Gerhard Zadek
*2.11.1919 in Berlin; ✡ 5.10.2005 in Berlin
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Religion jüdisch
Vater Wilhelm Zadek *9.11.1890 in Magdeburg; ✡ 26.1.1943 in Auschwitz
Heirat der Eltern 20.4.1916 in Berlin
Mutter Erna Schäfer *2.11.1892 in Berlin; ✡ ✡ 26.1.1943 in Auschwitz
Onkel Siegfried Zadek*31.12.1889 in Magdeburg; ✡ Ghetto Warschau
Geschwister keine
Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant; Journalist; Patentingenieur
Adressen Berlin; Spreenhagen; Manchester

Heirat 1940 in Manchester Alice Sara Kronheim *28.3.1921 in Berlin
Kinder drei Töchter
Ruth Zadek
Weiterer Lebensweg
Lehre als Werkzeugmacher (ORT-Schule?)

Gerhard Zadek und Alice Kronheim lernen sich in der sozialistisch-zionistischen Jugendorganisation Haschomer Hazair in Berlin kennen.
Widerstandsgruppe Herbert Baum
In Berlin gehören beide zum Umfeld der jüdisch-kommunistischen Widerstandsgruppe Baum, die am 18. Mai 1942 den Brandanschlag auf die Propaganda-Ausstellung ‚Das Sowjetparadies‘ verübte.
28./29. Mai 1942 der ‚Reichsführer-SS‘ Heinrich Himmler im KZ Sachsenhausen lässt 250 jüdische Männer erschießen, 154 Männer, die tags zuvor in Berlin festgenommen worden waren und 96 Männer, die bereits im KZ Sachsenhausen inhaftiert waren. Dieser Massenmord war eine vom Berliner Gauleiter und Propagandaminister Goebbels initiierte ‚Racheaktion‘ nach einem Brandanschlag.
Gut Winkel
1939 Gerhard Zadek und Alice Kronheim zur Hachschara nach Gut Winkel
Winkel bestand als Lehrgut Schocken ab 1933 in Trägerschaft der zionistischen Jugendbünde; Lagerleiter war Martin Gerson vom Januar 1933 bis zwangsweisen Aufgabe von Gut Winkel am 19. Juni 1941; Hauswirtschaftsleiterin war seine Frau Bertel.
1938 wird die Zahl der Belegplätze mit 120 angegeben.
Im Novemberpogrom 1938 wurde Gut Winkel nicht überfallen.
Bei der Minderheitenvolkszählung am 17. Mai 1939 wurden 210 jüdische Bewohner erfasst.
17.5.1939 bei der Minderheitenzählung Gerd Zadek und Alice Kronheim auf Gut Winkel in Spreenhagen; beide sind auch in der Wohnung seiner Eltern in Berlin Kaiserstraße 22/24 gemeldet
Von Juni 1941 bis Februar 1943 (Fabrikaktion) war Gut Winkel Arbeitseinsatzlager.
Flucht nach England
26.8. 1939 Gerhard Zadek und Alice Kronheim mit dem letzten Zug nach England
1940 Heirat in Manchester
FDJ in England
Juni 1939 Gründung der FDJ in England; in der Folge Gründung von Gruppen in London, Manchester, Birmingham, Bradford, Cambridge, Kingston und Paddington mit etwa 600 Mitgliedern
Theresienstadt
15.-17.12.1942 beide Eltern auf dem 78. Alterstransport von Berlin nach Theresienstadt

23.1.1943 beide Eltern auf dem Transport C v von Theresienstadt nach Auschwitz
Nachkriegszeit
Oktober 1949 Stellvertreter des Informationsamts der DDR
1952 stellvertretender Chefredakteur der SED-Organe in Mecklenburg
1953 stalinistische Säuberungen, aller Ämter enthoben
Studium zum Patentingenieur; Direktor des VEB Schwermaschinenbau „7. Oktober“
Patentamt der DDR
Nach der Wiedervereinigung 1990 schreibt er mit seiner Frau zwei Bücher über das Konfliktfeld zwischen Judentum und Sozialismus
Gedenken
Grabstein für Alice und Gerhard Zadek auf dem jüdischen Friedhof Berlin, Weißensee
Quellen
Thomas Friedländer, Bonzos Auge; Edition Schwarzdruck, 2023
https://www.mappingthelives.org
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1184811
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1184861
https://www.statistik-des-holocaust.de/AT78-2.jpg
https://taz.de/Sie-waren-jung-juedisch-und-links/!474371
Alice und Gerhard Zadek: Mit dem letzten Zug nach England. Karl Dietz Verlag, Berlin 1992,
Alice und Gerhard Zadek: Ihr seid wohl meschugge. Karl Dietz Verlag, Berlin 1998,
Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
Peter W. Lande, Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History