Walde van der Heinz

Heinz van der Walde

*7.1.1917 in Emden oder Bremen; ✡ 28.7.1942 in Minsk

Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos

Religion jüdisch

Vater Hermann van der Walde *27.2.1895; ✡9.5.1916

Mutter Auguste van der Walde *17.6.1892 in Emden; ✡2.5.1942 im Ghetto Lodz

Großmutter Rosette van der Walde geb. Sax *25.8.1859 in Aschendorf; ✡ 7.9.1942 in Kulmhof; oo Josef van der Walde (1855-1929)

Mögliche enge Verwandte

Simon van der Walde *5.6.1876 in Emden; ✡ in Riga

Auguste van der Walde geb. Brumsack *6.11.1883 in Beverstedt; ✡ in Riga

Cousin/en

Adolf van der Walde *14.3.1912 in Emden; ✡ in Riga (Salaspils?)

Leopold van der Walde*17.3.1913 in Emden; ✡17.3.1913 in Emden

Martin van der Walde/Charles Woolton *21.9.1919; ✡ Febr. 1988 in Barnet, London; oo 1955 Lily Henkin

Betty van der Walde *3.10.1921 in Emden; ✡ in Riga

Beruf Lehrling

Adressen Emden; Wolzig; Berlin; Bremen

Heirat  ledig

Kinder

Weiterer Lebensweg

9.5.1916 Der Vater Hermann van der Walde ist noch vor seiner Geburt gestorben.

Das jüdische Jugend- und Lehrheim in Wolzig

Jugendheim Wolzig; großes Gebäude ganz links; Sammlung Ralph Gabriel

November 1929 Eröffnung der Erziehungsanstalt für verwahrloste Jugendliche in Wolzig bei Berlin

Träger war der Deutsch-Israelitische Gemeindebund

Anfang 1933 befanden sich in dem Heim 68 Jungen, im Juni 1933 noch 43 davon acht nicht jüdisch.

Überfall der SA auf das Jugend- und Lehrheim in Wolzig

Laut Auskunft der Gedenkstätte Sachsenhausen, handelte es sich „um das jüdische Erziehungsheim Wolzig bei Königs-Wusterhausen, eine 1929 gegründete reformpädagogische Einrichtung, die ab 1933 von der Umgebungsgesellschaft feindselig betrachtet wurde. Unter dem Vorwand kommunistischer Umtriebe überfiel eine SA Einheit das Heim und verschleppte am 7.6.1933 34 Jungen zwischen 13 und 19 ins KZ Oranienburg, wo sie bis zum 10.7.1933 festgehalten wurden.

Das KL Oranienburg war von der SA-Standarte 208 am 21.3.1933 in einer ehemaligen Brauerei eingerichtet worden, Ende April übernommen vom Potsdamer Regierungspräsident.

7.6. 1933 Der jüdische Gärtner R. Goldschmidt berichtet:

„Um 4 Uhr früh erschien ein Lastwagen mit SA. Die Männer waren bewaffnet, ein Gruppe umstellte das Heim, andere verschafften sich gewaltsam Zutritt, und mit Gebrüll jagte man die Erschrockenen mit Hilfe des Gewehrkolbens aus den Betten zum Hof. Er gab Fußtritte, und Gummiknüppel traten in Aktion, bis die Aufstellung in Marschordnung vollzogen war. Zur gleichen Zeit ging eine andere Gruppe ins Heim und versteckte unter Matratzen, Schränken und Schreibtischen Revolver, Seitengewehre, Totschläger, kommunistische Flugblätter, Broschüren und Bildmaterial gegen das Dritte Reich.“

9.6. 1933 Schreiben des Deutsch-Israelitischen Gemeindebundes an den Regierungspräsidenten in Potsdam:

„In dieser Zeit wurde das Heim durchsucht. Es wurde unter dem Kopfkissen des Zöglings Werner Treuherz eine Schußwaffe gefunden. Treuherz wurde gerufen und gefragt, wie lange er schon in dem Bett, in dem die Waffe gefunden worden sei, schlafe. Er erwiderte: >>Ein Jahr << und bekam zur Antwort: »Und dann hast du nicht bemerkt, daß du eine Pistole unter dem Kopfkissen hast? « Nach Aussage des zurückgebliebenen Personals sollen auch einige Schriften gefunden und beschlagnahmt worden sein.“

Sechs weitere Verhaftungen in das Gestapogefängnis Berlin:

Es wurden, nachdem der Landrat des zuständigen Kreises Beeskow-Storkow telefonisch von dem Ergebnis der Durchsuchung verständigt war, verhaftet: Direktor Oskar Friedmann, Gärtner (Richard) Goldschmidt, Bürohilfe Betty Armer, Erzieher Max Gebhard, Erzieher Fritz Hirsch, Zögling Werner Treuherz. Die genannten Verhafteten und außerdem sämtliche Zöglinge des Heim es wurden gegen 10 1/ 2 Uhr vormittags auf Lastautos verladen und nach Angabe von SA-Leuten in das Konzentrationslager nach Oranienburg überführt.

Die Verhafteten sind nach Berlin gebracht worden.“

5.7.1933 Tag des Verhörs von Heinz van der Walde im KL Oranienburg; er gibt an, keine Kenntnis von der kommunistischen Gruppe zu haben.

10.7.1933 Entlassung der 34 Wolziger aus dem KL Oranienburg

Novemberpogrom in Emden

10.11.1938 Alle Juden werden in einem Schulgebäude zusammengetrieben; am Morgen werden sie zum Gymnasium gebracht und dort registriert; Frauen und Kinder werden nach Hause geschickt. Die jüdischen Männer mit Bussen nach Oldenburg, wo sie mit etwa 250 Juden aus Ostfriesland in einer Kaserne interniert werden. Letztlich werden etwa 1.000 jüdische Ostfriesen, Oldenburger und Bremer mit der Bahn in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert.

Minderheitenzählung

17.5.1939 Heinz van der Walde auch in Berlin, Tiergarten, Solinger Straße 11 erfasst

17.5.1939 Heinz mit seiner Mutter Auguste (*17.6.1892 in Emden) und Großmutter Rosette van der Walde in Emden, Webergildestraße 41

17.5.1939 Simon, Auguste (*6.11.1883 in Beverstedt), Henriette, Martin und Betty van der Walde in Emden, Zwischen den Bleichen 8

Angeblich soll Heinz van der Walde auch 16.8.1939 nach London emigriert sein.

Judenvertreibung aus Ostfriesland/Oldenburg

Januar 1940 Anordnung der Gestapo-Leitstelle Wilhelmshaven: Ausweisung der in Ostfriesland lebenden Juden „aus militärischen Gründen“ bis zum 1. April 1940.

Viele Emdener ziehen in die großen Städte wie Bremen, Hamburg, Hannover und Berlin.

Heinz geht nach Bremen, wo er mit den Ehepaare Wallach und Wand auf der Löningstraße 3 wohnt.

Die Familie von Simon van der Walde geht nach Lehrte bei Hannover

150 ältere Juden bleiben noch im jüdischen Altenheim in Emden, 11 im jüdischen Alten- und Siechenheim in Varel sowie 8 alte Juden in Norden, die nach Emden überführt werden sollten

23.10.1941 Mutter Auguste und Großmutter Rosette Deportation von Emden ins Ghetto Lodz

18.11.1941 Deportation von Heinz van der Walde von Bremen ins Ghetto Minsk

15.12.1941 Die Familie des Simon van der Walde von Lehrte nach Riga Skirotawa

28.7.1942 Tod von Heinz van der Walde im Ghetto Minsk

7.9.1942 Tod der Großmutter Rosette im Vernichtungslager Kulmhof

Gedenken

2.10.1977 Pages of Testimony für Auguste, Simon, Adolf und Betty van der Walde von ihrem Sohn/Bruder Martin van der Walde/Charles Woolton, London

Quellen

Klaus Drobisch, Überfall auf jüdische Jungen im Juni 1933; Dokumente; 1993

„The Times“ vom 19. September 1933 „Life in a Nazi camp. A farm student’s experience“

Mitteilungen von Astrid Ley, Gedenkstätte Sachsenhausen

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411118_Bremen21.jpg

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411024-3.jpg

https://www.myheritage.de/research

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de985847

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de985145

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de985130

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de985147

https://www.mappingthelives.org

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

Peter W. Lande,  Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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