Mayer Rudolf

Rudolf Mayer

*26.4.1903 in Würzburg; ✡ vor 1945; Ort und Datum unbekannt

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Ernst Mayer *12.2.1871 in Würzburg; ✡ 20.12.1942 in Theresienstadt

Mutter Nanny Fleischmann *27.2.1878 in Schweinfurt; ✡15.2.1944 in Theresienstadt

Geschwister

Alfred Mayer *22.5.1899 in Würzburg; ✡20.9.1940 in Hartheim, T4-Euthanasie

Schwägerin Käthe Mayer- Peczkowski *20.6.1901 in Würzburg

Neffen

Walter Jacob Mayer *19.9.1924 in Würzburg; ✡28.7.1942 Falun, Schweden

Herbert Mayer *9.11.1930 in Würzburg; ✡15.10.1944 in Auschwitz

Beruf landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Würzburg, Ludwigstraße 20; Nürnberg; München; Kaisermühl; Hangelsberg; Frankfurt/Oder

Heirat ledig

Kinder

Weiterer Lebensweg

Besuch der Realschule bis zur Mittleren Reife „Einjähriges“

Banklehre im Bankhaus Herrmann in Würzburg;

anschließend Bankangestellter in Mannheim und Berlin
Ab etwa 1923 Mitarbeit im elterlichen Textilwarengeschäft

1929 Konkurs des Textilgeschäfts

Rudolf Mayer Vertreter für verschiedene Firmen, „Reisender“
Rudolf Mayer war Mitglied im Jüdischen Turn- und Sportverein, im Jüdischen Kulturbund und aktiv bei der zionistischen Organisation Hechaluz
1934 zur landwirtschaftlichen Hachschara im Lehrgut Lobitten in Ostpreußen, ‚freies‘ jüdisches Lehrgut (1934–1939) im heutigen Lugowskoje (Kaliningrad) , danach bei Bamberg.

Juli 1937 Umschulungskurs in einem zionistischen Praktikantenheim in Augsburg

1.9.1938 abgemeldet in Nürnberg, zurück nach Würzburg

30.11.1939 Mitgliederliste der Israelitischen Kultusgemeinde Würzburg

1939/40 Rudolf Mayer verpflichtet zur Zwangsarbeit bei der Stadtverwaltung und bei verschiedenen Bau- und Kohlefirmen in Würzburg

8.10.1940 abgemeldet aus Würzburg nach Müllrose, Hachscharalager Kaisermühl bei Frankfurt/Oder

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung der noch bestehenden in „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager“

Juli -September 1941 Auflösung der Hachscharalager Ahrensdorf, Gut Winkel. Havelberg; Verlegungen in das Lehrgut Neuendorf im Sande und Paderborn

Rudolf Mayer zunächst ins Umschulungslager Landwerk Neuendorf, dann aus Neuendorf verlegt ins Umschulungslager Gut Wulkow In Hangelsberg/Spree; Lagerleiter und Kolonnenführer ist Ernst Grünberger

1.5.1941 Rudolf Mayer angemeldet in Hangelsberg

20.3.1942 der Forstmeister in Hangelsberg richtet ein Protestschreiben gegen den angeordneten Abzug der jüdischen Waldarbeiter an den Landforstmeister

2.4.1942 Verhaftung von Rudolf Meyer in Hangelsberg

2.4.1942 Verhaftung von 62 Bewohnern des Landwerks Neuendorf, besonders der älteren, staatenlosen oder zuvor bei der Gestapo auffällig gewordenen; Deportation auf Lastwagen in eine große Turnhalle nach Frankfurt/Oder, wo noch 100 Juden aus den Forst- und Ernteeinsatzlagern in Beerfelde, Hangelsberg, Hasenfelde, Jakobsdorf, Kaisermühl, Kersdorf, Pillgram, Schönfelde und Treplin hinzustoßen. Die älteren Deportierten sind zumeist 1940 aus dem Regierungsbezirk Schneidemühl nach Neuendorf, Pillgram, Treplin und anderen Lagern verbracht worden.

3.4.1942 Deportation von Rudolf Mayer auf dem XII. Transport von Berlin ins Ghetto Warschau; Abfahrt aus Frankfurt/Oder um Mitternacht

Clara Grunwald schreibt in einem Brief vom 3.4.1942

„Ich muss dir etwas sehr trauriges mitteilen: einige 60 Menschen, ein knappes Drittel haben gestern fortfahren müssen und werden heute Charfreitag , um Mitternacht, nach Polen verladen..“

5.4.42 Adam Czerniaków, Vorsitzender des Warschauer Judenrats, hält in seinem Tagebuch fest:

„Um 8 trafen 1025 Deportierte aus Berlin ein.“

Tod von Rudolf Mayer vor dem 8.5.1945, Ort und Datum unbekannt

Neffe Walter Mayer auf Hachschara Gut Winkel und Falun, Schweden

Neffe Walter Mayer zur Hachschara auf Gut Winkel in Spreenhagen

17.5.1939 Neffe Walter Mayer noch in Spreenhagen registriert bei Minderheitenzählung

12.5.1939 (?) abgemeldet zur Emigration nach Schweden

In Schweden auf landwirtschaftliche Hachschara, organisiert von der Jugendalija und Hechaluz; verantwortlich für die Jugend-Alija in Schweden war Eva Warburg (Bankhaus Warburg!). Für die insgesamt bis zu 100 Chaluzim betreute sie einem Kinderheim in Tjörnarp, den Jugendalija-Hof in Hälsinggården in der Nähe der Stadt Falun – dort arbeiteten die meisten bei den Bauern der Umgebung – und das jüdische Landschulheim mit Internat in Kristinehov in Skane.

Das Internat Kristinehov war ein 1934 gegründetes Landschulheim im südschwedischen Västraby

Juli 1939 zur Hachschara auf den Jugendalija-Hof in Hälsinggården in der Nähe der Stadt Falun

Walter schreibt Briefe an Monika Gurlan, die Tochter eines Geschäftpartners des Vaters, in denen er seinen Vater Alfred kein einziges Mal erwähnt. Er berichtet von der Wiederheirat der Mutter Käthe mit dem 37 Jahre älteren Isaak Freudenberger (1864-1942) im Frühjahr 1942

28.7.1942 Walter Mayer ertrunken in Falun (Ursache unbekannt, Suizid??)

T4-Euthanasie des Bruders Alfred in Hartheim

Ab 1933 psychotische Schübe (a.e.Schizophrenie, F.J.W.)

Einweisung des Bruders in die psychiatrische Universitätsklinik Würzburg

3.10 1938 Verlegung in die „billige Kretinenanstalt (reine geschlossene Pflegeanstalt im Sinne des Erbgesundheitsgesetzes)“ nach Reichenbach in der Oberpfalz

13. 9.1940 Verlegung des Bruders zum Sammeltransport in die Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar
20. 9. 1940 Verlegung und Ermordung des Bruder in der Tötungsanstalt Schloß Hartheim

Familie Mayer in Theresienstadt

17.5.1939 Eltern Ernst und Nanny Mayer mit Neffe Herbert Mayer in Würzburg bei Minderheitenzählung

30.11.1939 Mitgliederliste der Israelitischen Kultusgemeinde Würzburg (s.o.)

23.9.1942 beide Eltern Ernst und Nanny Mayer, Neffe Herbert Mayer mit dessen Mutter Käthe (in 2. Ehe Freudenberger) und Isaak Freudenberger auf Transport II/26 ab Nürnberg-Würzburg- Regensburg nach Theresienstadt

17.10.1942 Tod von Isaak Freudenberger in Theresienstadt; Diagnose Auszehrung, Altersschwäche

20.12.1942 Tod des Vaters Ernst in Theresienstadt

15.2.1944 Tod der Mutter Nanny Mayer in Theresienstadt

12.10.1944 Neffe Herbert und Schwägerin Käthe auf Transport Eq aus Theresienstadt-> Auschwitz

Gedenken

Stolperstein für Rudolf Mayer in Würzburg, Rottendorfer Str. 3

2007 Stolperstein für Alfred Mayer in Würzburg, Ludwigstraße 10

9.3.2021 Page of Testimony für Walter Mayer von Monika Gurlan, Tochter eines Bekannten (Geschäftspartner des Vaters?)

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de923403

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de922575

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de923163

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de922527

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de922900

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_ber_ot12.html

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420403_Frankfurt7.jpg

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420403_Frankfurt8.jpg

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11194865

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5185319

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5185325

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5185327

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5185317

https://collections.arolsen-archives.org/en/document/5185313

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11195049

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/71076340

A. Czerniaków, Im Warschauer Getto, München 1986

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

Peter W. Lande,  Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History

https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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