Wolfgang Pander
© Herta Prüffert aus: „Hanno Günther – ein Hitlergegner“, Volker Hoffmann
14.4.1917 in Berlin; ✡ 3.12.1942 Gefängnis Berlin Plötzensee
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Hans Pander *16.1.1883 in Bremen; ✡unbekannt
Mutter Else Käthe Rosalie Blum *25.10.1894 in Berlin ✡ in Auschwitz
Geschwister
Eva Pander *18.8.1915 in Berlin; Kindertransport; Überlebende; März 1991 in Newton, England
Beruf Metallarbeiter
Adressen Berlin, Uhlandstraße 40/41; Dresden; Bielefeld; Berlin, Kommandantenstraße 68/69
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
1926 Scheidung der Eltern, danach abwechselnd bei Mutter und Vater, zeitweise auch in Kinderheimen.
1930- Mitte 1932 Mitgliedschaft im KJVD und im Sportverein Fichte
Abbruch des Gymnasium ein Jahr vor der Mittleren Reife, Ausbildungen als Dreher und Autoschlosser ebenfalls ohne Abschluss
24.10.1934 nach 7 Wochen in Untersuchungshaft verurteilt zu 3 Monaten Gefängnis wegen Diebstahls einer Handtasche, auf Bewährung freigelassen
1937 Festnahme bei illegalem Grenzübertritt nach Tschechien, in Haft im Gefängnis Lauenburg wegen selbstverfasster politischer Gedichte
Überstellung zur Vernehmung durch die Gestapo in Dresden
11.11.1937 „Schutzhaft“ im KL Buchenwald; Häftlingsnummer 2491
27.11.1937 Verlegung in das KL Dachau
4.12.1937 inhaftiert im KL Dachau
„Schutzhaft“ im KL Dachau; Häftlingsnummer
17.5.1939 Wolfgang Pander im Gefängnis Dresden bei der Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 beide Eltern mit Schwester Eva in Berlin bei der Minderheiten-Volkszählung
August 1939 entlassen aus dem KL Dachau
Sommer 1939 Schwester Eva mit Kindertransport nach England
November 1939 wurde er aus Mangel an Beweisen vom Oberlandgericht Dresden freigesprochen.
Das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a
1939 Nachdem zahlreiche, in Bielefeld lebende Jüdinnen und Juden in „Judenhäusern“ zwangseingewiesen wurden, schloss die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) mit den jeweiligen Städten Verträge zur Errichtung der Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Koblenzer Straße 4 und Paderborn, Grüner Weg 86;
Anfang September entstand für zunächst 36 Praktikanten ein Wohn- und Arbeitslager in der Koblenzer Straße 4 (heute: Artur-Ladebeck Straße 6). Das Haus beherbergte zuvor die Praxis des nach Holland geflüchteten Orthopäden Dr. med. Bernhard Mosberg.
1939 Pander zu Hachschara in das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Koblenzer Straße 4
23.3.1940 wegen der räumliche Enge Wechsel von 57 Bewohnern in das Lager in der Schloßhofstraße 73a, einem ehemaligen Gutshof.
Dort bestand auch eine Unterkunft für alte und kranke Jüdinnen und Juden („Siechenheim“) als Einrichtung der RVJD. Vom Lager aus wurden die Männer kolonnenweise bei den Straßen-, Tief- und Gleisbauarbeiten der Fa. Nebelung & Sohn eingesetzt.
23.3.1940 wechselt er in das Lager in der Schloßhofstraße 73a
1940 erfolgte ein Austausch männlicher Bewohner mit dem Umschulungslager Paderborn; die zionistischen Chawerim wechselten nach Paderborn und umgekehrt.
Cioma Schönhaus (der „Passfälscher„) hält in seinen Erinnerungen an Bielefeld fest:
„Das Arbeitslager der ‚Reichsvereinigung der Juden in Deutschland‘ hat uns wie gewöhnliche Arbeiter an die Firma Pollmann in Bielefeld vermittelt. […] Keine Autos weit und breit. Nur drei jüdische Jungen fahren auf ihren Rädern zur Arbeit. Wolfgang Pander, der schon einmal wegen seines losen Mundwerks ein paar Monate im Konzentrationslager gesessen hatte. Erstaunlicherwesie haben sie ihn entlassen. Vorher war er Regieassistent im Filmstudio seines Vaters. Er ist vierundzwanzig Jahre alt.“
1.8.1940 Abmeldung aus Bielefeld nach Berlin, Uhlandstraße 40/41; Wohnadresse der Mutter Käthe Pander
Widerstandsaktionen der Rütli-Gruppe in Berlin – die Hinrichtung
Juni 1940 Bäckergeselle Hanno Günther, ein ehemaliger Mitschüler aus der Rütlischule schreibt mit Elisabeth Pungs die erste Folge der Flugschrift „Das freie Wort“ als „Deutsche Friedensfront“.
September 1940 Wolfgang Pander über die Kommunistin Dagmar Petersen in Kontakt mit Hanno Günther, er wird Mitglied der von ihm geleiteten Widerstandsgruppe;
Mitarbeit an der 4. Folge der Flugschrift „Das freie Wort“; später noch Nr. 5 und 6
Silvesterfeier 1940/41, v.l. Hanno Günther, Dagmar Petersen, unbekannt, Hertha Miethke, Wolfgang Pander, Mascha, vorne : Irmgard Freier; © Privatbesitz
28.7.-18.8.1941 Verhaftung der Gruppenmitglieder durch die Gestapo wegen mehrerer Flugblattaktionen: Bernhard Sikorski, Dagmar Petersen, Emmerich Schaper, Hanno Günther
6.8.1941 Wolfgang Pander vorläufig festgenommen
18.9.1941 Haftbefehl, Untersuchungshaft im Gefängnis Berlin Alt-Moabit
26.5.1942 Anklageerhebung durch den Oberreichsanwalt beim Volksgerichtshof, Auszug
9.10.1942 Schauprozess gegen die Gruppe vor dem Volksgerichthof wegen Hochverrat. Wolfgang Pander stand aufgrund seiner jüdischen Herkunft kein Verteidiger zur Verfügung. Sein Vater versuchte vergebens sich für ihn einzusetzen. Dagmar Petersen wurde zu sieben Jahren Zuchthaus, alle anderen zur Todesstrafe wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ verurteilt.
10.10.1942 Einlieferung der Verurteilten in Plötzensee
Emmerich Schaper starb an den Folgen der Folter noch vor dem Hinrichtungstermin.
3.12.1942 Hinrichtung von Wolfgang Pander und den anderen zum Tode Verurteilten der Rütli Gruppe durch Enthauptung im Gefängnis Berlin Plötzensee.
Nach einem Todesurteil durch das Berliner Kammergericht oder Volksgerichtshof erfolgten die Hinrichtungen meist in der Strafanstalt Plötzensee; verantwortlicher Scharfrichter war von 1942 bis 1945 Wilhelm Röttger.
Schicksal der Eltern
18.10.1941 Mutter von Berlin ins Ghetto Lodz, Franzstraße
7.5.1942 Transport der Mutter von Lodz in das Vernichtungslager Kulmhof
29.1.1943 Vater Hans von Berlin auf dem Osttransport nach Auschwitz
Gedenken
31.10.2019 Stolperstein für Wolfgang Pander in Berlin Grünstraße, früher Kommandantenstraße
Quellen
Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)
https://www.was-konnten-sie-tun.de/uploads/tx_iobio/h_guenther_anklage_10874h_08_03.pdf
https://www.stolpersteine-berlin.de/de/neue-grunstr/1/wolfgang-pander
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12093216
Volker Hoffmann: Hanno Günther, ein Hitler-Gegner 1921 – 1942. Geschichte eines unvollendeten Kampfes. Berlin, 2010
Daniel Hoffmann, Lebensspuren meines Vaters, Wallstein Verlag 2007
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT430302_1.jpg
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013
Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998