Mayer Kurt

Kurt Mayer

*6.9.1905 in Erkrath; ✡ April 1945 Todesmarsch Tröglitz-Theresienstadt

Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos

Religion jüdisch

Vater David Mayer *11.8.1873 in Erkrath ; ✡1927 in Witten

Mutter Dina Leiser *23.5.1881 in Witten; ✡Januar 1945 in Stutthof

Großeltern Louis Leiser in Kerpen und Helene Simon

Urgroßvater Benjamin Leiser * in Kerpen

Onkel Samuel Leiser * 1877 in Witten; oo Betty Marx 1889

Cousine Hannelore Leiser * 27.9.1926 in Witten; USA

Verwandt Max Leiser *13.1.1890 in Kerpen; ✡5.12.1944 in Hailfingen-Tailfingen

Geschwister

Irma Mayer *19.2.1907 in Erkrath; ✡1990 in Witten

Beruf Kaufmann

Adressen Witten, Ruhrstraße 19 II;

Heirat ledig

Kinder –

Weiterer Lebensweg

1902 Umzug der Familie Louis Leiser von der Bahnhofstraße in die Ruhrstraße 19 in Witten

1909 Umzug der Familie von Erkrath nach Witten in die Ruhrstraße 19

1927 Tod des Vaters David;

Mutter Dina übernimmt den Viehhandel und führt ihn mit ihrem Bruder Samuel Leiser weiter; Kurt Mayer arbeitet im Geschäft mit

10.11.1938 Kurt Mayer verhaftet im Novemberpogrom, „Schutzhaft“ unbekannter Ort; Mutter Dina und Schwester Irma verstecken sich auf dem Dachboden vor dem SA-Mob

17.5.1939 Kurt mit Mutter Dina in Witten, Ruhrstraße 19 II bei Minderheiten-Volkszählung

Mitte Jan. 1942 Deportationsbefehl der Gestapo, sich am 24.1.1942 am Sammelpunkt HBF Witten einzufinden

24.1.1942 Kurt, Irma und Dina Winter vom HBF Witten nach Dortmund, Sammellager im Saal der Gaststätte „Zur Börse“ in der Nähe des HBF Dortmund
27.1.1942 Transport Dortmund nach Riga-Skirotawa

1.2.1942 Ankunft Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga

Ende Januar 1942 Kommandant Krause verlangt von Herbert Schultz, Leiter des Arbeitseinsatzbüro im Ghetto eine Liste mit zwanzig Männern vom Ordnungsdienst (Ghettopolizisten); diese bilden das Kommando „Krause 1“ und müssen Gruben im Wald von Bikernieki ausheben zur Vorbereitung auf die Dünamünde Aktion. Zu diesem Kommando wird auch Kurt Mayer eingeteilt; später berichtet er Jeannette Wolff von dieser geheimen Aktion, an der auch Julius Sollinger beteiligt war.

Jeanette Wolf berichtet:

„Sie hatten schreckliche Arbeit an Leichen, wahrscheinlich aus verschollenen Transporten, machen müssen. Schlecht ernährt, täglich mißhandelt, schliefen sie nachts in den feuchten Kellergelassen der Gestapo im Zentralgefängnis in Riga auf nacktem Steinboden, zu 40 Mann in einer Zelle, die vielleicht zur Not für zehn Menschen ausgereicht hätte. Diese Zelle war erfüllt von bestialischem Gestank der Kotkübel und der eiternden Wunden der Kranken. Es war kaum möglich, die Toten herauszutragen, da die Männer schon um 4 Uhr morgens zur Arbeit getrieben wurden. Einer der Überlebenden, Kurt Meier aus Witten, erzählte, daß sie durch Hunger und Kälte dort fast alle zu Tieren geworden seien, und einer habe auf den Tod des anderen gewartet, um sich in den Besitz der noch vorhandenen, total zerlumpten Kleidung zu setzen. Außerdem habe man diese Männer durch Schläge und sadistische Quälereien an den Rand des Wahnsinns gebracht.“

Max Leiser aus Kerpen, Judenältester in Riga ist mit der Mutter Dina verwandt

Juli -2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung; Kommandant des KL Kaiserwald Sturmbannführer Albert Sauer

27.1.1942 Dortmund Riga

3. November 1943 Auflösung des Ghetto Riga

November 1943 im Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben, Kasernierung

Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga

Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof

6.8-9.8.1944 1. Großer Transport mit der „Bremerhaven“ von Riga nach Danzig

10.8.1944 Ankunft von Kurt Mayer in Stutthof

28.9.-1.10.1944 3155 Häftlinge aus Riga Kaiserwald, 300 von der Lenta auf dem Frachtschiff „Kanonier“ von Riga->Danzig

13.8.1944 Deportation mit der Bahn in das KL Buchenwald;

(Achtung Verwechslung: auf dem selben Transport befindet sich Kurt Meyer aus Berlin mit der Häftlingsnummer 82735)

16.8.1944 Ankunft in Buchenwald; Häftlingsnummer 83278; Unterbringung im Kleinen Lager im Zelt

Das Buchenwald Außenlager Tröglitz/Rehmsdorf

8.9.1944 nach 3 Wochen Quarantäne Verlegung in das Hydrierwerk der BRABAG in Tröglitz zusammen mit Julius Sollinger

Räumung des Lagers in der Nacht vom 6. zum 7. April 1945. Für den Abtransport der etwa 3.000 verbliebenen Häftlinge in Richtung Leitmeritz und Theresienstadt nutzte die SS einen Zug mit zehn offenen Kohlewaggons. Ungefähr 900 Häftlinge überlebten den Transport nicht. In Reitzenhain, neunzig Kilometer vor Theresienstadt, endete die Zugfahrt aufgrund eines Angriffs der amerikanischen Luftwaffe. Dort erschossen Angehörige der SS und Einwohner vor Ort mindestens 380 Häftlinge, nachdem diese versucht hatten zu fliehen. Die übrigen wurden zu Fuß weiter nach Theresienstadt getrieben. Insgesamt kamen mehr als 5.800 der etwa 8.600 Häftlinge ums Leben, die im Zeitraum zwischen Juni 1944 und April 1945 das Lager in Tröglitz und Rehmsdorf durchliefen.

Tod von Kurt Mayer auf dem Todesmarsch von Tröglitz nach Theresienstadt

1945 Rückkehr von Schwester Irma nach Witten, Ruhrstraße 27

Gedenken

17.12.2016 Stolpersteine für Kurt, seine Schwester Irma, seine Mutter Dina, seinen Onkel Samuel, seine Cousine Hannelore, seine Tante Betty in Witten Ruhrstraße 19

Quellen

https://www.mappingthelives.org

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.riga-komitee.eu/schicksale/jeanette-wolff-ich-habe-riga-ueberlebt

„Auf dem Todesmarsch erschossen“, Redaktioneller Artikel in der WAZ, 2016

https://www.riga-komitee.eu/schicksale/jeanette-wolff-ich-habe-riga-ueberlebt

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420127_Dortmund25.jpg

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/6597661

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de922930

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de922383

Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020

Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick Hrsg., Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020

Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011

http://www.geschichtsverein-bordesholm.de/Veroeffentlichungen/Jahrbuecher/J06_7_Fentsahm_Evakuierungsmarsch.pdf

Christin Sandow (Hrsg.), Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017

Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008, Seite 127

Gertrude Schneider, Exile and Destruction, The Fate of the Austrian Jews 1938-1945; Praeger 1995

Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984

Anita Kugler, Scherwitz – Der Jüdische SS-Offizier, 2017

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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