Littmann Fritz

Fritz Littmann

*7.2.1921 in Berlin; ✡ 28.5.1943 in Sobibor

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Julian Littmann *22.1.1883 in Briesen; ✡ 11.2.1944 Auschwitz

Mutter Gertrud Wollstein *18.3.1893 in Pieritz; ✡ 18.10.1936 in Berlin

Großeltern Leopold Littmann und Jenny Löwenberg

Geschwister

Margot Paula Littmann *23.12.1912 in Berlin; ✡28.2.1945; oo Gerhard Luft

Herbert Leopold Littmann

*25.9.1919 in Berlin; ✡ 3.2.1942 Tötungsanstalt Hartheim

Beruf Volontär Schreinerlehre

Adressen Berlin; Werkdorp Wieringen Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen); Amsterdam,

Heirat ledig

Kinder

Weiterer Lebensweg

18.10.1936 Tod der Mutter in Berlin

1.12.1936 Vater Julian mit Sohn Herbert nach Amsterdam

Fritz bleibt noch einige Monate bei Schwester Margot in Berlin

Sommer 1938 Bruder Fritz von Berlin nach Amsterdam

Werkdorp Nieuwe Sluis

14.7.1937 Herbert Littmann zur Hachschara ins Joodse Werkdorp Wieringermeer

1.6.1937 Fritz Littmann zur Hachschara ins Joodse Werkdorp Wieringermeer

Herbert Littmann arbeitet in der Schlosserei/Schmiede, Fritz in der Tischlerei.

Fritz Littmann 2. von rechts

Träger des „Jüdisches Werkdorf Nieuwe Sluis“ ist die „Stichting Joodse Arbeid“ (Stiftung Jüdische Arbeit); hier werden jüdische Jugendliche zu Landarbeitern umgeschult (Hachschara) als Vorbereitung auf die Ansiedlung in Palästina (Alija). Die Ausrichtung war neutral, nur etwa ein Drittel der Chawerim waren auch zionistische Chaluzim (zionistische Pioniere)

Im März 1934 kommt eine kleine Gruppe von Volontären als Aufbaugruppe in die verlassenen Baracken auf der Farm. Dreieinhalb Jahre lang dienten diese als Unterkunft für die Gruppe der Bauarbeiter. Ende 1934 stehen vier Baracken und eine Kantine dicht beieinander rund um das Haukes-Haus.

Oktober 1934 Aufnahme des regulären Ausbildungsbetriebs

Im Zentrum des Werkdorfs wird ein Gemeinschaftshaus errichtet, die Baracken werden in einem Halbkreis herumgebaut.

Anfang 1937 Offizielle Eröffnung der nun fertiggestellten Anlage

2.1.1938 formal bedingte Ummeldung der Brüder wie aller Bewohner von der Gemeinde Barsingerhorn nach Wieringermeer

Auflösung des Werkdorp

20.3.1941 Auflösung des Werkdorp durch den SD der SS; 210 der 290 Lehrlinge werden nach Amsterdam verbracht und in Familien untergebracht; Gerd Vollmann berichtet darüber:

„Am 20. März kamen morgens blaue Busse von der Amsterdamer Gemeindebahn am Rande des Polders. … Die ca. 300 Werkdörfler wurden inspiziert durch Lages in Uniform und Barbie in Zivil.

Willy Lages, SS-Sturmbannführer, Leiter des Sicherheitsdienstes in Amsterdam; Klaus Barbie, SS-Obersturmführer, Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam

Unser Betriebsleiter Kemmerlin sorgte dafür, dass ca. 60 Jungen und Mädels bleiben durften, um das Vieh usw. zu versorgen. Die anderen kriegten 10 Minuten die Gelegenheit, um etwas zu packen und dann wurden wir mit Bussen nach Amsterdam gebracht…“

Unterbringung der 210 Werkdorper zunächst in Asschers Diamantschleiferei im Amsterdamer „Pijp“

27.3.1941 Unterbringung der Werkdorper in Gastfamilien oder bei Verwandten;

Fritz Littmann in die Volkerakstraat 7

11.6.1941 Offizielle Abmeldung der 210 Werkdorper aus der Gemeinde Wieringermeer

1.8.1941 endgültige Schließung des Werkdorpes

Herbert Littmann abgemeldet nach Holendrechtsstraat 39-II in Amsterdam

Zweite große Razzia in Amsterdam

14.5.1941 Bombenexplosion im Marine-Offiziersclub Amsterdam auf der Bernard-Zweerskade ist Anlass für Verhaftungswelle

Juni 1941 Zweite große Razzia in Amsterdam; der SD geht bei dieser Razzia anders vor als bei der ersten Razzia im Februar 1941, bei der  Juden wahllos auf der Straße aufgegriffen und festgenommen wurden; bei der zweiten Razzia nutzen die Deutschen Adresslisten und gehen gezielt zu den Häusern von dem sie wissen, dass dort Juden leben.

11.6.1941 SS-Obersturmführer Klaus Barbie von der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam“ erschleicht sich durch Täuschung die Adresslisten der „Werkdorper“

11.6.1941 „Vergeltungsmaßnahme“ 300 vorwiegend Jugendliche, davon 61 „Werkdorper“ im Durchgangslager Schoorl inhaftiert; von ihnen werden vier, die keine vier jüdischen Großeltern haben, freigelassen.

Von Dezember 1940 bis August 1941 war SS-Untersturmführer Hans Stöver Kommandant des Camp Schoorl

Der Werkdorper Bernard Natt,, ein Cousin von Lotte Brück, beschreibt die Razzia des 11. Juni 1941:

„Am Mittwochabend, dem 11. Juni 1941, besuchte ich mit Lotti in der Stadsschouwburg eine Aufführung von Griegs Oper „Per Gynt“. Es war eine schöne, angenehme Aufführung. Es war auch das letzte Mal, dass ich mit Lotti ausgegangen bin. Auf dem Heimweg trafen wir einige Freunde vom Werkdorp. Sie waren sehr aufgebracht und teilten uns mit, dass unsere Mitbewohner des Werkdorps noch am selben Abend von der Gestapo festgenommen worden seien.

22.6.1941 Deportation der 296 in Schoorl Inhaftierten in das KL Mauthausen; dort werden sie durch extrem harte Arbeit im Steinbruch und oftmals tödliche medizinische Experimente ermordet; keiner überlebt das Jahr 1941

Häftlingseuthanasie in Schloss Hartheim – Code 14f13

Offizielles Sterbedatum von Herbert Littmann ist der 6.2.1942

Todesdatum, Todesort und Ursache von Herbert Littmann sind aber keineswegs gesichert, da nachweislich bei über 3794 Mauthausen Häftlingen gefälschte Sterbeurkunden ausgestellt wurden, um die Angehörigen darüber hinwegzutäuschen, dass diese der Häftlingseuthanasie in Schloss Hartheim zum Opfer gefallen waren.

Die nicht arbeitsfähigen und kranken Häftlinge im KL Mauthausen wurden durch Selektion zum Tode verurteilt: sie wurden in Bussen der Reichspost in die Tötungsanstalt Schloss Hartheim verbracht und dort unmittelbar nach Ankunft durch CO-Gas erstickt.

3.2.1942 Tod von Bruder Herbert in der Tötungsanstalt Hartheim

Irrfahrt der ST. LOUIS

13.5.1939 Einschiffung von Schwester Margot mit Ehemann Luft auf der ST. LOUIS in Hamburg

13.5.-17.6.1939 die Irrfahrt der ST. LOUIS ab Hamburg nach Kuba und zurück; trotz gültiger Visa werden 937 jüdische Emigranten von Kuba, USA und Kanada abgewiesen, müssen nach Europa zurück.

17.6.1939 Ausschiffung in Antwerpen; die Niederlande übernehmen 218 Emigranten; weitere werden in England, Belgien und Frankreich als Asylanten aufgenommen.

18.6.1939 Schwester Margot mit Ehemann Luft zunächst in Rotterdam in alten Quarantänezentrum

Kamp Westerbork

27.2.1940 Schwester Margot mit Ehemann Luft in das Vluchtelingen Kamp Westerbork „Oude Kampbewoners“

10.5.1940 Einmarsch der Wehrmacht in die Niederlande

1.7.1940 Übernahme des Kamp Westerbork durch die SS, fortan „Polizeiliches Judendurchgangslager“

29.7.1943 Einweisung von Vater Julian in das Judendurchgangslager Westerbork

8.2.1944 Vater Julian deportiert von Westerbork nach Auschwitz

11.2.1944 Tod des Vaters in Auschwitz

4.9.1944 Margot und Gerhard Luft auf dem Transport XXIV/7 von Westerbork nach Theresienstadt

29.9.1944 Gerhard Luft auf dem Transport E l Theresienstadt nach Auschwitz

1.10.1944 Margot Luft auf dem Transport E m Theresienstadt nach Auschwitz

Der Auschwitz Frauen Block

18.1.1945 Evakuierung aller drei Auschwitz-Lager; ca. 60 000 Häftlinge; 10000 Männer aus Monowitz

18.1.1945 Beginn des Todesmarsches mit 400 Frauen von Auschwitz- Birkenau nach Loslau

21./22.1. 1945 Ankunft in Loslau

22.1.-27.1.1945 auf Transport in offenen Kohlewaggons über KL Groß-Rosen und KL Sachsenhausen (jeweils wegen Überfüllung abgewiesen) bis ins KL Ravensbrück; dort zunächst ins „Jugendlager“,

28.2.1945 Tod von Schwester Margot auf einem Todesmarsch aus Auschwitz

Gerhard Luft befreit von der Roten Armee in der Region Kattowitz

Sobibor

28.12.1942 Fritz Littmann meldet auf der Wache Leidscheplein den Diebstahl seines Fahrrades

25.5.1943 Fritz Littmann als Strafgefangener „S“ von Amsterdam nach Westerbork, vermutlich als Onderduiker verhaftet und unmittelbar auf den am selben Tage abgehenden Transport nach Sobibor gestellt

28.5.1943 Tod von Fritz Littmann in Sobibor

Gedenken

Quellen

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1109657

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1109589

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1112892

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5062336

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5062349

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130336926

www.joodsmonument.nl/en/page/226417/herbert-leopold-littmann

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Littmann%20Herbert%22%7D

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Littmann%20Julian%22%7D

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Littmann%20Margot%22%7D

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Fritz%20Littmann%22%7D

https://www.mappingthelives.org

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://yvng.yadvashem.org/ad

Niederlande, Bevölkerungsregister, 1810-1936; Bron: boek, Deel: 146, Periode: 1912-1938

www.werkdorpwieringermeer.nl/

https://www.oorlogsbronnen.nl/mensen?personterm=Ontruiming%20Joods%20Werkdorp%20Wieringermeer

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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