Reich Flora

Flora Freide Sommerfeld geb. Reich

*11.9.1861 in Schmirtenau/Flatow; ✡ 12.12.1942 in Theresienstadt

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Abraham Sommerfeld; ✡ ?

Mutter Chana Wilhelmine Klein; ✡ ?

Geschwister

Rosalie Sommerfeld *22.3.1865; ✡ 3.1.1943 in Theresienstadt

Beruf Hausfrau

Adressen Krojanke, Bismarckplatz 222; Berlin, Torstraße; Berlin-Mitte Elsässer Straße 85

Heirat 1883  in Glubczyn Jakob Reich *12.1.1860 in Krojanke; 3.10.1933 in Krojanke

Kinder

Fanny Fela Reich *23.12.1883 in Krojanke; ✡25.10.1942 in Treblinka

Rosa Reich *31.3.1889 in Krojanke; ✡ 1942 in Auschwitz; oo Oskar Edel (1889-1942)

Louis Reich *20.9.1898 in Krojanke, St. Cyprien, Drancy; 1942 Auschwitz

Weiterer Lebensweg

17.5.1939 Bismarckplatz 222, Krojanke

21.2.1940 Schneidemühl, provisorisches Gefängnis

Die Deportation der Juden aus Stettin am 13.2.1940 und Schneidemühl am 21.2.1940

13.2.1940 Deportation von 1107 Stettiner Juden nach Lublin. Die dänische Zeitung „Politiken“ berichtet am 17.2.1940:

„In den Nachtstunden des 12. zum 13. Februar wurden in Stettin sämtliche Juden abtransportiert… Zwischen 3 und 4 Uhr am Morgen des 13. Februar wurden die Juden mit Frauen und Kindern ohne Rücksicht auf ihr Alter und ihren Gesundheitszustand durch je zwei Posten der SS und der SA aus ihren Wohnungen geholt und zum Güterbahnhof Stettin gebracht, von wo aus der Abtransport nach Ostpolen in den frühen Morgenstunden des Dienstag erfolgte. Auch die Insassen der beiden jüdischen Altersheime in Stettin, ca. 82 Personen, darunter Frauen und Männer über 90 Jahre, wurden deportiert. Soweit sie nicht mehr zu gehen imstande waren, wurden sie auf Tragbahren zum Güterbahnhof gebracht… Bereits auf der Durchfahrt durch Schneidemühl – etwa 24 Stunden nach dem Abtransport – mussten die ersten Leichen aus dem Deportationszug entfernt werden. Es handelte sich zunächst um eine Frauenleiche, der später die Leichen von zwei Kindern folgten. Einige andere Personen lagen im Sterben, wie Zurufe aus den Wagenfenstern des Zuges an den Stationsvorsteher des Bahnhofs besagten.“

Februar 1940 viele Juden aus Schönlanke in das provisorische Gefängnis in Schneidemühl

21.2.1940 Deportation einiger Familien aus Schneidemühl in das am 1.4.40 neu eröffnete „Jüdische Arbeitsheim“ Radinkendorf bei Beeskow, das viele der 1940 aus dem Regierungsbezirk Schneidemühl ausgewiesenen Juden aufnehmen musste.

Eine für das RSHA erstellte Liste vom 9.4.1940 beschreibt die Räumung des Bezirks Schneidemühl:

„Am 21. Februar 1940 wurden die im Regierungsbezirk Schneidemühl wohnhaften Juden im Ort Schneidemühl gesammelt und im Gemeindehaus sowie in der jüdischen Leichenhalle notdürftig untergebracht. Es handelte sich um insgesamt 544 Personen. Am 22. Februar wurden 104 Personen nach Neuendorf überführt. Von diesen kamen zum Forsteinsatz 25 Personen, in Heime und Pflegeanstalten 16 Kinder, ins Krankenhaus 3 Kinder, ins Altersheim Friedenstr. 15 Personen, ins Siechenheim Lichterfelde (Jungfernstieg 15) 2 Personen, in die Sammelpflegestelle Elsässerstrasse (Nr. 85) 3 Personen; in Neuendorf befinden sich 40 Personen. Am 27. Februar wurden mit einem Krankentransport 17 Personen in das Siechenheim Lichterfelde verbracht. Es sind davon 4 Personen verstorben. Am 11. März wurden 165 Personen in das Durchgangslager Glowno b/Posen abtransportiert. Diese wurden am 2.4. und 6.4. aus Glowno entlassen, und zwar nach Neuendorf 65 Personen, nach Radinkendorf 45 Personen, in ein Heim in Bielefeld 38 Personen, in das Altersheim Friedenstrasse 7 Personen, in das Siechenheim Berlin-Lichterfelde 4 Personen, in Pflegestellen Berlin 2 Kinder, in Glowno verstorben 3 Personen, im Krankenhaus Posen verblieben 1 Person. Aus Schneidemühl sind am 4. April 49 Personen verbracht worden, und zwar sind 22 Kinder in Heime und Pflegestellen in Berlin, 27 Erwachsene nach Radinkendorf gekommen. Zur Einzelentlassung kamen (vor allem ins Krankenhaus) 6 Personen, in Schneidemühl verstorben sind 4 Personen. Es befinden sich noch in Schneidemühl 199 Personen.“

Im Transport vom 3.4. aus Frankfurt/Oder befand sich ebenfalls eine große Zahl von Schneidemühler Juden, die im Landwerk Neuendorf oder weiteren Forst- und Ernteeinsatzlagern untergebracht gewesen waren

13.4.1942 die zur Deportation eingeteilten Menschen aus 60 Orten des Regierungsbezirks Potsdam über den Bahnhof Moabit in das Sammellager der Berliner Synagoge Levetzowstraße. Fast ein Drittel von ihnen war zuvor im „Jüdischen Arbeitsheim“ Radinkendorf untergebracht.

Das Jüdische Siechenheim Jungfernstieg 1939 – 1941

Schon bald beherbergt das Jüdisches Siechenheim am Jungfernstieg nicht nur älterer Mitbewohner*innen Berlins, sondern dient der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland auch zur Unterbringung der aus anderen Gebieten und Städten ausgewiesenen Jüdinnen und Juden. So kommen von

Februar bis Mai 1940 rund 40 vorher in Schneidemühl (Westpreußen) inhaftierte Menschen werden von der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland in das Jüdisches Siechenheim am Jungfernstieg eingewiesen

27. 2.1940 neun Personen aus Schneidemühl mit einem Krankentransport ins Siechenheim

November 1941 erste Deportationen von Bewohnern und Mitarbeitern des Heims auf den Berliner Transportlisten

 Israelitischen Krankenheim der Gemeinde Adass Jisroel

Dezember 1941 Räumung des Siechenheims auf Anweisung des RSHA; Verlegung der verbliebenen rund 80 Insassen so auch Flora Reich in das Altenheim in Berlin-Mitte, Elsässer Straße 85 (Torstraße)

28.7.1942 Flora Reich zusammen Minna Hirschberg geb. Sommerfeld, neun Altersheimbewohner aus der Elsässer Straße 85  auf dem Transport I/32, Nr. 2465 nach Theresienstadt

Liste der Alterstransporte 30-34 (I/31 – I/35) nach Theresienstadt (insgesamt 500 Namen), 27.07.1942 – 31.07.1942

12.12.1942 Tod von Flora Reich in Theresienstadt

Gedenken

5.7.1955 Pages of Testimony für Flora Reich  und für seine Mutter Fanny von Herbert Bremler

Quellen

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1138208

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11252889

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127200252

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5111117

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_brb_400213.html

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_brb_schneidemuehl.html

https://www.mappingthelives.org

Deutsche Minderheitenzählung 1939

https://www.mappingthelives.org/bio/0fbe03f4-0f4e-465e-bd55-41ec100b1b01

Nurit Cohen Bacia, Die Geschichte eines Ortes, 1948-2009; O-Sonic-Press, 2009

Judith Tydor Baumel, Kibbuz Buchenwald, Hrsg. Kibbuz HaMeuhedet, Tel Aviv 1994

Zeugnisse aus dem Tal des Todes, Veteranen des Kibbuz Netzer-Sereni erzählen; Oranit Verlag, 1998

https://newrepublic.com/article/151061/road-buchenwald

https://www.jewiki.net/wiki/Netzer_Sereni

https://de.wikipedia.org/wiki/Netzer_Sereni

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Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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