Reich Adolf
*6.4.1922 in Kattowitz; Reich ✡13.1.2001 in Fairlawn, USA
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Salomon David Reich *1.7.1883 in Pless; ✡ 10.9.1942 in Auschwitz
Mutter Jeanette Eugenie Gottlieber *4.9.1884 in Peterswald; ✡ 10.9.1942 in Auschwitz
Geschwister
Charlotte Reich *3.2.1912 in Kattowitz; ✡ in Auschwitz
Minna Reich *14.4.1915 in Kattowitz; ✡ in Auschwitz
Oskar Emanuel Reich *13.10.1923 in Mannheim; ✡ in Auschwitz
Selma Reich *2.4.1926 in Mannheim; ✡ in Auschwitz
Beruf Angestellter im Tabakhandel
Adressen Kattowitz; Mannheim; Fair Lawn
Heirat Hanna Buxbaum *22.3.1924 in Udritsch, Böhmen; ✡ 17.11.1998 in Fair Lawn, NY
Kinder zwei
Weiterer Lebensweg
17.5.1939 mit den Eltern und Geschwistern in Mannheim bei Minderheiten-Volkszählung
Mit Bruder Oskar zur Hachschara ins Landwerk Ahrensdorf, Pfadfinderbund Makkabi HaZair
17.5.1939 mit Edith Reich (*20.5.1924 in Berlin) im Hachschara Lager Ahrensdorf bei Minderheiten-Volkszählung
10.8.1940 abgemeldet aus Ahrensdorf, zunächst Zugfahrt nach Berlin
16.8.1940 mit dem Zug aus Deutschland fahren 350 Jugendliche und 150 Eltern, die bereits Kinder in Palästina hatten, nach Wien mit dem Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa zu kommen; Reiseleiter war Efraim Frank
30.8.1940 mit einer Gruppe von 29 Chawerim aus Paderborn offiziell abgemeldet nach „Paraguay“
Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim
3. 9.1940 mit dem Zug von Wien nach Pressburg/ Bratislava an die Donau;
10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN
10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;
Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.
Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen
31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet
1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa.
4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)
5.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden
8.11.1940 Registrierung im Camp Atlith; gibt „Silberbergs Cafe“ in Tel Aviv als Referenz an
zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen
23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa
25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 jüdische illegale Einwanderer auf das Schiff gebracht.
Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:
“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca 200 von 1771)
Die ins Wasser gesprungenen und die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.
25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.
26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;
Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.
1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können
September 1941 Entlassung von Adolf Reich aus dem Camp Atlith.
Adolf Reich meldet sich freiwillig Jewish Brigade der 8. Armee der Royal Army, zunächst in Kairo stationiert ab 1944 in Italien. Ab 1945 an Bricha -Schleuseraktionen der Jewish Brigade beteiligt
Spätere Ehefrau Hanna Buxbaum vom „Kibbutz Buchenwald“ Gehringshof vermutlich durch die Bricha zunächst nach Belgien, dann nach Marseille gebracht. Während sie dort auf ein Alija beth Schiff warten, macht Adolf Reich, Soldat der Jewish Brigade, zunächst Miram Edel einen Heiratsantrag. Als diese ablehnt; fragt er Hanna Buxbaum, die freudig einwilligt. Sie zieht mit Adolf Reich nach Italien; die beiden heiraten dort. Adolf Reich war bereits 1940 auf der SS PACIFIC nach Haifa gelangt. Nach Auflösung der Jewish Brigade nach Palästina.
23.7. 1946 Ankunft von Adolf Reich in Haifa auf der SS ANDRZEJ LEVIN mit Ehefaru ; Ziel Kirjat Bialik
Mitte der 1950er Jahre Auswanderung in die USA
17.11.1998 in Fair Lawn, NY
Weiteres Schicksal der Familie Reich
22.10.1940 6000 Juden aus Baden und Saarpfalz ins unbesetzte Frankreich „Wagner-Bürckel-Aktion“ in das Internierungslager Gurs in Südfrankreich deportiert so auch die Eltern und Geschwister
22.10.1940, Gurs, Internierungslager
16.3.1941 Rivesaltes, Internierungslager
23.8.1942 Drancy, Sammellager
26.8.1942 Bruder Oskar von Drancy nach Auschwitz
28.8.1942 Eltern von Drancy nach Auschwitz
10.9.1942 Tod der Eltern in Auschwitz
Edith Reich aus Berlin nach Theresienstadt
5.10.1943 Edith Reich aus Dänemark nach Theresienstadt; Überlebende
Gedenken
1956 zahlreiche Pages of Testimony von Chana Reich für die Familien Buxbaum und Reich
Quellen
Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=9969660
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de948032
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1658478
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de948158
Diethard Aschoff, „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: VZ 94 – 96, 1995 – 97, Hrsg. W. Burghardt, S. 321 – 386
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883
https://www.ortschroniken-mv.de/images/d/d9/MAL_KZ_Aussenlager.pdf
https://www.ernster.com/annot/564C42696D677C7C393738333839313434333533387C7C504446.pdf?sq=2
https://www.topfundsoehne.de/ts/de/service/mediathek/videos/2020/139178.html
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013