Kurt Katz
*12.4.1921 in Hoof, Schauenburg, Kassel; +10.4.2001 in Coconut Creek, Florida
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Vater Siegfried Katz 15.4.1894 in Guxhagen; + Juli 1969 in New York
Mutter Gella Wolf *4.9.1893 in Aurich; März 1974 in New York
Beruf ?
Adressen Kassel, Grüner Weg 15, zuletzt Wolfhager Straße 9
Heirat 16.7.1946 Ruth Rosel Rosenbach *10.11.1923 in Hoof; Schneiderin; Lenta; +9.10.2008 in New York
Söhne
Peter Norman Katz *6.4.1950 in New York; oo Leah Carol Goldschmidt; 2018 geschieden
Gary Katz
Ronald Steven Katz *2.5.1957 in New York
Weiterer Lebensweg
1938 Im Novemberpogrom in Schutzhaft
2.12.1938-9.12.1941 in Kassel gemeldet
17.5.1939 mit den Eltern in Kassel, Grüner Weg 15 bei Deutsche Minderheiten-Volkszählung
8.12.41 über Nacht im Sammellager Turnhalle Wörthschule, Schillerstraße
9.12.41 Deportation Kassel-Riga mit den Eltern
Fahrtroute über Berlin, Breslau, Posen, Königsberg, Skirotawa
12.12.1941 Ankunft Skirotawa bei 40 Grad minus
12.1945 abgeordnet nach Salaspils
192 junge Männer nach Aufbau von KL Salaspils zurück ins Ghetto
Juli-November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung
November 1943 im Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben, Kasernierung
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga
Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof
29.9.- 3.10.1944 140 Zwangsarbeiter ABA 701 mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Libau, Lettland
13.-14.10. 1944 Die letzten 50 Männer, 10 junge Frauen mit der „Drechtdijk“ auch „Drächtig“ nach Libau
SS-Sonderlager Libau in Lettland, Arbeit im Hafen, Be- und Entladen von Schiffen
22.10.1944 Fliegerangriff auf Libau mit zwei Toten unter den Häftlingen
22.12.1944 schwerer russischer Bombenangriff auf die besetzte Stadt, 13 Lagerinhaftierte kommen um
19. 2. 1945 200 Häftlinge von Libau auf dem mit Granaten- und Patronenhülsen beladenen Kohlefrachter „Balkan“ über die Ostsee erst Richtung Lübeck, wegen Bombenangriffen umgeleitet nach Hamburg;
10 junge Männer bleiben bei der SS in Libau zurück und werden am 9.5.1945 in Libau befreit
27.2.1945 Ankunft in Hamburg, von der Gestapo in Gefängniswagen vom Hafen nach Fuhlsbüttel
Deportation aus dem KoLaFu Hamburg nach Bergen Belsen
März 1945 Herbert Schultz (zuvor Leiter des „Arbeitsamtes“ in Riga muss) Transporte der im KoLaFu gefangenen Männer zusammenstellen). Die ersten 27 Männer bestimmt Schultz nach dem Alphabet von A-H, aber auch einzelne andere) zum Transport nach Bergen-Belsen
Es fanden zwei Transporte statt, wohl am 17.3. und 27.3.1945 mit 27 bzw. 28 Männern per LKW
Bertold Kohn (selbst nicht in Bergen-Belsen) schreibt:
„„Eines Tages begann die Leitung des Gefängnisses, die Leute unserer Gruppe zu einem Marsch nach Bergen Belsen zu schicken. Sie begannen nach dem Alphabet. Adler Georg war einer der ersten, der nach Bergen Belsen geschickt wurde. Der zweite, an den ich mich erinnere, war Ardow, Eleazar. Ardow sind auf dem Marsch seine Füße erfroren“.
Zeugenaussage von Alfred Cohnen im Prozess gegen SS-Obersturmführer Maywald:
„Dort (Fuhlsbüttel) blieb ich bis zum 16. März und kam dann mit noch 27 Männer Bergen-Belsen, 10 Tage später folgten weitere 28 Männer von uns. Zum Glück hatten wir unterwegs eine Autopanne, sonst wären unsre Frauen und die Übrigen alle auch nach Bergen-Belsen gekommen. So kam der Rest von unseren Leuten nach ein 4-tägigen Fußmarsch am 15. April in das KZ-Lager Kiel-Hassee. Von den 56 in Bergen-Belsen sind innerhalb weniger Tage 22 gestorben. Wir bekam täglich ½ Ltr. Wassersuppe (Steckrüben) und kein Brot. Am 15 April würde Bergen-Belsen durch die englische Armee befreit.“
Für den 2. Transport von KoLaFu nach Bergen Belsen sucht Herbert Schultz auch ihm missliebige Männer aus, die in Opposition zu ihm standen; der LKW bleibt auf der Fahrt nach Bergen Belsen liegen. Deshalb konnten keine weiteren Transporte der Libau-Gruppe erfolgen.
In Bergen-Belsen grassieren wegen der katastrophalen Bedingungen Fleckfieber und andere Endemien.
April 1945 Fleckfieberepidemie im KL Bergen-Belsen verhindert „Evakuierung“ des Lagers
12. /13. 4.1945 lokales Waffenstillstandsabkommen zwischen Wehrmacht und der Royal Army
15.4.1945 die 11. Panzerdivision übernimmt das zur neutralen Zone erklärte KL Buchenwald
10.9.1945-20.9.1946 in Kassel mit beiden Eltern, Goethestraße 150
13.5.-23.5.1946 mit dem Marinetransporter Marine Perch von Bremen nach New York
7. 6. 1946 Heiratserlaubnis in Manhattan, Heirat Ruth Rosel Rosenbach
19.1.1949 Eltern noch in Kassel
5.12.1995 Interview mit der Shoah-Foundation
10.4.2001 Tod in Coconut Creek, Florida
Quellen
Beate Kleinert, Wolfgang Prinz, Namen und Schicksale der Juden Kassels 1933-45; 1986
https://collections.arolsen-archives.org/archive/70442443/?p=1&s=Katz%20Kurt%201921&doc_id=70442443
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939 https://www.mappingthelives.org/
Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 7108); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85
New York City Ehelizenz-Index 1908-1972
U.S. Behördendaten Verzeichnis
U.S. Sterbe-Verzeichnis der Sozialversicherung (SSDI)
https://collections.ushmm.org/search/catalog/vha9615
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411209-9.jpg
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411209-16.jpg
Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984
Aufbau, Nach Schweden gerettet; Ausgabe vom 22.6.1945
Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020
Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick (Hrsg.), Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020
Mein besonderer Dank gebührt Fred Zimmak für die großzügige Unterstützung meiner Recherchen.