Else Seidemann geb. Taub
*29.1.1885 in Reyersbach; 30.4.1942 nach Zamosc, ✡ Ort und Datum unbekannt
Staatsangehörigkeit deutsch
Vater Jakob Taub
Mutter Julie Stern
Geschwister
Rosa Taub *10.12.1879 in Reyersbach; 30.4.1942 nach Zamosc; Witwe des Moritz Kahn
Weitere Geschwister Frieda, Ludwig, Max, Isidor, Siegfried, Paula Taub
Beruf Textilkauffrau
Adressen Bochum, Franzstraße 11;
Heirat 1907 Leo Seidemann*15.10.1882 Friedrichshof; 30.4.1942 nach Zamosc, ✡ unbekannt
Kinder keine
Weiterer Lebensweg
Höhere Schulbildung, musische Ausbildung
Laut Familienerzählung hatte sich das Kennenlernen des Ehepaars so abgespielt:
„Jemand hatte eine Heiratsanzeige für den jüngeren Bruder Hermann Seidemann aufgegeben, von der dieser nichts wusste. Eine junge Dame aus Bayern meldete sich, wollte den Inserenten treffen. Hermann missbilligte den Streich, weigerte sich, die Dame zu treffen. Leo meinte, das könne man nicht machen. Er ging für den Bruder zu dem Treffen und verliebte sich, das Paar heiratete 1907.“
1914 Eröffnung Herren- und Knabenkonfektionsgeschäft Seidemann, Brückstraße 38
1920 Schwiegervater Eduard als Witwer von Berlin nach Bochum Kortumstraße
1924/25 Julius Seidemann als Eigentümer des Hauses Franzstraße11, Leo mit Frau Else als Mieter
Ab 1928 Ehemann Leo Besitzer der Fabrik für Knabenanzüge und Hosen am Marienplatz
Kauf des Hauses Kanalstraße 38, (Horst-Wessel-Straße)
10.11.1938 Ehemann Leo verhaftet im Novemberpogrom, Polizeigefängnis Bochum
12.11.1938 Ehemann Leo zur Steinwache Dortmund
12.11.1938 Ankunft im KL Sachsenhausen; Häftlingsnummer 11537, Block 16
7.12.1938 Entlassung von Ehemann Leo aus „Schutzhaft“ im KL Sachsenhausen
17.5.1939 mit Ehemann Leo in Bochum, Franzstraße 11 bei Minderheiten-Volkszählung
24.6.1939 Ausbürgerung des Bruders Julius nach dessen Emigration; das Haus gehört infolgedessen dem „Deutschen Reich“
Februar 1941 Zuzug des Schwiegervaters Eduard zu Sohn Leo in die Franzstraße 11
Verkauf des Hauses Franzstraße 11 an Adolf Ratte
Zahlreiche Versuche zu emigrieren schlagen immer wieder fehl
28.4.1942 Deportation mit Ehemann und Schwester Rosa in die Turnhalle des Sportvereins „Eintracht“ in Dortmund
30.4.1942 Deportation mit 791 Juden vom Sammellager zum Dortmunder Südbahnhof am Heiligen Weg deportiert nach Zamosc
3.5.1942 Ankunft in Zamosc
Tod nach dem 3.5.1942, Ort und Datum des Todes unbekannt; viele wurden in den Gaskammer von Sobibor umgebracht.
Weitere Lebensdaten der Familie
1942 Schwiegervater Eduard von Bochum in das jüdische Fremdenheim Essen, Hindenburgstraße 22,. Karola Freimark berichtet zutreffend:
„Hanna Mischkowski könnt ihr sagen, dass ihr Vater Ende July 42, bevor wir nach Theresienstadt kamen, gestorben ist. Ich besuchte ihn noch in Essen, als Leo u. Elsa [Seidemann] schon weg waren, in deren Auftrag. Er war bei einem jüdischen Ehepaar gut untergebracht.“
21.7.1942 Schwiegervaterauf Transport VII/1 von Essen über Düsseldorf nach Theresienstadt
30.7.1942 Tod von Eduard Seidemann in Theresienstadt
Gedenken
18.11.2005 Stolpersteine für Else und Leo Seidemann in Bochum, Franzstraße 11
Grab der Mutter Berlin jüdischer Friedhof Weißensee
9.3.1973 Page of Testimony für Eduard Seidemann von Enkelin Marianne Fredmann
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de959276
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de959278
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de959286
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5079144
https://www.statistik-des-holocaust.de/TT420721-42.jpg
Ralf Piorr / Peter Witte (Hg.) Ohne Rückkehr. Die Deportation der Juden aus dem Regierungsbezirk Arnsberg nach Zamość im April 1942; Klartext, Essen 2012
Hubert Schneider, Die Entjudung des Wohnraums: Judenhäuser in Bochum; Münster, 2010
Hubert Schneider, Leben nach dem Überleben: Juden in Bochum nach 1945; LIT Verlag 2014
Gedenkbuch der Opfer der Shoa aus Bochum und Wattenscheid, 2000
Manfred Keller, Spuren im Stein, ein Bochumer Friedhof als Spiegel jüdischer Geschichte, 1997