Siegfried Neuberger
*5.9.1920 in Sennfeld, Baden
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Salomon Neuberger *27.4.1872 in Sennfeld; +8.11.1941 in Gurs
Heirat 15.8.1912 in Rohrbach
Mutter Johanette Selma Rollmann *23.6.1883 in Sennfeld; +11.8.1942 in Auschwitz
Großeltern Moses Neuberger und Sara Heidelberger
Onkel Siegmund Emil Neuberger *15.9.1874 in Sennfeld; Büren; +2.1.1942 in Gurs
Geschwister
Max Neuberger*19.6.14 in Sennfeld, Baden
Cousin Kurt Joachim Neuberger*14.4.1914 in Sennfeld; +21.5.1994 in San Francisco
Beruf Mechaniker
Adressen Sennfeld, Kirchstraße 1; Paderborn, Grüner Weg
Heirat –
Kinder –
Weiterer Lebensweg
1932 Vater Salomon 3. Vorsteher der Synagogengemeinde Sennfeld
10.11.1938 Bruder Max Verhaftet in Erfurt im Novemberpogrom, KL Buchenwald
17.5.1939 mit den Eltern und Onkel Sigmund Neuberger in Sennfeld bei Minderheiten-Volkszählung
4.7.1939 Bruder Max aus Erfurt ins Umschulungs- und Einsatzlager Paderborn, Grüner Weg
20.6.1940 Siegfried aus Gut Skaby, Friedersdorf ins Lager Paderborn
10.8.1940 mit dem Zug von Paderborn nach Wien, Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa
30.8.1940 mit einer Gruppe von 24 Chawerim aus Paderborn offiziell abgemeldet nach „Paraguay“
Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule
Mit dem Zug von Wien an die Donau;
3. 9.1940 mit dem Zug von Wien nach Pressburg/ Bratislava an die Donau;
10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN
10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;
Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.
Zwischenstopp auf Kreta, um Kohle aufzunehmen
31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet
1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa. Die Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)
5.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS
8.11.1940 Registrierung im Camp Atlith; gibt als Referenz Freund Manfred Freundlich, Kroufah Maayan Rehovoth an
25.11.1940 Ankunft zweier weiterer Schiffe in Haifa
25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA
Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:
“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“
Die ins Wasser gesprungenen und die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.
25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.
26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;
Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.
1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können
September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith
12.8.1945 Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge aus Mauritius auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.
Weiteres Schicksal der Familie
22./23.10.1940 Salomon, Sigmund und Selma Neuberger mit 6530 Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland ins Internierungslager nach Gurs im unbesetzten Frankreich
10.8.1942 Mutter von Drancy nach Auschwitz deportiert; Tod in Auschwitz
Gedenken
19.4.1956 Pages of Testimony für die Eltern und Onkel Siegmund
Stolpersteine in Sennfeld für die Eltern und Onkel Siegmund
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
https://www.statistik-des-holocaust.de/FR401022-11.jpg
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de935599
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de935600
https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=1032989&ind=1
https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=1526596&ind=2
https://collections.arolsen-archives.org/en/search/person/6702153?s=Neuberger%201914&t=0&p=0
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=9968853
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=9969529
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_advance_search.php?SourceId=19584
https://www.ushmm.org/online/hsv/source_view.php?SourceId=19561