Bandmann Hans

Hans Leo Bandmann

*12.6.1916 Berlin; ✡ 8.7.1941 in Mauthausen

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Siegfried Bandmann *1.5.1877 in Ratibor; ✡ 16.7.1951 Lewisham, London

Heirat der Eltern 18.1.1906 in Berlin

Mutter Nanny Finke *12.4.1884 in Berlin; ✡ 11/1969 in Barnet, England

Onkel Johannes Finke *9.8.1893 in Berlin

Geschwister

Peter Bandmann *24.8.1915 in Berlin; ✡ ?

Rudi Bandmann*24.8.1918 in Berlin; ✡ ?

Beruf Möbelschreiner

Adressen Berlin, Heilbronner Straße 22; Augsburg, Armenhausgasse 21; Werkdorp Wieringen Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen); Amsterdam,

Heirat

Verlobt mit Lore Sieskind *9.11.1920 in Berlin; oo Max Zimels

Kinder

Weiterer Lebensweg

Novemberpogrom

10.11.1938 Verhaftung in Augsburg;

11.11.1938 Internierung im KL Dachau, Häftlingsnummer

8.12.1938 Entlassung aus dem KL Dachau

1939 Flucht der Eltern mit Bruder Rudi nach England

17.5.1939 — bei der Minderheitenzählung

Novemberpogrom

10.11.1938 33 Chaluzim verhaftet in Augsburg im Novemberpogrom, Hans Bandmann mit insgesamt 28 über 18- Jährigen Chaluzim aus dem Wohnheim für jüdische Auszubildende in der Armenhausgasse,

11.11.1938 „Schutzhaft“ in Dachau; Häftlingsnummer 21197

8.12.1938 Entlassung aus dem KL Dachau mit der Auflage, Deutschland zu verlassen

13.2.1939 Hans Bandmann aus Augsburg kommend zur Hachschara ins Werkdorp Wieringen

1940 Bruder Peter in Farum, Ølstykke, Frederiksborg bei dänischem Census

Werkdorp Nieuwe Sluis

Träger des „Jüdisches Werkdorf Nieuwe Sluis“ ist die „Stichting Joodse Arbeid“ (Stiftung Jüdische Arbeit); hier werden jüdische Jugendliche zu Landarbeitern umgeschult (Hachschara) als Vorbereitung auf die Ansiedlung in Palästina (Alija). Die Ausrichtung war neutral, nur etwa ein Drittel der Chawerim waren auch zionistische Chaluzim (zionistische Pioniere)

Im März 1934 kommt eine kleine Gruppe von Volontären als Aufbaugruppe in die verlassenen Baracken auf der Farm. Dreieinhalb Jahre lang dienten diese als Unterkunft für die Gruppe der Bauarbeiter. Ende 1934 stehen vier Baracken und eine Kantine dicht beieinander rund um das Haukes-Haus.

Oktober 1934 Aufnahme des regulären Ausbildungsbetriebs

Im Zentrum des Werkdorfs wird ein Gemeinschaftshaus errichtet, die Baracken werden in einem Halbkreis herumgebaut.

Anfang 1937 Offizielle Eröffnung der nun fertiggestellten Anlage.

1939 bestand für ihn die Chance zur Alija Beth nach Palästina auf der SS DORA. Er wird von der zionistischen Organisation dringend gebeten

Auflösung des Werkdorp

20.3.1941 Auflösung des Werkdorp durch den SD der SS; 210 der 290 Lehrlinge werden nach Amsterdam verbracht und in Familien untergebracht; Gerd Vollmann berichtet darüber:

„Am 20. März kamen morgens blaue Busse von der Amsterdamer Gemeindebahn am Rande des Polders. … Die ca. 300 Werkdörfler wurden inspiziert durch Lages in Uniform und Barbie in Zivil.

Willy Lages, SS-Sturmbannführer, Leiter des Sicherheitsdienstes in Amsterdam; Klaus Barbie, SS-Obersturmführer, Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam

Unser Betriebsleiter Kemmerlin sorgte dafür, dass ca. 60 Jungen und Mädels bleiben durften, um das Vieh usw. zu versorgen. Die anderen kriegten 10 Minuten die Gelegenheit, um etwas zu packen und dann wurden wir mit Bussen nach Amsterdam gebracht…“

Unterbringung der 210 Werkdorper zunächst in Asschers Diamantschleiferei im Amsterdamer „Pijp“

27.3.1941 Unterbringung der Werkdorper in Gastfamilien oder bei Verwandten; Hans kommt bei seinem Onkel Johannes Finke in der Scheldestraat 106 unter

11.6.1941 Offizielle Abmeldung der 210 Werkdorper aus der Gemeinde Wieringermeer

1.8.1941 endgültige Schließung des Werkdorpes

Zweite große Razzia in Amsterdam

14.5.1941 Bombenexplosion im Marine-Offiziersclub Amsterdam auf der Bernard-Zweerskade ist Anlass für Verhaftungswelle

Juni 1941 Zweite große Razzia in Amsterdam; der SD geht bei dieser Razzia anders vor als bei der ersten Razzia im Februar 1941, bei der  Juden wahllos auf der Straße aufgegriffen und festgenommen wurden; bei der zweiten Razzia nutzen die Deutschen Adresslisten und gehen gezielt zu den Häusern von dem sie wissen, dass dort Juden leben.

11.6.1941 SS-Obersturmführer Klaus Barbie von der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam“ erschleicht sich durch Täuschung die Adresslisten der „Werkdorper“

11.6.1941 „Vergeltungsmaßnahme“ 300 vorwiegend Jugendliche, davon 61 „Werkdorper“ im Durchgangslager Schoorl inhaftiert; von ihnen werden vier, die keine vier jüdischen Großeltern haben, freigelassen.

Von Dezember 1940 bis August 1941 war SS-Untersturmführer Hans Stöver Kommandant des Camp Schoorl

Der Werkdorper Bernard Natt,, Zimmergenosse von Hans Bandmann, beschreibt die Razzia des 11. Juni 1941:

„Am Mittwochabend, dem 11. Juni 1941, besuchte ich mit Lotti in der Stadsschouwburg eine Aufführung von Griegs Oper „Per Gynt“. Es war eine schöne, angenehme Aufführung. Es war auch das letzte Mal, dass ich mit Lotti ausgegangen bin. Auf dem Heimweg trafen wir einige Freunde vom Werkdorp. Sie waren sehr aufgebracht und teilten uns mit, dass unsere Mitbewohner des Werkdorps noch am selben Abend von der Gestapo festgenommen worden seien.

Bernard Natt, Zimmergenosse von Hans Bandmann berichtet weiter:

„Wie ich hatten auch andere das Glück, nicht zu Hause zu sein. Aber für jeden, den sie nicht an seiner Adresse antrafen, nahmen sie jemand anderen mit. Mein Freund Hans Bandmann, mit dem ich im Werkdorf im selben Zimmer gewohnt hatte und der bei einer jüdischen Familie gelebt hatte, war ebenfalls nicht zu Hause. Stattdessen nahmen sie den Sohn dieser Familie mit und versprachen, dass dieser Sohn freigelassen würde, wenn Hans Bandmann sich stellen würde. Als Hans später nach Hause kam, erzählten ihm dessen Eltern das, und er ging zur Gestapo, um sich zu stellen. Sie verhafteten ihn, aber der Sohn dieser Familie wurde nicht freigelassen und zusammen mit allen anderen einige Wochen später in Mauthausen ermordet.“

22.6.1941 Deportation der 296 in Schoorl Inhaftierten in das KL Mauthausen; dort werden sie durch extrem harte Arbeit im Steinbruch und oftmals tödliche medizinische Experimente ermordet; keiner überlebt das Jahr 1941

8.7.1941 Tod von Hans Bandmann im KL Mauthausen „auf der Flucht erschossen“

„Innere Verblutungen infolge Schußverletzungen“

Die Verlobte Lore Sieskind wird von der Sipo (Sicherheitspolizei) auf die Wache gerufen und erfährt, dass Hans auf der Flucht erschossen wurde. Lore weigert sich, das zu glauben, macht eine Szene und wird gewaltsam aus der Wache entfernt. Ende 1942 ist Lore Sieskind mit Kurt Hannemann und zwei anderen im Westerweel- Widerstandsnetzwerk aktiv. Sie überlebt.

Het Joodsche Weekblad, 19.9.1941; Anzeige des Onkels Johannes nach der Ermordung

Gedenken

20.8.1985 Page of Testimony  von Lora Sieskind-Zimels

Quellen

https://www.joodsmonument.nl/en/page/411891/hans-leo-bandmann

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130253952

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130429447

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130285730

https://www.mappingthelives.org

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.joodsmonument.nl/en/page/406408/advertentie-te-huur-aangeboden-van-johannes-finke

https://yvng.yadvashem.org/ad

Niederlande, Bevölkerungsregister, 1810-1936; Bron: boek, Deel: 146, Periode: 1912-1938

www.werkdorpwieringermeer.nl/

https://www.oorlogsbronnen.nl/mensen?personterm=Ontruiming%20Joods%20Werkdorp%20Wieringermeer

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Bandmann%201916%22%7D

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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