Kurt Berthold Hess
*17.8.1912 in Malsch, Wiesloch; ✡ 14.5.1979 in Baltimore
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos,USA
Religion jüdisch
Vater Heinrich Hess/Heß *19.9.1877 in Malsch; ✡ 2.3.1933 Baltimore
Heirat der Eltern in Tiengen
Mutter Meta Guggenheim *17.3.1886 in Tiengen; ✡ 21.2.1970 Baltimore
Cousinen des Vaters
Adelheid Hess *17.10.1891 in Malsch; ✡13.8.1942 in Auschwitz
Recha Hess *18.2.1888 in Malsch; ✡13.8.1942 in Auschwitz; oo Fritz Sicher (1882-1941)
Geschwister
Gertrude Hess *13.11.1914 in Bruchsal; ✡ 2.2.2002
Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant
Adressen Malsch in Baden; Bruchsal, Huttenstraße 26
Heirat 14.6.1942 in Manhattan Liesel Berta Mann *4.6.1915 in Heilbronn; ✡ 8.6.1945
Kinder drei
David Hess *14.5.1945 Baltimore; ✡ 8.2.2014 Baltimore
Tochter Hess; oo Heinemann
Tochter Hess; oo Sher
Weiterer Lebensweg
Flucht in die Niederlande
Kurt Hess zunächst nach Deventer zur „Deventer Vereeniging tot Vakopleiding“
Einzel-Hachschara in Wijhe, Overijssel
Kibbuz Franeker
Der 1935 vom Arzt Dr. Jacob und seiner Frau Lina Bramson aus Franeker gegründete Kibbuz der religiösen Zionisten des Misrachi „Dath we Eretz“ bestand bis zu seiner Auflösung durch eine Razzia am 3. November 1941.
Träger Misrachi/ Dath Waäretz; Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘. Die Hachschara Organisation hieß „Dath we Eretz“
29.3. 1934 als erster Chaluz von Franeker bezieht Wolf Tempel ein Zimmer an der Dijkstraat 1;
April 1935 Anmietung des alten Bahnhofsgebäude am Harlinger Weg 45 für den des Kibbuz Franeker es konnte etwa 25 Bewohner aufnehmen, anfangs waren es 10-15, zuletzt bis zu 30 Chalutzim. Zuvor wohnten die Chaluzim in den Haus Noorderbolwerk 13.
Jacob Bramson kümmerte sich persönlich um die sorgfältige Auswahl die Bauernhof-Stellen.
Die geistliche Betreuung übernahm Oberrabbi Lewinson aus Leeuwarden
19.10.1936 Kurt Hess von Wijhe, G80 kommend angemeldet im Kibbuz Franeker
Er arbeitet bei Viehzüchter Sjouke Yntema in Achlum, Wiske 3
Mai 1937 Emigration in die USA
11.5.1937 Passausstellung in Rotterdam
23.-29.6.1937 Kurt Hess auf der SS AQUITANIA von Cherbourg nach New York

Letzter Wohnort: Franeker; Vater Heinrich noch in Bruchsal
13.10.1937 Verspätet abgemeldet aus Franeker
Novemberpogrom
10.11.1938 Vater Heinrich verhaftet in Bruchsal

11.11.1938 Vater als „Aktionsjude“ im KL Dachau, Häftlingsnummer 21935
Deportation nach Gurs in der Wagner-Bürckel-Aktion
17.5.1939 Adelheid Heß erfasst in Bruchsal, Bismarkstraße 18 bei der Minderheitenzählung

22.10.1940 Deportation von 79 Juden aus Bruchsal, insgesamt 5600 Juden aus Baden, sowie 900 Juden aus der Pfalz und dem Saarland in das Internierungslager Gurs in der nicht besetzten Zone, Südfrankreich; aus der Familie waren dies Adelheid Heß (*1901), ihre Schwester Recha Sicher geb Hess und deren Ehemann Fritz.



vorn rechts Adelheid Heß, Mitte ihre Schwester Recha Sicher geb Hess, vorn links Fritz Sicher; Stadtarchiv Bruchsal

Augenzeugen Hans Schmitt und Josef Doll, Bahnbeamter aus Bruchsal berichten:
„Beim Abtransport der Juden hatte ich gerade Dienst auf dem Bahnhof. Ich sah, wie ein SA-Mann in Uniform einem jüdischen Mann einen Fußtritt versetzte. Ich sah auch einige Frauen, die vor den Juden ausspuckten. Ich sah aber auch Frauen, die vor Entsetzen über diese Schandtaten weinten.“
„Man hat sie die Treppen hinuntergestoßen, angerempelt und angespuckt. Es war schrecklich zuzuschauen. Es waren Bruchsaler SA-Leute in Uniform.“
März 1941 Verlegung verschiedener Gruppen aus Gurs in andere Lager: Betagte Menschen kamen nach Noé, Schwerbehinderte nach Récébédou (beide bei Toulouse), Familien in das sogenannte ‚Familienlager‘ Rivesaltes, Perpignan
7.4.1941 Tod von Fritz Sicher in Pau
August 1942 Verbringung von Adelheid Heß und Recha Sicher in das Internierungslager Drancy, Sammellager
10.8.1942 Deportation von Adelheid Heß ab Drancy nach Auschwitz, Vernichtungslager
USA
24.-30.8.1938 Schwester Gertrud auf der SS AQUITANIA von Cherbourg nach New York

1940 Draft Registration Card der US Army
1943 „Physical discharge“ aus der US Army

9.10.1943 Ankunft der Eltern auf der SS UMGENI von Cardiff in New York
14.5.1979 Tod in Baltimore durch Septikämie; schwerer Parkinsonismus
Gedenken
Stolpersteine für Adelheid Hess, Recha und Fritz Sicher in Bruchsal
Quellen
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130429472
https://www.myheritage.de/research
https://historischcentrumfraneker.nl/inwoners
Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 6001; roll 6207; roll 6743); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85
Kelly Bauer, Syds Wiersma, Kibboets op de Klei, Fries Film Archief Leeuwarden, 2020
Auke Zeldenrust, Kibboets op de Klei, Boom, 2020
Morris Schnitzer, My three selves, a memoir, Lugus, Toronto, 2002
Hannelore Grünberg-Klein, Zolang er nog tranen zijn, Nijgh & Van Ditmar, 2015
Mirjam Pinkhof, De Jeugdalijah van het Paviljoen Loosdrechtsche Rade, 1998
Frans van der Straaten, Om nooit te vergeten. Herinneringen en belevenissen aan/van Palestina-Pioniers in Nederland gedurende de oorlogsjaren 1939-1945
https://collections.yadvashem.org/en/documents/3655767
https://www.gfh.org.il/eng/Archive
Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
Peter W. Lande, Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316
https://www.mappingthelives.org
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939