Ernestine Jellinek geb. Groß
*19.7.1877 in Schlochau; ✡ in Riga
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Vater Louis Gross
Mutter Rosa Rochle Weile; ✡1902 in Schlochau
Geschwister
Sally Groß 1874 in Schlochau; ✡ 1942 in Berlin; oo Martha Silbermann
Alex Groß 1876 in Schlochau; ✡ 1942 in Auschwitz oo 1905 Rosa Dora Salinger
Bertha Groß 1879 in Schlochau; ✡ in Riga; oo Isidor London
Leopold Groß 1881 in Schlochau; ✡ ?
Beruf Schneiderin
Adressen Schlochau; in Berlin u.a. Charlottenburg, Kantstraße 101, Königsweg 54; zuletzt Prenzlauer Berg, Schönhauser Allee 174
Heirat 4.9.1902 in Berlin den Kunstmaler Bernhard Jellinek *17.9.1869 ; ✡7.2.1937 in Berlin
Kinder keine
Weiterer Lebensweg
Nach 1891 Umzug nach Berlin
1923 Umzug in die Schildhornstraße 12 in Steglitz
1923-1926 Eröffnung einer Kunst- und Antiquitätenhandlung
1937 Ernestine Jellinek in die Wohnung der ebenfalls verwitweten Schwester Bertha London, Schönhauser Allee 174, kurzzeitig mit Schwägerin Rosa Groß
17.5.1939 mit Schwester Bertha London in Berlin bei Minderheiten-Volkszählung
1.10.1941 Mitteilung der Gestapo an die Jüdische Gemeinde Berlins, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde.
Januar 1942 Deportationsbefehl der Gestapo
Bruder Sally und Frau Martha entschließen sich zum Suizid.
Verbringung in das provisorische Sammellager in der ehemaligen Synagoge Levetzowstraße 7–8
19.1. 1942 Ernestine und Schwester Bertha London mit dem „9. Osttransport“ von 1006 Juden über den Bahnhof Grunewald nach Riga
23.1.1942 Ankunft Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga
Verzeichnis der Personen, die am Montag, dem 10.8.42 im Gewerbebetrieb eingestellt sind
10.8.1942 — auf der Liste der im Gewerbebetrieb im Ghetto Riga Beschäftigten, vermutlich als Schneiderin in der Näherei für die Wehrmacht unter Max Kann aus der Kölner Gruppe
Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung; Kommandant des KL Kaiserwald Sturmbannführer Albert Sauer
3. November 1943 Auflösung des Ghetto Riga;
Außenkasernierung Strasdenhof des KL Kaiserwald in Riga
geht mit der gesamten Näherei des „Gewerbebetrieb“ unter Umgehung des KL Kaiserwald direkt in die Außenkasernierung in Riga Strasdenhof in der Widzemer Chaussee, bestehend bereits ab dem 1. August 1943, ab dem 1. Juni 1944 dann auch in der dortigen Anodenwerkstatt zur Aufbereitung von Batterien. Einer der zwei Lagerältesten im Strasdenhof war Ludwig Miltenberg
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga
Juli 1944 Selektion in Riga- Strasdenhof aller über 30-Jährigen vor Liquidierung des KL Kaiserwald. 300 Männer und Frauen über 30 zunächst in einem ausgeräumten Saal der Kabelfabrik gesammelt, dann auf LKW verladen und vermutlich im Juli 1944 im Wald von Rumbula ermordet. Strasdenhof war das einzige Außenlager des KL Kaiserwald, in dem alle über 30-Jährigen ermordet wurden.
Gedenken
27.4.2012 Stolperstein für Ernestine und Schwester Bertha in Berlin, Schönhauser Allee 174
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://objekte.jmberlin.de/object/jmb-obj-116601
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1082564
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1111240
https://www.stolpersteine-berlin.de/de/schonhauser-allee/174/ernestine-jellinek
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127187448
Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick Hrsg., Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020
Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008
Gertrude Schneider, Exile and Destruction, The Fate of the Austrian Jews 1938-1945; Praeger 1995
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984
Anita Kugler, Scherwitz – Der Jüdische SS-Offizier, 2017