Klara Gerwin geb. Freundlich
*20.2.1888 in Krummensee; ✡ vor 1945 im Ghetto Warschau
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Religion jüdisch
Vater unbekannt
Mutter unbekannt
Geschwister
Erna Freundlich *22.6.1990 in Krummensee; ✡ vor 1945 im Ghetto Warschau; oo Leo Bähr
Selma Freundlich *11.8.1892 in Krummensee; ✡ vor 1945 im Ghetto Warschau; oo Sally Bähr
Schwager Georg Gerwin *195.1899 in Neuteich; ; ✡ vor 1945 im Ghetto Warschau
Schwägerin Johanna Lachmann *3.11.1895 in Landeck; ✡ vor 1945 im Ghetto Warschau
Nichte Lea Gerwin *3.11.1923 in Landeck, Schlochau; ✡ vor 1945 im Ghetto Warschau
Neffe Isbert Isidor Gerwin *19.8.1926 in Landeck; ✡ vor 1945 im Ghetto Warschau
Beruf Hausfrau
Adressen Krummensee, Westpreußen; Landeck, Schlochau
Heirat Siegfried Gerwin *3.8.1990 in Neuteich
Kinder
Hella Gerwin * 10.1.1923 in Krummensee; ✡ vor 1945 im Ghetto Warschau
Bernhard Gerwin *17.5.1924 in Landeck; ✡ vor 1945 im Ghetto Warschau
Inge Gerwin *23.9.1928 in Landeck; ✡ vor 1945 im Ghetto Warschau
Vermutlich ein Sohn aus erster Ehe mit Martin Wohlgemuth (*7.3.1897) für Ehemann Leo „Stiefsohn“:
Arthur Wohlgemuth *25.11.1920 in Krummensee; ✡ vor 1945 im Ghetto Warschau
Weiterer Lebensweg
10.11.1938 die Brüder Georg und Siegfried sowie Sohn Artur Wohlgemuth verhaftet im Novemberpogrom; Schutzhaft im KL Sachsenhausen
1938 Entlassung aus dem KL Sachsenhausen
17.5.1939 Klara mit ihrer Familie in Landeck, Schlochau bei Minderheitenzählung
17.5.1939 die Familie des Schwagers Georg Gerwin in Landeck, bei Minderheitenzählung
17.5.1939 Leo Bähr mit Ehefrau und den Kindern sowie Bruder Sally mit Frau Selma und Sohn Harry in Schlochau, Hammerstein bei Minderheiten Zählung
17.5.1939 Artur Wohlgemuth sowohl in Stettin wie in Schlochau erfasst bei Minderheitenzählung
Die Deportation der Juden aus Stettin und Schneidemühl am 13.2.und 21.2.1940
13.2.1940 Deportation von 1107 Stettiner Juden nach Lublin. Die dänische Zeitung „Politiken“ berichtet am 17.2.1940:
„In den Nachtstunden des 12. zum 13. Februar wurden in Stettin sämtliche Juden abtransportiert… Zwischen 3 und 4 Uhr am Morgen des 13. Februar wurden die Juden mit Frauen und Kindern ohne Rücksicht auf ihr Alter und ihren Gesundheitszustand durch je zwei Posten der SS und der SA aus ihren Wohnungen geholt und zum Güterbahnhof Stettin gebracht, von wo aus der Abtransport nach Ostpolen in den frühen Morgenstunden des Dienstag erfolgte. Auch die Insassen der beiden jüdischen Altersheime in Stettin, ca. 82 Personen, darunter Frauen und Männer über 90 Jahre, wurden deportiert. Soweit sie nicht mehr zu gehen imstande waren, wurden sie auf Tragbahren zum Güterbahnhof gebracht… Bereits auf der Durchfahrt durch Schneidemühl – etwa 24 Stunden nach dem Abtransport – mussten die ersten Leichen aus dem Deportationszug entfernt werden. Es handelte sich zunächst um eine Frauenleiche, der später die Leichen von zwei Kindern folgten. Einige andere Personen lagen im Sterben, wie Zurufe aus den Wagenfenstern des Zuges an den Stationsvorsteher des Bahnhofs besagten.“
Februar 1940 viele Juden aus Schönlanke in das provisorische Gefängnis in Schneidemühl
21.2.1940 Deportation einiger Familien aus Schneidemühl in das am 1.4.40 neu eröffnete „Jüdische Arbeitsheim“ Radinkendorf bei Beeskow, das viele der 1940 aus dem Regierungsbezirk Schneidemühl ausgewiesenen Juden aufnehmen musste.
Eine für das RSHA erstellte Liste vom 9.4.1940 beschreibt die Räumung des Bezirks Schneidemühl:
„Am 21. Februar 1940 wurden die im Regierungsbezirk Schneidemühl wohnhaften Juden im Ort Schneidemühl gesammelt und im Gemeindehaus sowie in der jüdischen Leichenhalle notdürftig untergebracht. Es handelte sich um insgesamt 544 Personen. Am 22. Februar wurden 104 Personen nach Neuendorf überführt. Von diesen kamen zum Forsteinsatz 25 Personen, in Heime und Pflegeanstalten 16 Kinder, ins Krankenhaus 3 Kinder, ins Altersheim Friedenstr. 15 Personen, ins Siechenheim Lichterfelde (Jungfernstieg 15) 2 Personen, in die Sammelpflegestelle Elsässerstrasse (Nr. 85) 3 Personen; in Neuendorf befinden sich 40 Personen. Am 27. Februar wurden mit einem Krankentransport 17 Personen in das Siechenheim Lichterfelde verbracht. Es sind davon 4 Personen verstorben. Am 11. März wurden 165 Personen in das Durchgangslager Glowno b/Posen abtransportiert. Diese wurden am 2.4. und 6.4. aus Glowno entlassen, und zwar nach Neuendorf 65 Personen, nach Radinkendorf 45 Personen, in ein Heim in Bielefeld 38 Personen, in das Altersheim Friedenstrasse 7 Personen, in das Siechenheim Berlin-Lichterfelde 4 Personen, in Pflegestellen Berlin 2 Kinder, in Glowno verstorben 3 Personen, im Krankenhaus Posen verblieben 1 Person. Aus Schneidemühl sind am 4. April 49 Personen verbracht worden, und zwar sind 22 Kinder in Heime und Pflegestellen in Berlin, 27 Erwachsene nach Radinkendorf gekommen. Zur Einzelentlassung kamen (vor allem ins Krankenhaus) 6 Personen, in Schneidemühl verstorben sind 4 Personen. Es befinden sich noch in Schneidemühl 199 Personen.“
Zu den nach Neuendorf gebrachten gehören auch 19 Personen der Familien Gerwin, Bähr, Freundlich. Die Familien der drei Freundlich Schwestern und des Schwagers Georg Gerwin werden im Landwerk Neuendorf untergebracht
Die Deportation aus Neuendorf nach Warschau
2.4.1942 Verhaftung von gut 60, besonders älteren, staatenlosen oder zuvor bei der Gestapo auffällig gewordenen Bewohner des Landwerks Neuendorf;
hierzu zählen die insgesamt 19 Personen der Familien Bähr, Freundlich, Gerwin.
Deportation auf Lastwagen in eine große Turnhalle nach Frankfurt/Oder, wo noch 100 Juden aus den Forst- und Ernteeinsatzlagern in Beerfelde, Hangelsberg, Hasenfelde, Jakobsdorf, Kaisermühl, Kersdorf, Pillgram, Schönfelde und Treplin hinzustoßen. Die älteren Deportierten sind zumeist 1940 aus dem Regierungsbezirk Schneidemühl nach Neuendorf, Pillgram, Treplin und anderen Lagern verbracht worden.
3.4.1942 Deportation auf dem XII. Transport von Berlin ins Ghetto Warschau; Abfahrt aus Frankfurt/Oder um Mitternacht; Adam Czerniaków, Vorsitzender des Warschauer Judenrats, verzeichnete in seinem Tagebucheintrag vom 5.4.42: „Um 8 trafen 1025 Deportierte aus Berlin ein.“
Im Transport vom 3.4. aus Frankfurt/Oder befand sich ebenfalls eine große Zahl von Schneidemühler Juden, die im Landwerk Neuendorf oder weiteren Forst- und Ernteeinsatzlagern untergebracht gewesen waren
Clara Grunwald schreibt in einem Brief vom 3.4.1942
„Ich muss dir etwas sehr trauriges mitteilen: einige 60 Menschen, ein knappes Drittel haben gestern fortfahren müssen und werden heute Charfreitag , um Mitternacht, nach Polen verladen..“
Tod der gesamten Familie vor dem 8.5.1945, Ort und Datum unbekannt
Gedenken
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_ber_ot12.html
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11231951
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11231945
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_brb_400213.html
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_brb_schneidemuehl.html
A. Czerniaków, Im Warschauer Getto, München 1986