Manfred Gans
*27.4.1922 in Borken, Westfalen; ✡12.9.2010 in Fort Lee New Jersey
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Moritz Moshe „Möken“ Gans *7.7.1885 in Borken; ✡11.3.1980 in Israel
Heirat der Eltern 1919 in Borken
Mutter Else Fraenkel *1.9.1891 in Völksen; ✡ 8.10.1982 in Ramat Gan
Großmutter Märle Gans geb. Windmüller *31.12.1857 in Borken; ✡ 24.8.1938 in Borken
Tante Erna Fraenkel-Moch *17.7.1898 in Völksen/Deister
Onkel Alexander Alex Moch *18.8.1893 in Nonnenweier; ✡24.9.1977 in Tivon Tel Aviv
Cousine Recha Moch *15.12.1925 in Ahlem; ✡12.6.1980 in England; oo Turner
Geschwister

Karl Gans /Gershon Kaddar*23.5.1920 Borken; ✡18.3.2020 Israel; oo Nitzan; oo Tal
Theo Gans/Kaddar*1.5.1925 in Borken; ✡25.9.1996 in Netanja
Beruf –
Adressen
Heirat 15.7.1948 in Manhattan mit Anita Lamm *31.8.1923 in Berlin; ✡12.1.1991 Leonia
Schwägerin/Schwager Else Fränkel-Gans, Moritz Gans; Sohn Manfred
Kinder
Daniel Gans *8.6.1960 in New York
Aviva Gans; oo Rosenberg
Weiterer Lebensweg
Besuch der Jüdischen Schule in Borken
1932 Onkel Alex Moch Gründer und Leiter des Landwerk Neuendorf bis Anfang 1939, seine Tante Erna Fränkel-Moch übernimmt die Leitung der Hauswirtschaft in Neuendorf. Der Neuendorfer Gutshaushalt wurde von Erna Fraenkel-Moch als Lehrwirtschaft mit Geflügelzucht geführt.
Sommer 1933 Manfred und seine Brüder in den Sommerferien im Landwerk Neuendorf. Manfred Gans lernt hier seine spätere Frau Anita Lamm kennen.
Karl Gans in die Niederlande
1936 Karl Gans nach Palästina
24.8.1938 Tod der Großmutter Märle Gans geb. Windmüller (*31.12.1857 in Borken
29.8.1938 Manfred Gans nach England zunächst nur bis zum Herbst vorgesehen, bleibt aber auf Anraten der Eltern in England
1.-27.10.1938 Tochter Recha bei Tante Else Fränkel-Gans in Borken, dann nach Berlin-Grunewald, Schnorgendorf
Novemberpogrom in Neuendorf – Alex und Erna Moch
9./10.11.1938 Lehrgut Neuendorf im von den Nazis inszenierten Novemberpogrom von SA überfallen; Mitarbeiter wie der Madrich Max Joseph und alle Chaluzim über 18 Jahre verhaftet und in das KL Sachsenhausen in Oranienburg verschleppt; „Schutzhaft“ in Sachsenhausen ; die jüngeren wie Kurt Gumpel und die Mädchen (u.a. Eva Gillat) bleiben verängstigt zurück; das Lage wird fünf Tage lang von Wachen abgeriegelt.
Alex und Erna Moch entkommen nach London, er beschafft 150 britische Visa, mit diesen Einwanderungsgenehmigungen erreicht er beim Kommandanten von Sachsenhausen die Freilassung in Sachsenhausen internierten Chaluzim mit der Auflage, Deutschland unmittelbar zu verlassen. Er begleitet die etwa 40 Jungen nach England.
Zandvoort- Westerbork Theresienstadt
17.5.1939 beide Eltern noch in Borken, Johanniterstraße 10 registriert bei Minderheitenzählung
Aug.1939 die Eltern fliehen nach Zandvoort
1941 Untertauchen in Leeuwaarden
22.6.1943 beide Eltern ins Judendurchgangslager Westerbork

14.9.1943 Transport Westerbork nach Bergen-Belsen

25.1.1944 Transport Bergen-Belsen nach Theresienstadt
8.5.1945 Befreiung in Theresienstadt, die SS verläßt das Ghetto
21.6.1945 die niederländische Regierung holt Ehepaar Gans und weitere niederländische Überlebende mit dem Flugzeug nach Eindhoven.

Juni 1945 Rückkehr nach Zandvoort, Regentesseweg
Manfred Gans im 2. Weltkrieg
1940 Internierung in einem der Lager auf der Isle of Man als „enemy alien“
Die Rückeroberung

Anfang 1943 Eintritt in eine britische Spezialeinheit Three troop mit deutschen Muttersprachlern, die direkt hinter der Front Aufklärungsarbeit leisten.
Mai 1945 Manfred Gans fährt als Lieutenant Freddy Gray des „3 Troop 10 Commando“ im Jeep der Royal Army quer durch Sowjetisch besetzte Zone nach Theresienstadt, wo er seine Eltern lebend vorfindet. Über diese abenteuerliche Fahrt hat er einen ausführlichen Bericht geschrieben, der die Grundlage für die 4-teilige Terra-X Dokumentation „Roadtrip 1945“ im Jahre 2025 ist
Rückkehr nach Zandvoort
Sommer 1945 Seine Einheit wird in Vorbereitung auf einen Einsatz gegen das immer noch im Krieg befindliche Japan in seine Heimatstadt Borken verlegt.

Juli 1945 Nach 5 Wochen in Borken wird er als Vernehmungsoffizier in das Britische Civil Internment Camp No. 4 in Recklinghausen verlegt
Danach in derselben Funktion als Captain im Civil Internment Camp No. 5 im Sennelager bei Paderborn
August 1946 verlässt er die Royal Army und nimmt seinen Namen Manfred Gans wird an
Juli 1948 Heirat in New York
Nach abgeschlossenem Studium arbeitet er als Chemieingenieur
Gedenken
Quellen
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130290627
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5028028
https://www.jewiki.net/wiki/Alex_Moch
https://ajr.org.uk/wp-content/uploads/2018/02/1977_december.pdf
https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x-history/roadtrip-1945-kriegsende-100.html
Harald Lordick, Das Landwerk Neuendorf: Berufsumschichtung – Hachschara – Zwangsarbeit, in Ulrike Pilarczyk (Hg.), Hachschara und Jugend Alija, 2019
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de923045
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1568414
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de931652
Manfred Gans, Life gave me a chance, 2009
Daniel Huhn, Rückeroberung, die Geschichte von Manfred Gans, Hoffmann und Campe, 2022
Moch, Alexander, Von der Landwirtschaft zur Großgärtnerei, in Erstrebtes und Erreichtes; Hrsg: Verein ehemaliger Ahlemer. Eine Jubiläumsschrift. Hannover-Linden, 1929
Harald Lordick, „Das Landwerk Neuendorf in den Novemberpogromen 1938,“ in Arbeitskreis Jüdische Wohlfahrt, 08/11/2020, https://akjw.hypotheses.org/1032
Anneliese Ora Borinski, Erinnerungen
Diethard Aschoff, „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: VZ 94 – 96, 1995 – 97, Hrsg. W. Burghardt, S. 321 – 386
Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
AJR Information Dezember 1977 Link:
https://ajr.org.uk/wp-content/uploads/2018/02/1977_december.pdf
Ich habe die Dokumentation beim ZDF gesehen, den die Familie Gans erleben musste. Dieses Schicksal ist einzigartig. Viele jüdische Familien hatten nicht das Glück. Ich halte es für sehr wichtig, dass diese Gräueltaten der NSDAP auch der heutigen Generationen gezeigt werden. Ich selbst besuchte 3 Konzentrationslager und war schockiert, was ich sah. Dieses Erlebnis hat mich sehr geprägt !
Ich habe heute die Dokumentation gesehen. Es war beeindruckend und erschütternd zugleich. Diese Familie hatte wahnsinnig Glück, im Vergleich zu Millionen anderen, es hat mich zu Tränen gerührt. Dieser Wahnsinn darf sich niemals wiederholen, selbst wenn die Art und Weise heute eine andere ist. Aber leider ist das Wesen Mensch nicht belehrbar, wenn man sich zur Zeit die Welt anschaut. Wir müssen uns alle stark machen, gegen Fremdenhass. Jeder Mensch hat hat Recht auf Frieden und Menschlichkeit. Heute sind es 80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz, nie wieder!
Danke für diese lesenswerte, sorgfältig recherchierte Seite, für die Wiedergabe der Dokumente – und für die „Spuren im Vest“ insgesamt!
(Und ein kleiner Hinweis: Die Tochter von Manfred und Anita wird irrtümlich als Anita Gans bezeichnet. Tatsächlich heißt sie Aviva – ich habe ausführlich mit ihr gesprochen, siehe dazu auch das Buch „Rückeroberung“ von Daniel Huhn, Seite 285.)