Brinitzer Herbert

Herbert Simon Brinitzer

*29.8.1911 in Kattowitz; ✡ 26.11.1943 in Auschwitz-Monowitz

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Artur Brinitzer *15.5.1877 in Pupine, Rosenberg; ✡12.4.1940 in Beuthen

Mutter Henriette Wittner *19.2.1876 in Willenstein, Kattowitz; ✡in Auschwitz

Geschwister –

Beruf Medizinstudent

Adressen Kattowitz; Beuthen, Poststraße 56; Klein Schnellendorf; Paderborn

Heirat 9.2.1942 vor dem Standesamt Paderborn

Charlotte Seligmann *13.1.1908 in Schwetz

Kinder –

Weiterer Lebensweg

17.5.1939 mit den Eltern in Beuthen bei Minderheiten-Volkszählung

23.6.1939 Vertrag zwischen der RVJD und der Stadt Paderborn zur Errichtung des Umschulungs- und Einsatzlagers Paderborn, Grüner Weg 86;

12.4.1940 Tod des Vaters in Beuthen

24.5.1940 aus dem Hachschara Kibbuz Klein Schnellendorf angemeldet im Lager Paderborn

6.1.1941 Charlotte Seligmann aus Chemnitz angemeldet im Lager Paderborn

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager Paderborn“

9.2.1942 Heirat vor dem Standesamt Paderborn mit Charlotte Seligmann

2.3.1942 Schwager Sellow Seligmann heiratet in Paderborn Ursula Hamburger

13.6.1942 Mutter Henriette ab Beuthen nach Auschwitz

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Paderborn“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.

27.2.1943 die Pforte des Lagers Paderborn wird von Polizisten bewacht, um Fluchten zu verhindern

1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Paderborn; mit der Bahn nach Bielefeld, dann mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz

Erwin Angress berichtet:

„Die Jüdischen Lagerinsassen – insgesamt 99 – wurden in Extrawagen nach Bielefeld transportiert, die an den fahrplanmäßigen Zug ab Paderborn am 1.3.43 um 8.24 Uhr angehängt wurden. In Bielefeld gab es im Saal des Vereinslokals ,Eintracht‘ ein Sammellager für Juden aus dem ganzen Bezirk. Bereits in der darauffolgenden Nacht vom 1. auf den 2. März 1943 wurden alle Juden zum Bielelelder Güterbahnhof gebracht und in Waggons gepfercht. Mit diesem Zug rollten wir dann nach Auschwitz… Nur 9 Personen haben überlebt.“

2.3.1943 Herbert mit Ehefrau Charlotte, Schwager Sellow und Schwägerin Ursula Seligmann 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz mit allen 98 Chawerim aus dem Arbeitslager

3.3.1943 Ankunft und Selektion in Auschwitz; Ernst Michel berichtet:

„Es gab nun zwei Reihen, beide rückten langsam voran. Männer an eine Seite, Frauen an die andere. … Issy schlurfte neben mir. Er war in Paderborn einer der charismatischen und zuverlässigsten Leiter. Er war dynamisch, optimistisch und stets hilfsbereit. Er war stark wie ein Stier. Er hatte Lilo in Paderborn geheiratet einige Wochen vor unserer Deportation. Sie war bereits auf der anderen Seite. Tränen rannen sein Gesicht hinunter. Ich berührte ihn. Er nickte nur.“

Herbert Brinitzer und Sellow Seligmann eingewiesen in Auschwitz III zum Aufbau des IG-Farben Werkes Buna Monowitz, Häftlingsnummer 104906 und 105025

Kalendarium von Auschwitz vom 3.3.1943

„Reichssicherheitshauptamt Transport, Juden aus Berlin. Nach der Selektion lieferte man 535 Männer als Häftlinge ins Lager ein, sie bekamen die Nr. 104 890 – 105 424; 145 Frauen bekamen die Nr. 36 9035 – 37 079. Die übrigen wurden vergast.“

Charlotte Brinitzer vermutlich unmittelbar nach der Selektion an der Rampe in die Gaskammer geschickt

Gedenken

16.9.1956 Pages of Testimony für Herbert und seine Mutter von Helena Burger (verwandt)

24.10.1977Page of Testimony für die Mutter Henriette von Nichte Traute Bieber

5.4.1990 Pages of Testimony für Sellow und Ursula Seligmann und für Herbert und seine Frau Charlotte Brinitzervon Paderborn Chawer Alfred Ohnhaus

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT430302-Paderborn1.jpg

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de848394

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de848384

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de848393

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de960040

https://www.statistik-des-holocaust.de/Beuthen17.jpg

https://collections.arolsen-archives.org/en/document/12649876

https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=1099962&ind=1

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013

Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998

www.80jahrepogrom.jgpb.de/erwin-angress/

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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