Aronstein Inge

Inge Aronstein

*3.6.1931 in Lünen; 26.10.2006 Tod in Kfar Sava, Israel

Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos

Vater Hermann Aronstein *21.4.1886 in Hamm, Westfalen; ✡ in Auschwitz

Inge mit ihrer Mutter Else

Mutter Else Auerbach *1.2.1894 in Telgte; ✡ in Auschwitz

Großvater Simon Auerbach *21.5.1850 in Telgte; ✡7.11.1931 in Recklinghausen

Großmutter Julia Stern *7.8.1859 Willebadessen; ✡16.11.1934 in Recklinghausen

Geschwister

Ursel Aronstein *16.10.1922 in Dortmund

Elga Aronstein *6.2.1928 in Brambauer, Lünen; ✡  21.5.1943 in Sobibor

Beruf Schülerin

Adressen Lünen, Straße der SA 74, Cappenberger Straße 35 c, Borker Straße 6

Heirat Sept. 1949 Siegfried Zadok Zeew Witteboon

Kinder drei

Weiterer Lebensweg

Novemberpogrom

10.11.1938 im Novemberpogrom Vater Hermann Aronstein und Waldemar Elsoffer von Obersturmführer Heinrich Schmidt und dem Blockleiter der Ortsgruppe Lünen-Mitte Ernst Meckler verhaftet, vom Marktplatz aus zur Lippe getrieben und gezwungen, in die reißenden Fluten zu springen. Elsoffer ging in der Mitte des Flusses unter und ertrank, Aronstein überlebte den Mordversuch. Später muss das Ehepaar Aronstein in das Judenhaus Borker Straße 6 umziehen

Onkel Georg Emil Aronstein in der Pogromnacht in Hamm verhaftet, im Konzentrationslager Buchenwald interniert, 1941 von Münster nach Riga deportiert und dort ermordet.

17.5.1939 Schwester Ursel mit den Eltern in Lünen, Straße der SA 74 bei Minderheiten-Volkszählung

Kindertransport

10.11.1938 Novemberpogrom

England und die Niederlande öffnen die Grenze für Kindertransport

13.12.1938 Rivierenhuis de Steeg, Hoofdstraat 10, Rheden

Das Flüchtlingsheim K.L. Smit-Oord in Losser

4.1.1939 Kindertransport von – ab Bielefeld über Bentheim nach Oldenzaal

4.1.1939 mit 40 Mädchen mit dem Bus von Oldenzal ins K.L. Smit-Oord in Losser, Flüchtlingsheim für jüdische Mädchen von Januar bis August 1939

19.4.1939 Elga und Inge Aronstein in das K.L. Smitoord, Losser

Wegen der unmittelbaren Nähe zur deutschen Grenze wird die Einrichtung aufgelöst; die meisten Kinder werden nach Driebergen und Rotterdam verlegt.

25.8.1939 Achterklooster, Hoogstraat 79, Rotterdam

1.9.1939 Überfall der Wehrmacht auf Polen

1.9.1939 Inge in die Fam. Max van Dam, Den Haag, Laan van Cattenburg 103

1.9.1939 Elga in die Pflegefamilie Großonkel Max Marchand in Den Haag, Am. van Solmsstr 81

14.9.1942 Den Haag, Surinamestraat 58

10.5.1940 Überfall der Wehrmacht auf die Niederlande

7.10.1940 Elga Aronstein ins Kamp Westerbork, Baracke 21,

27.1.1943 Wechsel in die Baracke 35

18.5.1943 Elga Aronstein deportiert aus Kamp Westerbork in das KL Sobibor

21.5.1943 Tod von Elga Aronstein in Sobibor

1943 Deportation der Eltern von Lünen nach Auschwitz

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“ als Vorbereitung auf die „Fabrikaktion“

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

1.3.1943 Der Saal der Gastwirtschaft Gerold am Brackeler Hellweg war in Dortmund die Sammelstelle für die etwa 300 zur Deportation bestimmten jüdischen Arbeiter und ihre Familienangehörigen aus dem Regierungsbezirk Arnsberg. In der Nacht vom 1./2.3.43 war die Gaststätte Zur Börse am Nordausgang des Dortmunder Hauptbahnhofs zugleich Zwischenstation für Juden aus einen Koppelzug, der von Stuttgart kommend über Trier durch das Ruhrgebiet geführt wurde und bereits 212 Menschen aus Württemberg, Baden und dem Rheinland aufgenommen hatte. Am 2.3.43 fuhr dieser Zug mit nunmehr über 500 Juden vom Dortmunder Südbahnhof aus weiter in Richtung Bielefeld, wo etwa 250 Menschen für den Transport im Saal der Eintracht am Klosterplatz gesammelt wurden. Etwa 80 von ihnen befanden sich zuvor im Lager in der Schloßhofstraße

„Transport 222“

3. deutsch-palästinensischer Zivilgefangenenaustausch

14.4.-7.6.1943 Inge Aronstein  im KL Vught

8.6.1943 Inge verlegt ins Kamp Westerbork

Sie erhält als Pflegetochter der Familie van Dam eine „Albersheim Verklaring“, die sie somit zur „Austauschjudin“ erklärt.

Ab dem 14.9.1943 bis 19.5.1944 kamen etwa 3572 Häftlinge aus Westerbork in sieben Transporten direkt nach Bergen-Belsen, unter anderem Juden mit doppelten Staatsbürgerschaften, Diamantschleifer mit ihren Familien und diejenigen, die als Angehörige auf einer Einreiseliste für Palästina standen.

11-12.1.1944 Inge Aronstein auf dem Transport von 1037 „Austauschjuden“ von Westerbork ins Sternlager des KL Bergen-Belsen

26.4.1944 von den etwa 1.300 Austauschjuden mit Palästina-Zertifikat werden 272 ausgewählt, vor allem Mitarbeiter des Joodse Raad Amsterdam und deren Familienangehörigen. Sie sollen ausgetauscht werden gegen „Deutsche Templer“, eine Sekte in Jerusalem.

Ende Mai 1944 Reduktion auf die endgültigen 222; Unterbringung in abgesonderter Baracke

Vier Wochen Wartens nach Absage des ursprünglichen Termins

29.6. 1944 222 Austauschjuden aus Bergen-Belsen mit dem Zug über Nürnberg nach Wien; hier kommen noch 61 Engländer und US-Amerikaner aus den Internierungslagern Vittel und Laufen (Salzach) hinzu. Die Fahrt geht über Budapest, Sofia nach Istanbul. In Wien, Istanbul und Aleppo wurden jeweils die Züge gewechselt; den Bosporus überquerte ein Ausflugsdampfer, der die Zeit bis zur Abfahrt des Zuges auf der asiatischen Seite von Istanbul mit einer mehrstündigen Rundfahrt überbrückte. Ab Aleppo über Beirut erreichte der Transport schließlich Haifa in Palästina.

10.7.1944 Ankunft des Transports, Inge mit den Pflegeeltern und deren zwei Töchtern in Haifa

26.10.2006 Tod in Kfar Sava, Israel

Gedenken

Beide Großeltern Simon und Julia Auerbach sind auf dem jüdischen Friedhof Recklinghausen, Nordcharweg beigesetzt

13.9.2021 fünf Stolpersteine zum Gedenken an die Familie Aronstein in Lünen, Cappenberger Straße 35 c

Für Georg Emil Aronstein und seine Ehefrau Käthe wurden in der Königsstraße 39 in Hamm Stolpersteine verlegt.

Quellen

https://www.mappingthelives.org

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de833392

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de833393

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de833396

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/332536

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130252676

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130252670

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130252671

https://dokin.nl/deceased-children/Elga-Aronstein-born-6-Feb-1928

https://dokin.nl/surviving-children/Inge-Aronstein-born-3-Jun-1931

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de833396

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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