Werner Heinz Pick
*5.8.1921 in Danzig; ✡1943 in Auschwitz
Religion jüdisch
Staatsangehörigkeit deutsch
Vater Walter Pick *20.5.1882 in Königshütte; ✡ 1943 in Auschwitz
Mutter Lucy Loewy *2.5.1896 in Gleiwitz; ✡ 1943 in Auschwitz
Geschwister
Hans Günter Pick *20.12.1923 in Danzig; befreit 1945 in Bergen Belsen
Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant
Adressen Danzig; Gleiwitz, Schröterstraße 9; Groß Breesen;
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
17.5.1939 Werner Pick mit den Eltern und Bruder Hans Pick in Gleiwitz, Schröterstraße 9 bei Minderheitenzählung
Überseegruppenwanderer Lehrgut Groß Breesen
Mai 1936 Eröffnung des nichtzionistischen Übersee-Gruppenwanderer Lehrgutes Groß Breesen; im Gegensatz zu anderen Lagern ist Groß Breesen nicht an jüdische Organisationen gebunden, war jedoch stark geprägt vom Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (C.V., assimiliert, liberal, national)
1936-1939 Curt „Bo“ Bondy Lagerleiter und pädagogischer Leiter, auf Bitten von Leo Baeck; von vielen ‚Groß-Breesenern‘ wurde er als charismatische Persönlichkeit, der sie viel zu verdanken haben, verehrt. Unterstützt wurde er von Ernst Cramer, einem älteren Praktikanten.
Leiter der landwirtschaftlichen Ausbildung war Oberinspektor Erwin Scheier, dessen Frau Ruth oblag die Hauswirtschaft, Tischlermeister Max Kiwi die Schreinerei.
10.1.1938 Überfall der SA auf den Hof in Groß Breesen, alle über 18-Jährigen Männer werden mit einem Bus abgeführt und ins KL Buchenwald gebracht, auch Curt Bondy, der als Homosexueller besonders gefährdet war; die Frauen und Jungen bleiben auf dem Hof zurück.
1939 Werner Pick zur Umschulung ins Überseeauswanderer Lager Groß Breesen
Scheier wird als Verwalter abgelöst von Dingethal, der wiederum wegen Fronteinsatz von Inspektor Hildebrandt: Nachfolger von Bondy wird Walter Bernstein.
31.8.1941 Gestapobefehl: Das Lehrgut Groß Breesen wird Arbeitslager
Die Schließung des Arbeitslagers Groß Breesen
6.10.1942 Das Schloss (Hauptgebäude) in Groß Breesen muss von den Juden für „arische“ Arbeitskräfte freigeräumt werden, Unterbringung im „Schafferhaus“;
Die Grüssau Gruppe
21.10.1942 Gestapo-Offizier Hampel verliest beim Appell die Namen der 22 zur Verlegung nach Grüssau befohlenen Bewohner
30.10.1942 Verabschiedung der Ehepaare, der jungen Frauen und sechs Jungen
Günther Marcuse schreibt in sein Tagebuch:
„Nach dem Abendessen rief der Inspektor (Hildebrandt) alle zusammen, um die Leute zu verabschieden.“
31.10.1942 Verbringung der 22 Personen in das Judenlager im Kloster Grüssau bei Landeshut – neben Tormersdorf und Riebnig eines der drei Sammellager für die Juden aus der Region Breslau
25 junge Männer verbleiben noch auf dem Hof in Groß Breesen.

15.11.1942 Belegung des Schafferhauses in Groß Breesen; Werner Ostrowski in Zimmer 1 bei den Erwinisten (Erwin Doernberg); Zeichnung Günter Marcuse
Fabrikaktion im Arbeitslager Groß Breesen
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“ als Vorbereitung auf die „Fabrikaktion“
Ende Februar/Anfang März 1943 verlassen die letzten „Volljuden“ das Lehrgut Groß Breesen
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert
26.2.1943 Das Tagebuch von Günther Marcuse endet mit dem Hinweis, dass bis zum 1.3.1943 mit einer Gestapoentscheidung zum Abtransport der „Volljuden“ zu rechnen ist, während die „Halbjuden“ in Groß Breesen verbleiben sollten.
1.3.1943 Anordnung der Verbringung der „Volljuden“ aus Groß Breesen
Deportation von Werner Pick in ein Sammellager nach Breslau, als Leiter der Gruppe Meister Max Kiwi mit Frau und 21 jungen Männern; vier „Halbjuden“ bleiben zurück (Ernst Böhm, Heinz Breslauer, Helmuth Mayer, Josef Oppenheimer)
5.3.1943 Deportation der Groß-Breesener mit dem Breslauer Transport nach Auschwitz; eine Transportliste ist nicht überliefert.
6.3.1943 Ankunft des Breslau-Transportes in Auschwitz; 16 der 21 deportierten Männer aus Groß Breesen bekommen in Auschwitz nach Selektion an der Rampe eine Häftlingsnummer, sind somit zu Zwangsarbeit in BUNA Monowitz vorgesehen. Er bekommt die Nummer 107039 in den linken Unterarm tätowiert
Deportation der Eltern
Eltern zuletzt im Judenhaus Oberwallstraße 14 in Gleiwitz

16.5.1942 ab Gleiwitz nach Auschwitz
Bruder Hans in Auschwitz, Dora, Bergen Belsen
Bruder Hans zur Untermiete bei Fam. Rosenthal in Berlin, Klosterstraße 100

3.3.1943 Bruder Hans auf dem 33. Osttransport von Berlin nach Auschwitz
18.1.1945 Todesmarsch von Auschwitz nach Gleiwitz;
21.1.1945 Irrfahrt im offenen Güterwaggon über Mauthausen ins KL Dora;
April 1945 Transport vom KL Dora nach Bergen Belsen
15.4.1945 Befreiung von Bruder Hans Pick in Bergen Belsen
Gedenken
3.1.1957 Pages of Testimony für die Eltern Walter und Lucie Pick von Onkel Willy Pick
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/2690333
Werner Angress, Generation zwischen Furcht und Hoffnung, 1985
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_sln_43a.html
Arthur Wolff, Bericht für den Groß Breesen Rundbrief Nr. 24, 1984
Damit es nicht vergessen wird, Bericht in zwei Teilen, 1991
Günter Marcuse, Tagebuch Groß Breesen; Groß Breesen Rundbrief Nr. 23, 1966
https://archive.org/details/jdischesausb001f022/page/n2/mode/1up?view=theater
https://www.yumpu.com/de/document/read/3840614/21-brief-19-p745-54-gross-breesen-silesia