Mazolta Fortuna Ert geb. Savariego
*14.5.1916 in Berlin; ✡12.9.2000 in Israel
Staatsangehörigkeit türkisch
Religion jüdisch
Vater Shabtai Savariego *25.2.1881 in Istanbul; ✡18.8.1942 in Riga
Mutter Sol Cohen *7.7.1885 in Istanbul; ✡18.8.1942 in Riga
Geschwister
Sultana Savariego *14.5.1914 in Berlin; oo Kurt Rosenbaum (*1908 in Westick, Unna, +19.10.1944 in Auschwitz); Tod 1943 in Auschwitz
Aron Savariego *11.10.1920 in Berlin; oo Zipora Spitz; + 14.2.1975 in Fort Myers, Florida
Viktoria Savariego *1.6.1924 in Berlin; oo 1951 in New York Eugen Simon
Beruf Hausfrau
Adressen Berlin
Heirat Dez. 1937 in Berlin Joachim Ert *20.2.1916 in Berlin; +10.6.1965 in Israel
Kinder zwei
Tochter Rachel Ert
Weiterer Lebensweg
17.5.1939 in Berlin gemeldet mit Ehemann Joachim bei Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 Joachim in Spreenhagen Hachschara auf Gut Winkel bei Minderheiten-Volkszählung
30.8.1939 mit Joachim aus Berlin ins Umschulungs- und Einsatzlager Paderborn, Grüner Weg
11.6.1940 Schwester Sultana aus Berlin ins Umschulungs- und Einsatzlager Paderborn
28.7.1940 Kurt Rosenbaum aus Kolzenburg ins Umschulungs- und Einsatzlager Paderborn
30.8.1940 mit einer Gruppe von 24 Chawerim aus Paderborn offiziell abgemeldet nach „Paraguay“
30.8.1940 mit dem Zug von Paderborn nach Wien, Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa
Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule
3. 9.1940 mit dem Zug von Wien nach Pressburg/ Bratislava an die Donau;
10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN
10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;
Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.
Zwischenstopp auf Kreta, um Kohle aufzunehmen
31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet
1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa. Die Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)
5.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten
8.11.1940 Registrierung im Camp Atlith; gibt als Referenzen an die Schwägerinnen Hilde Schulz-Ert in Tiniz-Zvi und Margot Schnauer-Ert Keit-Ronah, Haifa
25.11.1940 Ankunft zweier weiterer Schiffe in Haifa
25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA
Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:
“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“
Die ins Wasser gesprungenen und die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.
25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.
26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;
Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.
1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können
September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith
12.8.1945 Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge aus Mauritius auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.
Weitere Daten der Familie
1.3.1943 Schwestern Sultana mit Mann Kurt Rosenbaum aus Paderborn nach Auschwitz
15.-18.8.1942 beide Eltern mit dem 18. Osttransport Zug Da 401 von Berlin nach Riga; + in Riga
5.11.1945 schreibt als Fortuna Ert aus London Suchanzeige für Schwester Viktoria
14.2.1946 Antwort von Schwester Viktoria
10.6.1965 Tod von Joachim Ert in Israel
Gedenken
Grabstein auf dem Sde Yehoshua Military Cemetery, Haifa
Sie schreibt zahlreiche Pages of Testimony in Yad Vashem für die Familien Ert und Savariego
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 7108); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1149645
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1149600
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1149593
https://collections.arolsen-archives.org/en/search/person/127204854?s=Savariego&t=228847&p=0
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=9968555
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_advance_search.php?SourceId=19584
https://www.ushmm.org/online/hsv/source_view.php?SourceId=19561