Hans Gross
*3.5.1916 in Berlin ; ✡ 16.11.1942 in Dachau
Staatsangehörigkeit Ungarn, staatenlos
Religion jüdisch
Vater Ludwig Gross; ✡ vor 1942
Mutter Anni Spiegel; Überlebende; ✡?
Geschwister
Willy Kurt Grosz *10.9.1914 in Berlin; Überlebender ✡?
Beruf Konditorlehrling
Adressen Berlin; Wolzig
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg

1929 Vater Ludwig Groß, Dentist, im Jüdischen Adressbuch von Groß-Berlin
Das jüdische Jugend-und Lehrheim in Wolzig
Jugendheim Wolzig; großes Gebäude ganz links; Sammlung Ralph Gabriel
November 1929 Eröffnung der Erziehungsanstalt für verwahrloste Jugendliche in Wolzig bei Berlin
Träger war der Deutsch-Israelitische Gemeindebund
Anfang 1933 befanden sich in dem Heim 68 Jungen, im Juni 1933 noch 43 davon acht nicht jüdisch.
Überfall der SA auf das Jugend-und Lehrheim in Wolzig
Laut Auskunft der Gedenkstätte Sachsenhausen, handelte es sich „um das jüdische Erziehungsheim Wolzig bei Königs-Wusterhausen, eine 1929 gegründete reformpädagogische Einrichtung, die ab 1933 von der Umgebungsgesellschaft feindselig betrachtet wurde. Unter dem Vorwand kommunistischer Umtriebe überfiel eine SA Einheit das Heim und verschleppte am 7.6.1933 34 Jungen zwischen 13 und 19 ins KZ Oranienburg, wo sie bis zum 10.7.1933 festgehalten wurden.„
Das KL Oranienburg war von der SA-Standarte 208 am 21.3.1933 in einer ehemaligen Brauerei eingerichtet worden, Ende April übernommen vom Potsdamer Regierungspräsident.
7.6. 1933 Der jüdische Gärtner R. Goldschmidt berichtet:
„Um 4 Uhr früh erschien ein Lastwagen mit SA. Die Männer waren bewaffnet, ein Gruppe umstellte das Heim, andere verschafften sich gewaltsam Zutritt, und mit Gebrüll jagte man die Erschrockenen mit Hilfe des Gewehrkolbens aus den Betten zum Hof. Er gab Fußtritte, und Gummiknüppel traten in Aktion, bis die Aufstellung in Marschordnung vollzogen war. Zur gleichen Zeit ging eine andere Gruppe ins Heim und versteckte unter Matratzen, Schränken und Schreibtischen Revolver, Seitengewehre, Totschläger, kommunistische Flugblätter, Broschüren und Bildmaterial gegen das Dritte Reich.“
9.6. 1933 Schreiben des Deutsch-Israelitischen Gemeindebundes an den Regierungspräsidenten in Potsdam:
„In dieser Zeit wurde das Heim durchsucht. Es wurde unter dem Kopfkissen des Zöglings Werner Treuherz eine Schußwaffe gefunden. Treuherz wurde gerufen und gefragt, wie lange er schon in dem Bett, in dem die Waffe gefunden worden sei, schlafe. Er erwiderte: >>Ein Jahr << und bekam zur Antwort: »Und dann hast du nicht bemerkt, daß du eine Pistole unter dem Kopfkissen hast? « Nach Aussage des zurückgebliebenen Personals sollen auch einige Schriften gefunden und beschlagnahmt worden sein.“
Sechs weitere Verhaftungen in das Gestapogefängnis Berlin:
„Es wurden, nachdem der Landrat des zuständigen Kreises Beeskow-Storkow telefonisch von dem Ergebnis der Durchsuchung verständigt war, verhaftet: Direktor Oskar Friedmann, Gärtner (Richard) Goldschmidt, Bürohilfe Betty Armer, Erzieher Max Gebhard, Erzieher Fritz Hirsch, Zögling Werner Treuherz. Die genannten Verhafteten und außerdem sämtliche Zöglinge des Heim es wurden gegen 10 1/ 2 Uhr vormittags auf Lastautos verladen und nach Angabe von SA-Leuten in das Konzentrationslager nach Oranienburg überführt.
Die Verhafteten sind nach Berlin gebracht worden.“
5.7.1933 Tag des Verhörs von Hans Gross im KL Oranienburg; er gibt an, Kenntnis von der kommunistischen Gruppe zu haben.
10.7.1933 Entlassung der 34 Wolziger aus dem KL Oranienburg
17.5.1939 Hans Gross in Berlin, Prenzlauer Berg, Lippehner Straße 6
Emigration der Mutter Anni Groß nach New York
3.2.1941 Verlegung von Sachsenhausen in das KL Groß-Rosen

8.7.1942 Verlegung von Hans Gross als BV-Jude von Groß-Rosen in das KL Dachau; (BV – Kürzel für „Befristete Vorbeugehaft“, fälschlich „Berufsverbrecher“)

18.8.1942 Aufnahme im Krankenrevier wegen Phlegmone

11.11.1942 Tod im KL Dachau
Gedenken
–
Quellen
Klaus Drobisch, Überfall auf jüdische Jungen im Juni 1933; Dokumente; 1993
„The Times“ vom 19. September 1933 „Life in a Nazi camp. A farm student’s experience“
Mitteilungen von Astrid Ley, Gedenkstätte Sachsenhausen
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1062100
https://www.myheritage.de/research
https://www.mappingthelives.org
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://collections.arolsen-archives.org/en/document/12656090
https://collections.arolsen-archives.org/en/document/10077809
https://collections.arolsen-archives.org/en/document/130431028
Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
Peter W. Lande, Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History