Josef „Jupp“ Andreas Levy
*27.5.1921 in Frechen, Köln; +8.3.2003 in Yonkers, New York
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Vater Norbert Levy *29.3.1886 in Frechen; Metzger; Tod 1944 in Riga Mühlgraben „killed“
Mutter Paula Cohen *19.1.1889 in Horrem; Tod 1943 in Riga
Schwester Auguste Gustl Senta Levy *11.8.1927 in Frechen, Köln; oo Cahn; +Mai 1983 Hallandale, Florida
Beruf Metzger
Adressen Frechen, Rosmarstraße 10; Köln, Judenghettohaus Brüsseler Straße 87
Heirat 10.11.1946 in der Jüdischen Gemeinde Göteborg Sara Cukier *1.9.1916 in Lodz, Polen; Trauung durch Dr. Löb
Weiterer Lebensweg
8 Jahre Volkschule
Josef als Auslieferjunge bei einer Schuhfabrik in Köln
bis 1938 in der Metzgerei des Vaters
9./10.11.1938 im Novemberpogrom verhaftet ; das Haus in der Rosmarstraße wird verwüstet; er wird gezwungen aufzuräumen.
Eine Nachbarin als damals Zehnjährige beobachtete , wie in der „Reichskristallnacht“ die Metzgerei Levy neben dem Lebensmittelgeschäft Baruch in Frechen verwüstet wurde (persönl. Mitteilung 2021)
November 1938- Ende Januar 1939„Schutzhaft“ im KL Dachau, Häftlingsnummer 28407
März 1939 Zwangsarbeit beim Bau der Autobahn Köln-Bonn mit seinem Vater
1940 Zwangsumzug nach Köln
7.12.1941 Transport von Köln Bahnhof Deutz-Tief nach Skirotawa, Riga
10.12.1941 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga
14.12.1941 Mit 200 anderen jungen Männern aus Köln und Kassel von Kommandant Krause nach Salaspils geschickt
Harte Zwangsarbeit unter extremen Bedingungen beim Aufbau des KL Salaspils, Josef Levy erst im Sägewerk, dann als Dachdecker
2.8.1942 Rückkehr nach Riga, 192 junge Männer nach Aufbau von KL Salaspils zurück ins Ghetto
Arbeit für Ein Depot des Roten Kreuzes
1942 Aufnahme in den Ghetto-Ordnungsdienst „Ghettopolizei“
Seine Aufgabe ist die Kontrolle des Ghettoeingangs am „Prager Tor“
Er kommt als „Lagerpolizeichef“ in den Jungfernhof;
Dez. 1941 von Kommandant Seck zum Chef des jüdischen Ordnungsdienstes im Jungfernhof ernannt
Es stand ihm ein eigenes Pferd und ca. 20 Polizisten zur Verfügung.
Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung; Kommandant des KL Kaiserwald Sturmbannführer Albert Sauer
Bis November 1943 als Arbeiter im Lager Jungfernhof
3.11.1943 Große Selektion bei der finalen Auflösung des Ghetto Riga; die Mutter und eine Tante werden mit etwa 2000 Juden nach Auschwitz deportiert
der Vater kommt in die Außenkasernierung Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben (Milgravis)
November 1943 Josef Levy nach Intervention von Rudi Haar, Leiter der Ghettopolizei statt ins KL Kaiserwald ins Armeebekleidungsamt ABA 701
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald; Schwester Gustl Levy nach Libau
Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof
29.9.- 3.10.1944 140 Zwangsarbeiter ABA 701 mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Libau, Lettland
13.-14.10. 1944 Die letzten 50 Männer, 10 junge Frauen mit der „Drechtdijk“ auch „Drächtig“ nach Libau
SS-Sonderlager Libau in Lettland, Arbeit im Hafen, Be- und Entladen von Schiffen
In Libau war er Transportarbeiter und musste auch Schutzräume graben.
22.10.1944 Fliegerangriff auf Liebau mit zwei Toten unter den Häftlingen.
22.12. 1944 schwerer russischer Bombenangriff auf die besetzte Stadt, 14 Lagerinhaftierte kommen um
19. 2. 1945 200 Häftlinge von Libau auf dem mit Granaten- und Patronenhülsen beladenen Kohlefrachter „Balkan“ über die Ostsee erst Richtung Lübeck, wegen Bombenangriffen umgeleitet nach Hamburg
27.2.1945 Ankunft in Hamburg, von der Gestapo in Gefängniswagen vom Hafen nach Fuhlsbüttel
27.2.1945 – 11.4.1945 Polizeigefängnis Fuhlsbüttel „Kola-Fu“, Zuchthaus und Konzentrationslager
12.-15.4.1945 86 km Fußmarsch nach Kiel, ins „Arbeitserziehungslager“ (AEL) „Nordmark“ in Hassee, Außenlager des KL Neuengamme in Kiel.
Rettungsaktion „Graf Bernadotte“ durch das Schwedische Rote Kreuz
Nach Verhandlungen des schwedischen Graf Bernadotte und Norbert Masur vom World Jewish Congress, Stockholm mit Heinrich Himmler nahe Berlin werden unter anderen 153 jüdische Häftlinge und ihre Kinder nach Schweden freigelassen.
1.5.1945 153 Juden mit weißen Bussen des Roten Kreuz nach Pattburg, Dänemark, Entlausung in der Quarantänestation; weiter mit dem Zug nach Kopenhagen
2.5.1945 mit der Fähre nach Malmö; erste Quarantäne ca. 10 Tage
4.5.1945 Befreiung des AEL Nordmark Hassee durch britische „Royal Army“
13.5.1945 in Smålandsstenar, Schweden in Quarantäne
8.6.1945 Flüchtlingslager Holsbybrunn
1.2.1946 in Ryds Brunn Camp
18.3.1946 Arbeit als Gärtner in Aspenäs Gärtnerei, Lerum
(in der Nähe von Göteborg) mit anderen Geretten
26.11.1946 Antrag als Arbeiter Keksfabrik in Göteborg von 30.11.1946 – 30.1.1947. Wohnt in Västra gatan 61, Kungälv (in die Nähe von Göteborg)
3.1.1947-14.1.1947 mit Schwester Gustl auf der SS Gripsholm von Göteborg nach New York; mit an Bord Kurt und Ruth Roseboom, Lina und Max Hirsch, Max Markus Wolff, Artur Pins mit Familie (Bruder von Erna Pins)
Ziel Cousin Manfred Oppenheimer in New York
8.3.2003 Tod in Yonkers, New York
Gedenken
10.12.1977 Pages of Testimony in Yad Vashem für die Eltern Norbert und Paula Levy durch beide Kinder Josef Levy und Gustel Kahn-Levy
Gedenktafel in Frechen Rosmarstraße 10 für Familie Levy, Initiative „Auf Augenhöhe“ von Egon Heeg
Quellen
Egon Heeg, Die Levys oder die Vernichtung des Altfrechener Judentums, 2010
https://portal.ehri-project.eu/units/us-005578-irn521410
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939 https://www.mappingthelives.org/
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411207_23.jpg
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1006239
Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 7262); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85
U.S. Sterbe-Verzeichnis der Sozialversicherung (SSDI)
Christin Sandow (Hrsg.), Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984
Aufbau, Nach Schweden gerettet; Ausgabe vom 22.6.1945
Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020
Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick (Hrsg.), Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020