Alwin Fuld
*1.6.1916 in Westerburg; ✡ März 1945 in Bergen-Belsen
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Joseph Fuld *1877 in Westerburg; ✡ 5.12.1945 in Westerburg
Heirat der Eltern 18.6.1907 in Heidingsfeld
Mutter Rosalia Gottlob *18.2.1881 in Rothenburg, Tauber; ✡13.9.1942 in Theresienstadt
Geschwister
Sidonie Fuld*25.4.1908 in Westerburg; ✡ 1942 Piaski Ghetto; oo Josef Fritz Weißbarth *5.7.1902 in Mainz
Else Fuld *1913 in Westerburg; ✡ 24.7.1984 in San Francisco
Kurt Fuld später Fulton *1920 in Westerburg; ✡ 12.8.1982 Glasgow
Beruf Kellner: Elfenbeinschnitzer
Adressen Westerburg, Gemündener Tor 2; Frankfurt; Heppenheim; Paderborn
Heirat 18.3.1942 vor dem Standesamt Paderborn
Marga Levy *18.3.1914 in Wangerooge; ✡März 1942 in Auschwitz
Kinder
Dan Fuld *22.7.1942 in Neuhaus, Westfalen; ✡März 1942 in Auschwitz
Weiterer Lebensweg
13. 9. 1915 bis Oktober 1917 Vater Soldat im 1.Weltkrieg, Beinamputation
4 Jahre Volksschule, 3 Jahre Realschule, Gewerbeschule
1924-28.3.1938 Vater Josef Vorsitzender der israelitischen Kultusgemeinde
10.11.1938 Alwin Fuld in Frankfurt verhaftet im Novemberpogrom,
11.11.1938 „Schutzhaft“ in Buchenwald; Häftlingsnummer 4410
9.1.1939 Schwester Else Goldberg, Frankfurt, Hansaallee 18 schickt 10 RM Fahrgeld
15.2.1939 entlassen aus Buchenwald
17.5.1939 die Eltern in Westerburg bei Minderheiten-Volkszählung
23.6.1939 Vertrag zwischen der RVJD und der Stadt Paderborn zur Errichtung des Umschulungs- und Einsatzlagers Paderborn, Grüner Weg 86;
17.2.-31.5.1940 Alwin gemeldet in Heppenheim
4.4.1940 Alwin aus Westerburg angemeldet im Lager Paderborn
März 1941 Bruder Kurt heiratet in der Great Central Synagogue South Portland Street 85-95 in Glasgow Gerda Grunewald (✡24.3.1913 in Glasgow)
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung „Jüdisches Arbeitseinsatzlager Paderborn“
18.3.1942 mit Marga Levy vor dem Standesamt Paderborn
25.3.1942 Deportation der Schwester Sidonie mit ihrem Ehemann Fritz ab Mainz/Darmstadt ins Ghetto Piaski
22.7.1942 Geburt des Sohnes Dan in Neuhaus
1.9.1942 beide Eltern Transport Frankfurt->Theresienstadt
13.9.1942 Mutter stirbt in Theresienstadt; Diagnosen Schizophrenie, Marasmus, allgemeiner Körperverfall
November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert
27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Paderborn“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.
27.2.1943 die Pforte des Lagers Paderborn wird von Polizisten bewacht, um Fluchten zu verhindern
1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Paderborn;
Erwin Angress berichtet:
„Die Jüdischen Lagerinsassen – insgesamt 99 – wurden in Extrawagen nach Bielefeld transportiert, die an den fahrplanmäßigen Zug ab Paderborn am 1.3.43 um 8.24 Uhr angehängt wurden. In Bielefeld gab es im Saal des Vereinslokals ,Eintracht‘ ein Sammellager für Juden aus dem ganzen Bezirk. Bereits in der darauffolgenden Nacht vom 1. auf den 2. März 1943 wurden alle Juden zum Bielelelder Güterbahnhof gebracht und in Waggons gepfercht. Mit diesem Zug rollten wir dann nach Auschwitz… Nur 9 Personen haben überlebt.“
2.3.1943 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz mit allen 98 Chawerim aus dem Arbeitslager
3.3.1943 Ankunft und Selektion in Auschwitz; Ernst Michel berichtet:
„Es gab nun zwei Reihen, beide rückten langsam voran. Männer an eine Seite, Frauen an die andere. … Issy schlurfte neben mir. Er war in Paderborn einer der charismatischen und zuverlässigsten Leiter. Er war dynamisch, optimistisch und stets hilfsbereit. Er war stark wie ein Stier. Er hatte Lilo in Paderborn geheiratet einige Wochen vor unserer Deportation. Sie war bereits auf der anderen Seite. Tränen rannen sein Gesicht hinunter. Ich berührte ihn. Er nickte nur.“
Alwin Fuld wird eingewiesen in Auschwitz III zum Aufbau des IG-Farben Werkes Buna Monowitz, Häftlingsnummer 104923
Kalendarium von Auschwitz vom 3.3.1943
„Reichssicherheitshauptamt Transport, Juden aus Berlin. Nach der Selektion lieferte man 535 Männer als Häftlinge ins Lager ein, sie bekamen die Nr. 104 890 – 105 424; 145 Frauen bekamen die Nr. 36 9035 – 37 079. Die übrigen wurden vergast.“
18.1.1945 „Evakuierung aller drei Auschwitz-Lager; ca 60 000 Häftlinge auf dem Todesmarsch über 80 km von Auschwitz nach Gleiwitz; Isidor Philipp berichtet:
„Wer sich hinlegte, wurde von den SS-Männern, die auf Motorrädern fuhren, erschossen.“
„Von dort begann dann – in offenen Kohlewaggons und bei 15 Grad unter Null – die Fahrt durch Polen, Tschechoslowakei und Österreich zurück nach Deutschland.“
Außenlager des KZ Buchenwald KL Mittelbau Dora bei Nordhausen, V2-Produktion
März 1945 Todesmarsch nach Bergen-Belsen
12.3.1945 Ankunft im KL Bergen-Belsen
März/April 1945 Tod in Bergen-Belsen
8.5.1945 Vater Josef in Theresienstadt befreit
Gedenken
4.4.1990 Pages of Testimony für Marga und Alwin von Paderborn Chawer Alfred Ohnhaus
Mai 2011 Stolpersteine für Marga und ihre Familie auf Wangerooge, Kreuzung Elisabeth-Anna-Straße/Zedeliusstraße im Beisein von Ruben Heinemann
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de871895
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de872013
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de988911
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html
https://collections.arolsen-archives.org/en/search?s=Alwin%20Fuld
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013
Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998