Erna Michal Auerbach
*4.9.1920 in Kaiserslautern; ✡ ?
Staatsangehörigkeit deutsch, polnisch; Palästina; Israel
Religion jüdisch
Vater Leo Leib Auerbach *20.5.1888 in Sniatyn; ✡ in Riga
Heirat der Eltern am 28.10.1919
Mutter Anna Hana Minka Grünberg *11.2.1890 in Kolomea; ✡ 1942 in Riga
Großvater Moses Wolf Auerbach *1856; ✡ 1921
Großmutter Regina Rivka Liebmann *1861; ✡ 1929
Großeltern Heinrich Chanoch Grünberg und Sarah Stromberger
Tante Malka Auerbach *7.7.1885 in Sniatyn; ✡30.6.1942 in Rebecedou; oo Hans Krämer
Geschwister
Frieda Auerbach *1923 in Kaiserslautern; ✡ 1925

Henny Henya Henrika Auerbach *13.5.1925 in Kaiserslautern; ✡ vor 1945 in Polen
Beruf landwirtschaftliche Praktikantin
Adressen Kaiserslautern, Kerststraße 22
Heirat –
Kinder –
Weiterer Lebensweg
1908 Zuzug der Großeltern, dem ursprünglich aus Sniatyn/Galizien stammenden Kaufmann Moses Wolf und seiner Frau Regina mit den fünf Kindern Malka (* 1885), Leo (* 1888), Hermann (* 1897), Jetty (* 1895) und Anna (* 1905) von Bad Cannstatt nach Kaiserslautern
Oktober 1920 nach Kauf des Hauses Umzug der Familie in die Kerststraße 22
Ostern 1927 Einschulung in die Röhmschule, zuvor jüdischer Kindergarten in Kaiserslautern
1930 Eintritt in den jüdischen Pfadfinderbund
Wechsel auf das Lyceum für Mädchen in der Burgstraße
1.3.1935 Anschluss des neu geschaffenen Gau Saarland an das Deutsche Reich unter Gauleiter Josef Bürckel
1935 Austritt aus dem Mädchen Lyceum nach antisemitischen Schikanen
Das jüdische Umschulungslager Hof Wecker in Rüdnitz
4.8.1935 Erna Auerbach abgemeldet aus Kaiserslautern in das jüdische Umschulungslager Hof Wecker beim Bahnhof in der Bahnhofstraße in Rüdnitz bei Bernau. Der Hof Wecker in Rüdnitz, gelegen an der Bahnlinie Berlin Eberswalde in Rüdnitz war im Besitz der Familie Schocken. Leiter war Erich Marx.
Er bestand von 1933 bis 1941 und war somit eines der ersten zionistischen Hachscharalager der Jüdischen Jugendhilfe in Brandenburg.
August/September 1935 sechswöchiger Vorbereitungskurs zur geplanten Alijah nach Palästina
Januar 1936 Umzug der Familie in die Marktstraße 50
25.1.1936 Ausstellung eines polnischen Passes im polnischen Konsulat in Frankfurt
26.2.1936 Abmeldung zur Alija nach Palästina
4.3.1936 Ankunft von Erna Auerbach in Haifa auf der SS TEL AVIV mit einem Studentenzertifikat der Jugendalija der Kategorie B(III) zur weiteren Ausbildung im Kibbuz Geva in Galiläa

Polenaktion
28.10.1938 Abschiebung von etwa 15000 Juden mit polnischem Pass nach Zbaszyn, auch die Eltern und Schwester Henny; der Vater wird wegen fehlendem, noch beim Konsulat liegendem Pass die Einreise durch die polnischen Grenzbeamten verweigert. Mutter Anna kann nach Kaiserslautern zur Regelung der Vermögensangelegenheiten zurück; Schwester Henny fährt zu Verwandten in die Region Lublin. Es gibt keine weiteren Lebenszeichen von ihr. Laut PoT von Schwester Erna ist Henny in der Region Lublin umgekommen.

Schwester Henya auf der Residentenliste von Zbaszyn mit den Namen der Eltern Leib und Chana Grünberg registriert

Mutter Chana Auerbach unter derselben Adresse
1.9.1939 Überfall der Wehrmacht auf Polen
Oktober 1939 Auflösung des Lager Zbaszyn
Vater Leo vier Monate lang in Buchenwald interniert.
Rückkehr der Eltern nach Kaiserslautern
17.5.1939 beide Eltern und Schwester Henny bei der Minderheiten-Volkszählung erfasst in Kaiserslautern, Marktstraße 50
Juli 1939 Zwangsumzug der Eltern in das „Judenhaus“ Steinstraße 30
Zweite Polenaktion
1.9.1939 Überfall der Wehrmacht auf Polen
7.9.1939 Haftbefehl für alle polnischstämmigen Männer, Juden und Funktionäre polnischer Verbände als „feindliche Ausländer“
Die Eltern können sich der Verhaftung des Vaters durch Abmeldung nach Stuttgart entziehen.
18.9.1939 beide Eltern in Fürth, im Haus des Oberrabbiners Dr. Siegfried Behrens, in der Nürnberger Straße 29

Wagner-Bürckel-Aktion 1940
17.5.1939 Tante Malka Krämer und Ehemann Hans Krämer in Kaiserslautern, Theaterstraße 17 erfasst bei der Minderheitenzählung
22.10.1940 Deportation der Tante Malka, insgesamt 5600 Juden aus Baden, sowie 900 Juden aus der Pfalz und dem Saarland in das Internierungslager Gurs in der nicht besetzten Zone, Südfrankreich
März 1941 Verlegung verschiedener Gruppen aus Gurs in andere Lager: Betagte Menschen kamen nach Noé, Schwerbehinderte nach Récébédou, Familien in das sogenannte ‚Familienlager‘ Rivesaltes
Verlegung der Tante aus Gurs ins Lager Récébédou
1941 Ehemann Johannes Krämer lässt sich scheiden.
30.6.1942 Tod der Tante im Camp Récébédou
Deportation nach Riga
18.9.1939 Eltern nach Fürth, Nürnberger Straße 29;

27.11.1941 Verhaftung der Eltern mit 89 Juden aus Fürth, die Zahl der aus Fürth Deportierten wird je nach Publikation unterschiedlich mit 84 bis 95 angegeben.

27.11.1941 Verbringung in fünf größere Baracken des Kriegsgefangenenlagers Ecke Breslauer-/Zollhausstraße in Nürnberg- Langwasser, am Reichsparteitagsgelände
29.11.1941 Verbringung zum Nürnberger Bahnhof Märzfeld
29.11.1941 Transport mit dem Zug „Da 32“ von Nürnberg nach Skirotawa, Riga
2.12.1941 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Lager Jungfernhof

Im Buch der Erinnerung sind beide Eltern aufgeführt, aber ohne Angabe eines Todesortes oder Zeitpunktes. Vermutlich sind sie bereits im Frühjahr Opfer der Massenerschießungen im Hochwald von Biekernieki im Rahmen der „Dünemünde-Aktionen“ geworden.
Palästina
1936-1938 Ausbildung im Kibbuz Geva
1938-1940 in Hadera
1940 zusammen mit 76 Chawerim (Pionieren) Gründung des Kibbuz Mazuba im Norden

24.5.1942 Eintritt als „Soldier“ in den Frauen vorbehaltenen ATS (Auxiliary Transport Services) der Royal Army, zunächst als Krankenwagenfahrerin, dann bei den Quartiermaster-Stores
24.7.1942 Antrag auf Einbürgerung
19.10.1942 Einbürgerung in Palästina
1946 Austritt aus dem ATS im Dienstrang eines „Sergeant“
Palästinakrieg 1947-1949
29.11.1947 Verabschiedung des UN-Teilungsplanes für Palästina
30.11.1947 erste lokale Kämpfe zwischen arabischen Milizen (u. a. der Armee des heiligen Krieges) und jüdischen Militärorganisationen wie der Hagana und Palmach
14.5.1948 Unabhängigkeitserklärung von David Ben-Gurion
15.5.1948 Ende des Britischen Mandats für Palästina; Einmarsch der Armeeeinheiten aus Ägypten, Syrien, Jordanien und Irak in Palästina
1948 Eintritt von Erna Auerbach in die Streitkräfte Israels (IDF)
20.7.1949 Waffenstillstandsabkommen nach dem militärischen Sieg Israels
1948 -1972 Soldatin der IDF, zuletzt im Rang eines „Major“

Michal Auerbach als „dekorierte“ Majorin der Streitkräfte Israels (IDF)
Gedenken
11.4.2000 Michal Auerbach schreibt Pages of Testimony für die Eltern und die Schwester
Gedenktafel für die Eltern in der Gedenkhalle (Tahara-Haus), neuer jüdischer Friedhofs Fürth
Film des Pfadfinderbundes der Stadt Kaiserslautern
7.9.2016 Stolpersteine für Erna, Anna, Leo und Hendryka Auerbach sowie Tante Malka in Kaiserslautern, Kerststraße 22
Danksagung
Mein Dank gilt Frau Bernadette Künzel-Geiler für den Text auf der
Stolpersteinseite Kaiserslautern und Christiane Stephani für die
Anregung zur Veröffentlichung und die Zurverfügungstellung biografischer
Informationen.
Quellen
https://www.zbaszyn1938.pl/uploads/documents/Lista_Deportowanych/GK_166_1141_Cala_lista.pdf
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.mappingthelives.org
Film: https://www.youtube.com/watch?v=JFBsvbYiBrI
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de834921
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de834822
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de834842
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de904773
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/69919297
Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten
Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf
Ezra Ben Gershôm David. Aufzeichnungen eines Überlebenden, Evangelische Verlagsanstalt 1989
Joel König (Ezra Ben Gershom), Den Netzen entronnen, Vandenhoeck u. Ruprecht 1967
Bettina Götze, Rathenow, in: Irene Annemarie Diekmann (Hrsg.), Jüdisches Brandenburg. Verlag für Berlin-Brandenburg 2008. S. 304–328