Werner Guttentag
*6.2.1920; ✡ 2.12.2008 in Cochabamba
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Erich Guttentag *1889; ✡1965
Mutter Margarete Tichauer *1890; ✡?
Geschwister –
Beruf Landwirtschaftlicher Volontär
Adressen Breslau, Schillerstraße 22; Belgien; Luxemburg; Werkdorp Wieringen Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen); Amsterdam,
Heirat –
Kinder –
Weiterer Lebensweg
Mitglied in der sozialistischen „Freie deutschjüdische Jugend“
1934 bis 1937 Lehrstelle bei den Schlesischen Furnierwerken in Breslau
1937 Emigration nach Luxemburg
1938 über Belgien in die Niederlande
ASR-Aktion

13.6.1938 Vater Erich in der reichsweiten ASR-Aktion in Breslau verhaftet und ins KL Buchenwald eingewiesen
27.8.1938 Entlassung des Vaters aus dem KL Buchenwald
Emigration der Eltern ab Genua nach Bolivien
Werkdorp Nieuwe Sluis
20.8.1938 Werner Guttentag zur Hachschara ins Jüdische Werkdorp
7.12.1938 Martha Eibschütz aus Wien ins Werkdorp
25.11.1938 sein Jugendfreund Werner Jany aus Breslau zur Hachschara ins Werkdorp
Träger des „Jüdisches Werkdorf Nieuwe Sluis“ ist die „Stichting Joodse Arbeid“ (Stiftung Jüdische Arbeit); hier werden jüdische Jugendliche zu Landarbeitern umgeschult (Hachschara) als Vorbereitung auf die Ansiedlung in Palästina (Alija). Die Ausrichtung war neutral, nur etwa ein Drittel der Chawerim waren auch zionistische Chaluzim (zionistische Pioniere)
Im März 1934 kommt eine kleine Gruppe von Volontären als Aufbaugruppe in die verlassenen Baracken auf der Farm. Dreieinhalb Jahre lang dienten diese als Unterkunft für die Gruppe der Bauarbeiter. Ende 1934 stehen vier Baracken und eine Kantine dicht beieinander rund um das Haukes-Haus.
Oktober 1934 Aufnahme des regulären Ausbildungsbetriebs
Im Zentrum des Werkdorfs wird ein Gemeinschaftshaus errichtet, die Baracken werden in einem Halbkreis herumgebaut.
Werner Guttentag macht im Werkdorp eine Schlosserlehre
Die Mutter verschafft im in Bolivien ein Visum; Werner Guttentag berichtet 2002 im Interview selbst davon:
„Sie hat mir erzählt, dass sie für mich vor dem bolivianischen Präsidentenpalast anstand, um ein Visum zu erhalten. Dort mussten damals alle für ein Visum anstehen. Meine Mutter ist aus der Schlange herausgetreten und einfach hineingegangen. Sie sprach einen der Offiziere in einem Zimmer an. Dieser Mann war – wie sich herausstellte – kein Offizier, sondern der damalige Präsident Busch. Meine Mutter konnte damals noch kein Spanisch, also sagte sie auf Deutsch: „Für meinen Sohn!“ Und Busch hat dem nächststehenden Offizier die Anweisung gegeben, ein Visum auszustellen.“
15.11.1939 Abmeldung von Werner Guttentag aus dem Werkdorp;
Sein Freund Werner Jany gehört 1941 zu den 57 Werkdorpern der „Juni groep“, die bei einer Vergeltungsaktion des SD zu „Sonderbehandlung“ nach Mauthausen deportiert werden und dort innerhalb eines halbes Jahres ermordet werden
Bolivien
1939 Emigration zu den Eltern nach Bolivien, Cochabamba
1939-1943 Arbeit bei einem Juwelier
1943- 1945 im Bergbau-Unternehmen von Moritz Hochschild in Oruro.
1945 Buchhändler in Cochabamba
1952 Verlagsgründung »Los Amigos del Libro«
Ab 1962 jährliche Herausgabe der „Nationalbibliografie Boliviens“
1971-1978 Militärdiktatur Banzers; Guttentag zeitweilig im Gefängnis
Gedenken/Ehrungen
1973 Bundesverdienstkreuz
1974 Ehrenbürger von Cochabamba
1987 Verleihung des Orden Cóndor de los Andes
1998 die bolivianische Post ehrt ihn mit einer Briefmarke.
Quellen
https://www.mappingthelives.org
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5277888
Niederlande, Bevölkerungsregister, 1810-1936; Bron: boek, Deel: 146, Periode: 1912-1938
https://www.oorlogsbronnen.nl/mensen?personterm=Ontruiming%20Joods%20Werkdorp%20Wieringermeer