Chana de Leeuw

Chana Jeannettte de Leeuw

*17.9.1914 in Arnheim; ✡ 23.9.2015 Kvuzat Jawne

Staatsangehörigkeit niederländisch

Religion jüdisch

Vater Lodewijk Asscher *22.11.1972 in Arnhem; ✡7.9.1942 Auschwitz

Mutter Johanna Mansfeld *25.6.1886 in Brummen; ✡7.9.1942 Auschwitz

Geschwister

Philipp de Leeuw *7.6.1912 in Arnhem; ✡14.5.1945 in Riesa

Jacob de Leeuw *13.7.1924 in Arnhem; ✡30. 9.1942 Auschwitz

Arnold de Leeuw *5.3.1926 in Arnhem; ✡30. 9.1942 Auschwitz

Herman de Leeuw *24.3.1929 in Arnhem; ✡7.9.1942 Auschwitz

Elisabeth de Leeuw *21.1.1931 in Arnhem; ✡7.9.1942 Auschwitz

Beruf Hauswirtschafterin

Adressen Arnheim; Franeker; Gouda; Loosdrecht; Amsterdam; Kvuzat Jawne

Heirat 16.10.1941 in Loosdrecht Hartog Harry Naftali Ascher *7.9.1912 Amsterdam; 28.2.1994 in Kvuzat Jawne

Kinder fünf

Tochter Ascher *1943 in Heldringen

Ezra Asscher *4.9.1949 in Kvuzat Jawne; ✡19.9.1968 in Wadi Showash

Avi Asscher

Weiterer Lebensweg

1935 Bergstichting Laren, Kinderheim, Waisenhaus

19.4.1937 Chana de Leeuw auf die religiöse Hachschara Farm des Misrachi/Dath Waäretz in Franeker, Leiter Josef Duener; dort arbeitet auch Harry Asscher

16.1.1939 auf der Hachscharafarm in Gouda; jeweils von links
unten Erich Fleischacker, Herbert Baer, Bram Goudsmidt, Ellen Soeme, Rosa Pinkhof, Ruth Stein – Feuerstein, Ernst Hirsch
Mitte Fritz Haynemann, Ies Goudsmidt, Chana de Leeuw, Siegmund Elsen, Bernd Abbi Mayer, Sieg Weijs
Oben Jettie Aalsveld, Shoshana Litten mit Sohn Gideon, Heddy Worens, De Raw, Walter Schaefer, Manfred Rolf Litten, Dolf Engam, Gery Goudsmidt, Manfred Samson, Knoll

16.1.1939 auf der Jeugdalija Farm in Gouda

Het Paviljoen Loosdrechtse Rade

Im Jahre 1939 eröffnete die Jeugdalijah in Amsterdam das Hachschara Zentrum „Het Paviljoen Loosdrechtse Rade“, nachdem das Waisenhaus Vondelhof in Amsterdam diese Funktion verloren hatte. 99 Jugendliche fanden hier Zuflucht. Ab 1939 bis zur Schließung am 16.10.1940 bestand parallel der Jugendalija Hof von Moerkerken in Mijnsheerenland für unter 14-Jährige.

Nach dem Einmarsch der Wehrmacht am 10. Mai 1940 wurde das Lager kurzfristig nach Alkmaar evakuiert.

Das Team in Loosdrecht Mai 1940: Bauer Floor, Jacov Zurawel; Leo Schwarzschild, Ester Zurawel, Chana de Leeuw, Lodi Cohen

6.10.1939 Chana de Leeuw nach Loosdrecht, dort Leiterin der Hauswirtschaft

16.10.1941 Heirat in Loosdrecht  mit Harry Ascher

Onderduiker

7.7.1942 Aufforderung an die Amsterdamer Juden, sich freiwillig zum „Arbeitseinsatz“ zu melden.

14./15.7.1942 Razzia in Amsterdam; Registrierung in Westerbork und Deportation nach Auschwitz

15.7.-15.8.1942 von den Madrichim Schuschu Simon und Menachem Pinkhof werden Verstecke für alle Jugendlichen gesucht.

12.8.1942 Erica Blüth erfährt beim Joodse Raad und übermittelt mit Codewort per Telefon, dass auch die Chaluzim aus Loosdrecht ins Kamp Westerbork gebracht werden sollen.  Die Madrichim Menachem Pinkhof und Schuschu Simon sowie Miriam Waterman beschließen, die 30 Jugendlichen mit Hilfe des Netzwerks von Joop Westerweel in Verstecken untertauchen zu lassen.

13.8.1942 Ankündigung von Pinkhof und Simon, dass alle Chaluzim im Verstecke gebracht werden. Die ersten werden noch am selben Abend weggebracht.

Karteikarte mit dem typischen Datumsstempel der onderduiker aus Loosdrecht

Von den 49 „onderduiker“ aus Loosdrecht (Chawe/rim/roth und Madrichim) konnten 34 gerettet werden!

10.8.1942 Chana mit Ehemann Harry Ascher nach Amsterdam, Amstellaan 131

13.8.1942 die Schwestern Sophie und Gustl Nussbaum gehen ins Versteck; sie werden von Leiter Joachim Schuschu Simon mit dem Zug nach Amsterdam und dort zusammen mit Paul Sonnenberg in einer wegen Urlaub des Mieters verfügbaren Wohnung untergebracht. Die Hausbesitzerin droht, die Polizei anzurufen, sollten sie die Wohnung nicht verlassen. Kurz vor Mittagnacht müssen sie fliehen. Paul verlässt sie um Mittenacht an der Centraal Station (Hbf) und wird von der Polizei gefasst. Die Schwestern verbringen die Nacht unter einer Brücke. Tags darauf suchen sie Harry und Chana Asscher auf, die sie für zwei Tage aufnehmen und ihnen dann eine Unterkunft im Jeugdhuis des Joodse Raad auf der Nicolaas Witsenkade 14 besorgen.

Die Geburtsstunde des Netzwerks Westerweel

Diese erste Untertauchaktion, initiert von Mirjam Waterman und ihren Freunden, war die Geburtsstunde des Netzwerks Westerweel. Im Kern bestand diese Widerstandsgruppe aus christlichen Mitarbeitern und Schülern der freien Schule „Werkplaats“ in Bilthoven und der Gruppe der Chaloetsim aus Loosdrecht um Schuschu Simon und Menachem Pinkhof. Die starke Klammer zwischen diesen beiden Gruppen bildete Mirjam Watermann. Das Netzwerk um seinen charismatischen Führer Joop Westerweel kümmerte sich um die Beschaffung von illegalen Ausweisen, Organisation von Unterkünften in Antwerpen und die Grenzübergänge von Belgien nach Frankreich auf der Fluchtroute für Palästina-Pioniere nach Spanien; von den insgesamt 716 im Jahre 1942 noch in den Niederlanden lebenden Chaluzim, überlebten 393 durch das Engagement der Westerweel-Gruppe. Joop Westerweel wurde 10. März 1944 bei dem Versuch festgenommen, Thea Perlmutter und Ruth Direktor über die niederländische Grenze nach Belgien zu schmuggeln. Er wurde am 11. August 1944 im KL Vught erschossen.

Harry Asscher

Hartog Harry Asscher im Misrachi-Kibbuz Franeker; er erkrankt schwer mit Malaria, verbringt ein halbes Jahr im NIZ Nederl. Israelitisch Ziekenhuis; eine Niere wird entfernt; er bekommt deshalb nicht das ersehnte Arbeiterzertifikat für Palästina

Harry Asscher bekommt von der Misrachi/ Dath Waäretz den Auftrag, einen Kibbuz aufzubauen

1937 Harry Asscher als Betriebsleiter des Misrachi-Kibbuz Dat veEretz Beverwijk,

Ende 1938/Anfang 1939 kommen die Chaluzim aus Ricavo/Chianti nach Beverwijk

1939 Beverwijk administrativ jetzt Velsen-Beverwijk,

13.7.1939 29 Ma’apilim zur Alija Beth auf der SS DORA

September 1940 Räumungsbefehl für alle Juden in den Küstenregionen; Kibbuz Beverwijk muss aufgegeben werden; Neugründung des Misrachi in Laag-Keppel

15.1.1940 Harry Ascher für zwei Monate nach Loosdrecht;

Mai 1940 Hartog wird Controlleur des Joodse Raad für die jüdischen Lehrlinge in der Landwirtschaft; er hat deshalb eine Sperre gegen die Deportation nach Westerbork/Auschwitz

28.4.1943 Hartog Ascher meldet in der Wache Stadhouderskade in Amsterdam den Diebstahl seines Fahrrades

1943 Chana bringt die Tochter in einem Frauenhaus in Heldringen zur Welt

12.9.1944 „VOW“ vertrokken onbekend waarheen;

die Versteckadresse war das Dorf Goingarijp in Friesland

Harry Asscher aktiv unter dem Namen Hendrik Zijlstra im Netzwerk Westerweel, besucht die Onderduiker, besorgt neue Verstecke und leitet Briefe/Nachrichten weiter

15.4.1945 Befreiung von Leeuwaarden durch die kanadische 9. Infanterie Brigade

April 1945 nach der Befreiung kann das das Ehepaar Asscher ihr Versteck in Goingarijp verlassen, sie stehen auf der Liste der 250 in Leeuwarden „aufgetauchten“ Onderduiker, aber auch auf der Liste der 160 aus Bezirk Drachten.

Harry und Chana übernehmen das Kindertehuis in Dieren

Nach Kriegsende betreut Lilly Kettner mit Sophie und Gustl Nussbaum ein Kinderheim in Dieren für aus ihren Verstecken aufgetauchte Kinder, sie berichtet:

August 1945 Chana und Harry Asscher übernehmen die Leitung in Dieren

Chana Asscher vor dem Tehuis voor Joodse Meisjes in Santpoort, nach der Befreiung genutzt für verwaiste jüdische Kinder

Legale Alija auf der SS KAIRO

4.4.1946 Harry Asscher vor der Abreise in Santpoort

Chana und Harry Asscher begleiten den ersten Transport von verwaisten Kindern aus den Niederlanden

9.4.1946 aus dem Einwohnerregister von Velsen ausgetragen wegen Emigration nach Palästina

23.4.1946 Ankunft von Chana und Harry Asscher mit Bernhard und Lotte Lehrmann auf der SS KAIRO in Haifa

Gedenken

Quellen

Mirjam Pinkhof, De Jeugdalijah van het Paviljoen Loosdrechtsche Rade, 1998

https://www.joodsmonument.nl/en/page/690366/jeanette-channa-asscher-de-leeuw

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Hartog%20Asscher%22%7D&page=5

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Leeuw%201914%22%7D

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130252791

https://collections.yadvashem.org/en/documents/3655767

https://infocenters.co.il/gfh/multimedia/Photos/idea/64879.jpg

Namen van te Leeuwarden opgedecken Joden; https://www.ushmm.org/online/hsv/source_view.php?SourceId=30612

https://www.mappingthelives.org

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

Peter W. Lande,  Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History

https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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