Kaufmann, Lucie

*2.7.1894 in Iserlohn; ✡ 1951 in Stockholm

Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos

Vater Leopold Cahn *27.2.1861 in Mondorf; 31.1.1933 in Münster

Mutter Franzeska Bruchhorst

Geschwister

Margret Cahn *23.4.1890 in Luckenwalde; 24.11.1918 in der Schweiz; oo Hugo Grabe (1881-1917)

Heinrich, Lucie und Margret Cahn

Heinrich Simon Cahn *30.1.1898 in Dortmund; ✡1975 in Buenos Aires

Beruf Hausfrau

Adressen Münster, Salzstraße, Mauritz-Lindenweg, 1941 Meppener Straße 27

Heirat Ludwig Kaufmann *23.5.1882 in Ahlen, Beckum; ✡1943 in Riga

Kinder

Grete Kaufmann *6.5.1922 in Münster; ✡22.5.2014 in Omer; oo Ernst Schmoll/Etan

Hans Kaufmann *5.1.1925 in Münster; ✡24.10.2016 in Stockholm; oo 1955 Anna

Weiterer Lebensweg

Ehemann Ludwig seit 1910 als Rechtsanwalt in Kanzlei in Münster

1914-1918 Lucie im ersten Weltkrieg als freiwillige Krankenschwester im Lazarett Münster tätig

1930er Jahre Lucie Gründerin und Vorsitzende der Ortsgruppe Münster der WIZO (zionistische Frauen-Organisation)

Ehemann Ludwig Vorsitzender der Ortsgruppe Münster der „Zionistischen Vereinigung für Deutschland“

1928 Umzug der Familie von der Salzstraße in den Mauritz-Lindenweg

21.3.1938 Ankunft von Tochter Grete mit Hechaluz-Studentenzertifikat B(III)

9./10.1938 Zerstörung der Wohnung durch SA-Mob

17.5.1939 Lucie mit Ehemann und Sohn Hans in Münster bei Minderheiten-Volkszählung

17.5.1939 Sohn Hans auch in Berlin, Kaiserdamm 99 bei Minderheiten-Volkszählung

Judenliste 1939 in Münster

Sohn Hans zur Hachschara nach Dänemark

4.10.1939 Sohn Hans emigriert zur Einzel- Hachschara nach Dänemark

5.11.1940 Hans erfasst bei dänischem Census auf dem Hof von Mads Nielsen in Rosnaes/Holbaek

Ausnahmezustand in Dänemark 1943

9.4.1940 Einmarsch der Deutschen in Dänemark; Dänemark bleibt in Teilen autonom bis zum Oktober 1943

29.8.1943 Die deutschen Besatzer verkünden den „Ausnahmezustand“ wegen zunehmender Widerstandaktionen

17.9.1943 Adolf Hitler befiehlt die „Endlösung“ in Dänemark

September 1943 Anordnung von Werner Best, SS-Obergruppenführer und Generalbevollmächtigter für Dänemark

„Die Festnahme der zu evakuierenden Juden erfolgt in der Nacht vom 1. zum 2.10.43. Der Abtransport wird von Seeland zu Schiff (ab Kopenhagen), von Fünen und Jütland mit der Bahn Sonderzug durchgeführt“.

28.9.1943 der deutsche Diplomat Georg Ferdinand Duckwitz verrät die geplante Deportation bei einem Treffen mit dänischen Sozialdemokraten.

6.10.1943 Ankunft von Hans Kaufmann Gilleleje in Dänemark kommend in Högenäs nahe Helsingborg, Schweden

Mitte 1941 Zwangsumzug des Ehepaar Kaufmann in das Judenhaus Meppener Straße

November 1941 Deportationsbefehl der Gestapo

Anfang Dezember Ehemann Ludwig wird von einem ein SS-Mann, ein früherer Klient, und dem Anwaltskollege Georg Jöstingmeier angeboten, ihn zu verstecken. Er lehnt ab: „Ich habe nichts verbrochen. Ich gehe nur offiziell weg.“

10.11.1941 Verbringung von 105 Juden aus Münster und 285 weiteren aus Westfalen in den Gertrudenhof an der Warendorfer Straße

12/13.12.1941 Abtransport vom Gertrudenhof zum Güterbahnhof in Münster

13.10.1941 Bahntransport ab Münster – Osnabrück – Bielefeld  nach Riga-Skirotawa

16.12.1941 Ankunft Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga

Nach Ankunft im Ghetto werden sie zusammen mit den mit den Münsteraner Ehepaaren Ludwig und Henriette Miltenberg (und den Töchtern Edith und Hannelore), Adolf und Frieda Steinweg, mit Erich Cohen und Fanny Blumenthal in eine 2-Raum-Wohnung mit Küche eingewiesen.

November 1943 Lucie Kaufmann in die Außenkasernierung im ABA 701, Armeebekleidungsamt in Mühlgraben

Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga

Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof

9.8.1944 Ankunft von Lucie im KL Stutthof

Januar 1945 Beginn der Todesmärsche von Stutthof

Zu Fuß gelangte sie in ein Auffanglager in Hamburg-Fuhlsbüttel

Bei ihrer Ankunft wog sie nur noch 32 Kilo

Sommer 1945 Unterbringung im Jüdischen Wohnheim „Haus Warburg“ Kösteberger Straße 58-64, Hamburg-Blankenese

1945 Lucie Kaufmann zusammen mit Jutta Pelz auf der Liste weiblicher DP-Patienten der Kieferklinik in Hamburg Blankenese

Ende Oktober Rückkehr nach Münster

9.11.1945 Auf der Liste im „AUFBAU“ „Das erste Lebenszeichen“ ist sie nicht mehr notiert, da sie bereits nach Münster zurückgekehrt ist.

Oktober 1946 nach Schweden, Rosersber

1948 für ein paar Monate nach Israel zur Tochter Grete Schmoll

Oktober 1949 Auswanderung nach Schweden zu Sohn Hans Kaufmann

1951 Tod in Stockholm an Krebs

Gedenken

Beide Eltern Cahn sind auf dem jüdischen Friedhof in Münster beigesetzt

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://safe-haven.dk/fileadmin/user_upload/Lund-rapport_Kaufmann__Hans_Simon.jpg

Fotosammlung Gisela Möllenhoff / Rita Schlautmann-Overmeyer

https://www.mappingthelives.org/bio/00e19bb0-9014-4781-81e1-81c858f69dcb

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/131507139

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/4517019

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de896700

Volkszählung in Dänemark von 1940 – Hans Simon Kaufmann

https://www.ns-gedenkstaetten.de/nrw/muenster/aktuelles/detailseite/trauer-um-einen-bescheidenen-helden-aus-muenster

„AUFBAU“  Nach Schweden gerettet; Ausgabe vom 22.6.1945

„AUFBAU“ „Das erste Lebenszeichen“, Ausgabe vom 9.11.1946, S. 31

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008

Gertrude Schneider, Exile and Destruction, The Fate of the Austrian Jews 1938-1945; Praeger 1995

Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984

Anita Kugler, Scherwitz – Der Jüdische SS-Offizier, 2017

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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1 Kommentar

  1. Sehr geehrter Herr Wittstam,

    Mit großem Interesse habe ich Ihre Angaben über meine Großmutter, Lucie Kaufmann, gelesen. Ich habe aber mehrere Fehler gefunden und deshalb habe ich ein paar Fragen.

    Ein Beispiel ist, dass Lucie keinen Todesmarsch von Stutthof mitgemacht hat und überhaupt nicht die Tragödie in der Lübecker Bucht miterlebt hat. Ich möchte sehr gerne wissen, wo Sie diese Angaben gefunden haben.

    Wie kommt es überhaupt, dass Sie Lucie Kaufmann in Ihre Arbeit aufgenommen haben? Wo haben Sie die Informationen über Lucie gefunden?

    Die Quellenangaben sind, soweit ich sehen kann, nicht komplett. Wo haben Sie zum Beispiel die Fotos gefunden? Ich sehe, dass es ganz offenbar ist, dass Sie zum Beispiel das Biographische Lexikon (Jüdische Familien in Münster) von Gisela Möllenhoff und Rita Schlautmann-Overmeyer als eine wichtige Quelle benutzt haben, aber ich sehe nicht, dass es als eine Quelle angegeben ist.

    Ich habe gerade meinen neuen Roman hier in Schweden publiziert. In dem erzähle ich die Geschichte von meinem Vater und meinen Großeltern, deshalb habe ich über eine längere Zeit sehr viel Material gesammelt mit der Hilfe von Historikern in Deutschland und USA.

    Es ist eine fantastische Arbeit, die Sie sich mit Ihrer Liste gemacht haben, aber ich vermisse deutliche Informationen darüber, zum Beispiel wer für diese Site verantwortlich ist und ob eine Organisation dahinter steht. Wenn ich mehr Informationen bekomme und wenn die Quellen wissenschaftlich angegeben werden, kann ich Ihnen helfen, den Artikel über Lucie zu korrigieren.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Michael Kaufmann

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