Alfred Cohnen
*18.7.1911 Aldenhoven, Bedburdyck; ✡11.9.1995 in Sosua, Dominikanische Republik
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Vater Max Cohnen *1.10.1881 in Aldenhoven; ✡4.3.1941 in Neuss
Heirat der Eltern 6.5.1910 in Mühlheim/Köln
Mutter Sara Löwenthal *21.9.1883 in Ratingen; ✡26.3.1958 in Sosua
Geschwister
Juliane Cohen *26.12.1912 in Aldenhoven; ✡10.1.1913 in Aldenhoven
Paul Cohnen *6.9.1917 in Aldenhoven; 8.4.2007; oo 1951 Grete Hausmann (1917-1993)
Beruf Viehhändler
Adressen Aldenhoven, Bedburdyck; Neuss; Sosua
Heirat 28.2.1939 in Korschenbroich Grete Winter (*19.3.1909 in Glehn ✡8.8.2008 Los Angeles)
Tochter
Ruth Henny Cohnen *6.11.1947 in Lerum; oo 9.12.1975 Scott Kruse; drei Enkelkinder Eric, Marissa, Max Kruse
Weiterer Lebensweg
Spätere Ehefrau Grete Winter Hausangestellte bei Familie Cohnen in Neuss
10.11.1938 Alfred und Paul Cohnen in der Pogromnacht in Neuss verhaftet
17.11.1938 Registrierung in Dachau mit Bruder Paul
2.2.1939 Alfred Cohnen wird aus Dachau entlassen
28.2.1939 Heirat mit Grete Winter in Korschenbroich
1940 die vom Ehepaar Cohnen geplante Ausreise nach Chile scheitert
8.5.1940 Bruder Paul emigriert in die Dominikanische Republik (Sosua Settlement Project)
4.3.1941 Tod des Vaters Max bei einem Straßenbahnunglück vor seinem Wohnhaus in Neuss
7.12.1941 Mutter Sara Cohnen zu ihrem Sohn Paul nach Santo Domingo
Das Ghetto Riga
10.12.1941 Verbringung in das Sammellager Viehhof Düsseldorf
11.12.1941 Transport Da 38 Düsseldorf nach Skirotawa, Riga mit Ehefrau Grete sowie vielen Mitgliedern der Familie wie den Schwagern Kurt, Alfred, Herbert Winter sowie Schwiegereltern Julius und Fanny Winter
13.12.1941 kurz vor Mitternacht Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Laderampe vereist
14.12.1941 morgens Fußmarsch ins Ghetto Riga.
Nach Anforderung durch Kommandant Krause an die Ältesten der Düsseldorfer Gruppe werden folgende Familienmitglieder als Ghetto-Polizisten eingeteilt:
Alfred Cohnen, Alfred Winter, Siegmund Harf, Gustav Harf
Mitte 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung
6.9.1943 Alfred Cohnen in die Kaiserwald-Außenkasernierung SS-Werkstätten auf der Lenta; Alfred arbeitet dort als Schneider, Schwager Alfred Winter weiterhin als „Ghettopolizist“.
10.10.1943 Rückkehr ins Ghetto Riga und Verlegung mit Ehefrau Gretein die Außenkasernierung im ABA 701, Armeebekleidungsamt in Mühlgraben,
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga
Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof
30.9.1944 Zwangsarbeiter des ABA 701 mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Libau, Lettland
1.10.1944 Ankunft Libau, SS-Sonderlager in Lettland, Arbeit im Hafen
22.12. 1944 schwerer russischer Bombenangriff auf die besetzte Stadt, 14 Lagerinhaftierte kommen um
19. 2. 1945 200 Häftlinge von Libau auf dem mit Granaten- und Patronenhülsen beladenen Kohlefrachter „Balkan“ über die Ostsee erst Richtung Lübeck, wegen Bombenangriffen umgeleitet nach Hamburg
27.2.1945 Ankunft in Hamburg, von der Gestapo in Gefängniswagen vom Hafen nach Fuhlsbüttel
27.2.1945 – 11.4.1945 Polizeigefängnis Fuhlsbüttel „Kola-Fu“, Zuchthaus und Konzentrationslager
16.3.1945 Alfred Cohnen mit (ca. 30) weiteren Männern auf Todesmarsch nach Bergen-Belsen (nach Alphabet A-F von Herbert Schulz so festgelegt); Alfred berichtet über KoLaFu und Bergen-Belsen:
„Am 25. Febr. 1945 legten wir in Hamburg an und wurden von der Gestapo in Empfang genommen. Wir kamen in das Polizeigefängnis Fuhlsbüttel. Männer und Frauen getrennt. Die Männer mussten dort schwer arbeite und es gab natürlich nur wenig und schlechtes Essen. Dort blieb ich bis 16. März und kam dann mit noch 27 Männer nach Bergen-Belsen, 10 Tage später folgten weitere 28 Männer von uns. Zum Glück hatten wir unterwegs eine Autopanne, sonst wären unsre Frauen und die übrigen alle auch nach Bergen-Belsen gekommen. …. Von den 56 in Bergen-Belsen sind innerhalb weniger Tage 22 gestorben. Wir bekamen täglich ½ Ltr. Wassersuppe (Steckrüben) und kein Brot. Am 15.4.1945 wurden wir durch die englische Armee befreit.“
15.4.1945 Befreiung von Bergen-Belsen durch die Royal Army
Alfred Cohnen erkrankt dort an Typhus; für Monate in dem von den Briten errichteten Hospital in der Wehrmachtskaserne in Bergen Hohne
Juli 1945 Alfred Cohnen kommt auch nach Schweden
AEL Nordmark und die weißen Busse
12.-15.4.1945 86 km Fußmarsch der Ehefrau Grete nach Kiel, ins „Arbeitserziehungslager“ (AEL) „Nordmark“ in Hassee, Außenlager des KL Neuengamme in Kiel.
Rettungsaktion „Graf Bernadotte“ durch das Schwedische Rote Kreuz
Nach Verhandlungen des schwedischen Graf Bernadotte und Norbert Masur vom World Jewish Congress, Stockholm mit Heinrich Himmler nahe Berlin werden unter anderem 153 jüdische Häftlinge und ihre Kinder nach Schweden freigelassen.
1.5.1945 153 Juden mit weißen Bussen des Roten Kreuz nach Pattburg, Dänemark, Entlausung in der Quarantänestation; weiter mit dem Zug nach Kopenhagen
2.5.1945 Grete Cohnen mit der Fähre nach Malmö; erste Quarantäne ca. 10 Tage
4.5.1945 Befreiung des AEL Nordmark Hassee durch britische „Royal Army“
13.5.1945 in Smålandsstenar, Schweden in Quarantäne
8.6.1945 Flüchtlingslager Holsbybrunn, Schweden
12.7.1945 Alfred Cohnen kommt auch nach Schweden
Dez. 1945 nach Ryds Brunn Camp
10.5.1946 Umzug nach Parkstugan, Aspenäs, Lerum, Schweden
Das Ehepaar bekommt eine Anstellung bei Sie einem schwedischen Landbesitzers, Alfred im Garten, Grete in der Küche.
6.11.1947 Geburt der Tochter Ruth in Lerum
Das jüdische Sosua Settlement Project – der karibische Kibbuz
Juli 1938 Enttäuschende Flüchtlingskonferenz von Evian mit Vertretern von 32 Staaten in einem Französischen Badeort. Nur eine Zusage durch die Dominikanische Republik 10 000 Juden aufzunehmen, die später auf 100 000 erhöht wurde; und das unter dem brutalen Diktator und Hitler-Bewunderer General Rafael Trujillo Molina.
1939 die „Dominican Republic Settlement Association“ (Dorsa) erwarb eine brachliegende ehemalige Bananenplantage in Sosúa. 800 jüdische Siedler kamen in der ersten Welle von 1940 bis 1942 in den ersten karibischen Kibbuz.
1949 will das Ehepaar Cohnen zu seinem Bruder Paul und Mutter Sara in die Dominikanische Republik ausreisen, Sosua Settlement In Puerto Plata, Santo Domingo
11.9.1995 Tod von Alfred Cohnen in Sosua
Quellen
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411211-7.jpg
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130429727
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/96334287
Alphabetisches Verzeichnis: Deportation von Jüdinnen und Juden aus dem Gestapobereich Düsseldorf nach Riga am 11.12.1941.
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11199031
Winter, Alfred. The Ghetto of Riga and Continuance, 1941-1945. A Survivor’s Memoir. (Self-published 1998)
Grete Cohnen, Eidesstattliche Erklärung
Alfred Cohnen Zeugnis im Prozeß gegen Maywald
Cohnen, Alfred & Grete
Hans-Ulrich Dillmann, Susanne Heim: „Fluchtpunkt Karibik – Jüdische Emigration in der Dominikanischen Republik“. Christoph Links Verlag, Berlin 2009, 188 Seiten.
https://www.spiegel.de/geschichte/exil-in-der-karibik-a-948627.html
https://collections.arolsen-archives.org/archive/80190671/?p=1&s=Cohnen%20Grete&doc_id=80190671
https://collections.arolsen-archives.org/archive/66820961/?p=1&s=Cohnen%20Alfred&doc_id=66820961
Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 8163); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984
Aufbau, Nach Schweden gerettet; Ausgabe vom 22.6.1945
Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020
Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick (Hrsg.), Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020