Witkowski Lieselotte

Lieselotte Witkowski

*3.8.1921 in Berlin; ✡ 1943 in Auschwitz

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Hans Witkowski *1.3.1892 in Posen✡ 29.10.1942 in Riga

Mutter Frieda Isaak *25.5.1882 in Wreschen; ✡ 29.10.1942 in Riga

Geschwister –

Beruf

Adressen Berlin, Pestalozzistraße 15; Ellguth, Steinau; Paderborn, Grüner Weg 86

Heirat 1942 geplant mit Leon Türk

Kinder –

Weiterer Lebensweg

17.5.1939 in Berlin Wilmersdorf bei Minderheiten-Volkszählung

23.6.1939 Vertrag zwischen der RVJD und der Stadt Paderborn zur Errichtung des Umschulungs- und Einsatzlagers Paderborn, Grüner Weg 86;

17.6.1941 Leon Türk von Hachscharalager Ellguth, Steinau kommend angemeldet in Paderborn

1.7.1941 zur Abwicklung von Ellguth verbleiben noch 14 Chawerim im Lager

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager Paderborn“

15.7.1941 Lieselotte Witkowski folgt Leon Türk nach Paderborn nach Auflösung des Lagers Ellguth

1942 Bei der Bestellung des Aufgebotes im Standesamt Paderborn zur geplanten Heirat mit Lieselotte Witkowski fällt seine frühere polnische Staatsangehörigkeit auf. Er wird als „feindlicher“ Ausländer verhaftet und ins Gefängnis gesteckt.

19.7.1942 Tod von Leon Türk im KL Sachsenhausen (offizielle Diagnose: Herzschwäche)

Oktober 1942 ihre Eltern Hans und Frieda Witkowski von der Gestapo verhaftet, Verbringung in das Sammellager Synagoge in der Levetzowstraße 7-8 gebracht

26.10.1942 Elternvom Bahnhof Moabit aus nach Riga deportiert mit 798 Berliner Juden davon 204 Angestellte der Jüdischen Gemeinde, weswegen man auch von einer „Gemeindeaktion“ sprach.

29.10.1942 nachAnkunft des Berliner Transports in Riga angekommen wurden alle in den Wäldern um Riga in Bikernieki bei Massenerschießung ermordet.

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Paderborn“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.

27.2.1943 die Pforte des Lagers Paderborn wird von Polizisten bewacht, um Fluchten zu verhindern

1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Paderborn; mit der Bahn nach Bielefeld, dann mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz

Erwin Angress berichtet:

„Die Jüdischen Lagerinsassen – insgesamt 99 – wurden in Extrawagen nach Bielefeld transportiert, die an den fahrplanmäßigen Zug ab Paderborn am 1.3.43 um 8.24 Uhr angehängt wurden. In Bielefeld gab es im Saal des Vereinslokals ,Eintracht‘ ein Sammellager für Juden aus dem ganzen Bezirk. Bereits in der darauffolgenden Nacht vom 1. auf den 2. März 1943 wurden alle Juden zum Bielelelder Güterbahnhof gebracht und in Waggons gepfercht. Mit diesem Zug rollten wir dann nach Auschwitz… Nur 9 Personen haben überlebt.“

2.3.1943 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz mit allen 98 Chawerim aus dem Arbeitslager

3.3.1943 Ankunft und Selektion in Auschwitz; Ernst Michel berichtet:

„Es gab nun zwei Reihen, beide rückten langsam voran. Männer an eine Seite, Frauen an die andere. … Issy schlurfte neben mir. Er war in Paderborn einer der charismatischen und zuverlässigsten Leiter. Er war dynamisch, optimistisch und stets hilfsbereit. Er war stark wie ein Stier. Er hatte Henny in Paderborn geheiratet einige Wochen vor unserer Deportation. Sie war bereits auf der anderen Seite. Tränen rannen sein Gesicht hinunter. Ich berührte ihn. Er nickte nur.“

Kalendarium von Auschwitz vom 3.3.1943

„Reichssicherheitshauptamt Transport, Juden aus Berlin. Nach der Selektion lieferte man 535 Männer als Häftlinge ins Lager ein, sie bekamen die Nr. 104 890 – 105 424; 145 Frauen bekamen die Nr. 36 9035 – 37 079. Die übrigen wurden vergast.“

10.9.1943 Mutter auf Transport 42 von Berlin nach Auschwitz

Gedenken

26.4.1912 Stolpersteine für Lieselotte und die Eltern in Berlin, Pestalozzistraße 14

5.4.1990 Page of Testimony von Paderborn Chawer Alfred Ohnhaus

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/ueber-den-bezirk/geschichte/stolpersteine/artikel.179759.php

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1180997

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1181137

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013

Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998

www.80jahrepogrom.jgpb.de/erwin-angress/

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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