter auch Kurt, verschont blieb.«

Eva Oppenheim Gillat berichtet, dass ein bewaffneter NS-Trupp auf Motorrädern das Gutshaus umstellte und die gesamte Belegschaft – mit Ausnahme derjenigen, die die Tiere auf dem Hof versorgten – dort zwangsweise festgehalten. Die Bewohner des Landwerks verbrachten fünf lange Tage auf dem hermetisch abgeriegelten Areal, unter der Drohung der Besatzer, den Gutshof samt den eingesperrten Menschen niederzubrennen. Hinzu kam die beständige Sorge und bedrückende Ungewissheit über ihre Angehörigen ›zuhause‹ in diesen Novembertagen. Die Mädchen hielten nachts in den Schlafräumen abwechselnd Wache aus Angst vor Vergewaltigung. Männer, die über 20 Jahre alt waren, etwa 40 Personen, seien in das ›KZ Sachsenhausen‹ verschleppt worden.

Direktor Alex Moch und Frau Erna entkommen nach London, er beschafft 150 britische Visa, mit diesen Einwanderungsgenehmigungen erreicht er beim Kommandanten von Sachsenhausen die Freilassung in Sachsenhausen internierten Chaluzim mit der Auflage, Deutschland unmittelbar zu verlassen. Er begleitet die etwa 40 Jungen nach England. Zusammen mit Leonore Goldschmidt gründete er das Farm Institute, Tythrop House in Oxfordshire für etwa 200 jüdische Chaluzim, davon etwa 100 aus Neuendorf.

Mai 1939 Werner Oppenheim auf Kindertransport nach England

4.7.1939 Eva Oppenheim auf Kindertransport nach England zu ihrem Onkel in London

Ausbildung zur Köchin

Mai 1941 als Köchin für die Royal Army in Lancaster, dort lernt sie ihren späteren Ehemann Gillat kennen, Sergeant des „4th Allied Volunteer Platoon“

Bruder Werner meldet sich freiwillig zu einer Fallschirmspringereinheit der Royal Air Force und muss deshalb seinen Namen in Ronald King ändern – vorsorglich bei Kriegsgefangennahme.

Deportation der Mutter und Tante Margot

17.5.1939 Mutter Edith und Tante Margot in Berlin, Landshuter Straße 8 bei Minderheiten-Volkszählung

2.6.1942 Tante Margot auf dem 1.-3. Alterstransport I/1 von Berlin nach Theresienstadt

12.7.1944 Mutter Edith nach Auschwitz

19.10.1944 Deportation der Tante Margot von Theresienstadt nach Auschwitz

4.12.2003 Tod in Cheadle, Greater ManchesterEngland

Gedenken

1928 Beisetzung des Vaters auf dem Friedhof Heerstraße Berlin

19.8.2010 Stolperstein für die Mutter Edith und Tante Margot in Berlin, Landshuter Straße 8

Quellen

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5086734

https://www.stolpersteine-berlin.de/de/landshuter-str/8/edith-oppenheim

BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)

https://yvng.yadvashem.org/ad

Harald Lordick, Das Landwerk Neuendorf: Berufsumschichtung – Hachschara – Zwangsarbeit; in Pilarczyk, Ulrike (Hrsg) Hachschara und Jugendalija, Schulmuseum Steinhorst, 2019

Lore Shelley (Editor), The Union Kommando in Auschwitz, Lanham, New York, London, 1996

Wiehn Erhard (Hrsg) Wer hätte das geglaubt, 2010, Hartung Gorre Verlag

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

Harald Lordick, Landwerk Neuendorf in Brandenburg, in: Kalonymos, 2017, Heft 2

Esther Bejarano, Man nannte mich Krümel, Curio Verlag 1989

Esther Bejarano, Erinnerungen, Laika Verlag, 2013

Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970

Diethard Aschoff, „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: VZ 94 – 96, 1995 – 97, Hrsg. W. Burghardt, S. 321 – 386

Video-Interview mit Issy Philipp 1994

Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015

Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883

Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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