Bernhard Lewin
*18.1.1913 in Stavenhagen; ✡ Juni 1942 in KL Sobibor
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Arthur Lewin *23.8.1882 in Pasewalk; ✡ Juli 1942 in Auschwitz
Heirat der Eltern 11.1.1911
Mutter Emma Dosmar * 6.6.1879 in Grätz; ✡ Juli 1942 in Auschwitz
Onkel
Hugo Dosmar *19.10.1881 in Grätz; ✡ Juli 1942 in Auschwitz
Max Lewin *23.8.1882 in Pasewalk; ✡ Juli 1942 Auschwitz; oo Martha Dosmar
Cousine Edith Lewin *28.8.1913 in Stavenhagen; ✡ 24.9.1943 in Auschwitz
Geschwister keine
Beruf Schneiderlehrling
Adressen Stavenhagen, Malchiner Straße 23; Wolzig
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
Das jüdische Jugend-und Lehrheim in Wolzig

November 1929 Eröffnung der Erziehungsanstalt für verwahrloste Jugendliche in Wolzig bei Berlin
Träger war der Deutsch-Israelitische Gemeindebund
Anfang 1933 befanden sich in dem Heim 68 Jungen, im Juni 1933 noch 43 davon acht nicht jüdisch.
Überfall der SA auf das Jugend-und Lehrheim in Wolzig
Laut Auskunft der Gedenkstätte Sachsenhausen, handelte es sich „um das jüdische Erziehungsheim Wolzig bei Königs-Wusterhausen, eine 1929 gegründete reformpädagogische Einrichtung, die ab 1933 von der Umgebungsgesellschaft feindselig betrachtet wurde. Unter dem Vorwand kommunistischer Umtriebe überfiel eine SA Einheit das Heim und verschleppte am 7.6.1933 34 Jungen zwischen 13 und 19 ins KZ Oranienburg, wo sie bis zum 10.7.1933 festgehalten wurden.„
Das KL Oranienburg war von der SA-Standarte 208 am 21.3.1933 in einer ehemaligen Brauerei eingerichtet worden, Ende April übernommen vom Potsdamer Regierungspräsident.
7.6. 1933 Der jüdische Gärtner R. Goldschmidt berichtet:
„Um 4 Uhr früh erschien ein Lastwagen mit SA. Die Männer waren bewaffnet, ein Gruppe umstellte das Heim, andere verschafften sich gewaltsam Zutritt, und mit Gebrüll jagte man die Erschrockenen mit Hilfe des Gewehrkolbens aus den Betten zum Hof. Er gab Fußtritte, und Gummiknüppel traten in Aktion, bis die Aufstellung in Marschordnung vollzogen war. Zur gleichen Zeit ging eine andere Gruppe ins Heim und versteckte unter Matratzen, Schränken und Schreibtischen Revolver, Seitengewehre, Totschläger, kommunistische Flugblätter, Broschüren und Bildmaterial gegen das Dritte Reich.“
9.6. 1933 Schreiben des Deutsch-Israelitischen Gemeindebundes an den Regierungspräsidenten in Potsdam:
„In dieser Zeit wurde das Heim durchsucht. Es wurde unter dem Kopfkissen des Zöglings Werner Treuherz eine Schußwaffe gefunden. Treuherz wurde gerufen und gefragt, wie lange er schon in dem Bett, in dem die Waffe gefunden worden sei, schlafe. Er erwiderte: >>Ein Jahr << und bekam zur Antwort: »Und dann hast du nicht bemerkt, daß du eine Pistole unter dem Kopfkissen hast? « Nach Aussage des zurückgebliebenen Personals sollen auch einige Schriften gefunden und beschlagnahmt worden sein.“
Sechs weitere Verhaftungen in das Gestapogefängnis Berlin:
„Es wurden, nachdem der Landrat des zuständigen Kreises Beeskow-Storkow telefonisch von dem Ergebnis der Durchsuchung verständigt war, verhaftet: Direktor Oskar Friedmann, Gärtner (Richard) Goldschmidt, Bürohilfe Betty Armer, Erzieher Max Gebhard, Erzieher Fritz Hirsch, Zögling Werner Treuherz. Die genannten Verhafteten und außerdem sämtliche Zöglinge des Heim es wurden gegen 10 1/ 2 Uhr vormittags auf Lastautos verladen und nach Angabe von SA-Leuten in das Konzentrationslager nach Oranienburg überführt.
Die Verhafteten sind nach Berlin gebracht worden.“
6.7.1933 Tag des Verhörs von Bernhard Lewin im KL Oranienburg; er gibt an, Kenntnis von der kommunistischen Gruppe zu haben.
10.7.1933 Entlassung der 34 Wolziger aus dem KL Oranienburg
Einweisung von Bernhard Lewin in die Heil-und Pflegeanstalt Bendorf-Sayn
Novemberpogrom
10.11.1938 Verhaftung des Vaters Arthur und des Onkels Max; die Brüder werden biszum 10.12.1938 in Zuchthaus Alt-Strelitz interniert
Verkauf des Hauses Adolf-Hitler-Straße
17.5.1939 in Stavenhagen, Adolf-Hitler- Straße 23 leben von der Familie Lewin bei der Minderheitenzählung: Alice, Arthur, Edith, Emma, Max und Rosalie
Auflösung von Bendorf Sayn

15.6.1942 Deportation von Bernhard Lewin mit 271 Patienten der Heilanstalt nach Sobibor
Nach einer Meldung der Gestapo Koblenz wurden aus dem dortigen Bereich 384 Juden deportiert. Wie aus den Gestapolisten ersichtlich, kamen aus dem Stadtgebiet Koblenz 11 Menschen und allein 331 aus Bendorf-Sayn, davon 271 Patienten der Heil- und Pflegeanstalt, 10 Menschen aus dem Altersheim der Heil- und Pflegeanstalt sowie 50 Angestellte der Anstalt mit Familienangehörigen. Die Kranken wurden in Güterwagen abtransportiert, während für die übrigen Menschen Personenwagen der Reichsbahn vorgesehen waren.
Juni 1942 Tod von Bernhard Lewin im KL Sobibor
KL Auschwitz
10.7.1042 Verbringung der Eltern Arthur und Emma, Max und Rosalie Lewin sowie Onkel Hugo Dosmar in das Sammellager Ludwigslust

11.7.1942 Deportation in das KL Auschwitz
Gedenken
Stolpersteine in Stavenhagen
9.7.2008 für Arthur, Emma und Max Lewin, Malchiner Straße 23
20.5.2011 für Bernhard Lewin und Onkel Hugo Dosmar, Malchiner Straße 23
13.6.2018 für Edith und Rosalie Lewin, Malchiner Straße 23
Quellen
Klaus Drobisch, Überfall auf jüdische Jungen im Juni 1933; Dokumente; 1993
„The Times“ vom 19. September 1933 „Life in a Nazi camp. A farm student’s experience“
Mitteilungen von Astrid Ley, Gedenkstätte Sachsenhausen
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de913199
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_rhl_420615a.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Stavenhagen
https://www.myheritage.de/research
https://www.mappingthelives.org
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
Peter W. Lande, Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History