Julius Jehuda Menschenfreund Bochumer Straße 137
*11.9.1988 Brody, Porohy, Galizien, verschollen seit November 1938
Staatsangehörigkeit polnisch
Vater Wolf Menschenfreund, Porohy
Brüder
Moses Wolf Menschenfreund *9.5.1893 in Porohy; 1939 Magdeburg; + 13.4.1940 KL Buchenwald
Meir Wolf Menschenfreund *4.4.1898; Gelsenkirchen; +7.12.1944 in KL Neuengamme
Heirat 10.2.1920 in Oberhausen, mit Berta Beile Birnbaum *27.12.1892 in Rozniatow, + 31.3.1942 in Tötungsanstalt Bernburg
Kinder
Mia Menschenfreund *3.12.1920, + 1.10.1944 KL Stutthof
Dagobert Menschenfreund *8.6.1926 in Recklinghausen + 29.5.2013 in Culver City Kalifornien
Beruf
Kaufmann, Manufakturwaren
Weitere Lebensdaten
Er stand in Geschäftsbeziehungen zu Moses Schaffer *16.7.1893 in Porohy, dem Vater von Emanuel Schaffer, Trainer der Fußball-Nationalmannschaft Israels
9. 11.1938 Zerstörung des Geschäftes;
Zeitzeugenbericht „von Nachbarn im Schrank versteckt“, bezieht sich vermutlich auf den 28.10.1938
28.10.1938 Abschiebung nach Bentschen (Zbaszyn), Datum (24.11.1938) im Hausbuch gefälscht ! Bericht von Sara Spiegel über die Abschiebung:
„Am 28. 10. 1938 wurden mein Mann, ich und unsere Tochter Ruth von der Polizei oder Gestapo in Recklinghausen nach Zbąszyń /Polen verschleppt. Ohne jede vorherige Verständigung wurden wir um 4 Uhr nachts aus den Betten geholt und so wie wir standen und gingen unter Zurücklassung unseres gesamten Vermögens (Wohnung und Geschäft) nach Polen abtransportiert.“
10.12.1938 Manufakturgeschäft „von Amts wegen abgewickelt“
12.4.1939 Rückkehr nur von Berta mit den Kindern, zur „Abwicklung des Geschäftes und Hausverkaufs“
1. 9.1939 Ladenlokal und Teil der Wohnung 1.Etage an NSDAP-Parteigenosse Krumme zwangsvermietet
2.12.1940 Schreiben NSDAP-Ortsgruppenleiter Süd Hingst an den OB Irrgang
24.5.1941 Anweisung der Stapo Leitstelle Münster
„Familie Menschenfreund muß ausziehen„
Der Mann ist im Ausland, die Frau im Konzentrationslager
Es ist dort nur eine 20-jährige Tochter
Handschriftl: 1 Sohn 14 jähr. Vorübergehend abwesend“ (Dagobert)
20.10.1941 Aufstellung Ghettohäuser
„(Mia)Menschenfreund , ledig, 1 Bruder und Mutter zZ abwesend“
Seit 11/1938 nicht mehr in Recklinghausen nachgewiesen! Nicht auf der Ghettohaus Liste!
24.1.1942 offiziell nach unbekannt abgemeldet
27.1.1942 steht auf der Transportliste nach Riga, aber nicht nach Riga deportiert
Unklares Schicksal, vermutlich Ende Juli 1939 in Polen geblieben, während Frau und Kinder nach Deutschland zurückgingen
Quellen
Karteikarten von Gefangenen des Gerichtsgefängnisses Recklinghausen, 6.10.32 – 31.1.1956 ITS Arolsen 1.2.2.9
https://www.zbaszyn1938.pl/uploads/documents/Lista_Deportowanych/GK_166_1141_Cala_lista.pdf
Landesarchiv NRW Abt. Westfalen Bestand K 204/Reg. Münster, Wiedergutmachungen, Nr. 1651 Bl. 6
Georg Möllers, Pogrom in Recklinghausen 1938, 2001
Möllers/Mannel, Zwischen Integration und Verfolgung. Die Juden in Recklinghausen. Eine Sammlung ausgewählter Dokumente, Recklinghausen 1988, Dok. 55
Persönliche Mitteilung Dr. Ute Hoffmann, Leiterin der Gedenkstätte Bernburg vom 13.3.2020
Persönliche Mitteilung Monika Schnell, Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück vom 29.5.2020
Georg Möllers, Biografie Familie Menschenfreund Opferbuch Recklinghausen
Georg Möllers / Jürgen Pohl: Abgemeldet nach „unbekannt“ 1942, Die Deportation der Juden aus dem Vest Recklinghausen nach Riga, hrsg. von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Recklinghausen, Klartext Verlag, Essen 2013.
Werner Schneider, Jüdische Einwohner Recklinghausens 1816-1945, in: 750 Jahre Stadt Recklinghausen. 1236-1986, hrsg. von Werner Burghardt, Recklinghausen 1986, S.225-252.
Stadtarchiv (Sta Re III Jüdische Gewerbebetriebe um 1938; Sta Re III 6520 Jüdische Einwohner im 3. Reich; Sta Re III 4407 Jüdische Kinder; Sta Re III 4425 Juden aus Polen).
Jüdische Einwohner Recklinghausens, Sta Re III 6520
ITS Arolsen, Arolsen Archives Documents 01014102 oS
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://collections.arolsen-archives.org/en/archive/6611170/?p=1&s=Menschenfreund&doc_id=6611174
https://billiongraves.de/grave/Dagobert-Bert-Menschenfreund/34757366?referrer=myheritage Willi Hagemann, Höhere Mädchenbildung und jüdische Schülerinnen in Recklinghausen von 1866 bis 1938/39, in: Vestische Zeitschrift 90/91 (1991/92), hg. v. Werner Burghardt, S. 231-244, S. 233