Julius Groß
*24.4.1917 in Bromberg; ✡ in Auschwitz, Datum unbekannt
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Moritz Groß *18.8.1889 in Bromberg; ✡ Ghetto Warschau USA
Mutter Betty Rebecka Edel *8.2.1887 in Frankfurt; ✡ April 1942 Ravensbrück? Bernburg?
Geschwister
Heinz Groß *23.2.1919 in Bromberg; ✡ 29.11.2005 in St. Paul, Minnesota
oo Helga Julie Grüneberg *24.3.1921 in Berlin; ✡1.5.1943 in Auschwitz
Beruf –
Adressen Bromberg; Fürstenwalde, Kreis Lebus, Frankfurter Straße 18
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
8 Jahre Volksschule
9.11.1938 mit dem Vater und Bruder Heinz verhaftet im Novemberpogrom, „Schutzhaft“ in Sachsenhausen;
19.2.1939 Vater entlassen aus Sachsenhausen
17.5.1939 mit den Eltern und Bruder Heinz in Fürstenwalde bei Minderheiten-Volkszählung
23.6.1939 Vertrag zwischen der RVJD und der Stadt Paderborn zur Errichtung des Umschulungs- und Einsatzlagers Paderborn, Grüner Weg 86;
20.9.1939 aus Fürstenwalde bei Lebus angemeldet im Lager Paderborn
Das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a
1939 Nachdem zahlreiche, in Bielefeld lebende Jüdinnen und Juden in „Judenhäusern“ zwangseingewiesen wurden, schloss die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) mit den jeweiligen Städten Verträge zur Errichtung der Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Koblenzer Straße 4 und Paderborn, Grüner Weg 86;
Anfang September entstand für zunächst 36 Praktikanten ein Wohn- und Arbeitslager in der Koblenzer Straße 4 (heute: Artur-Ladebeck Straße 6). Das Haus beherbergte zuvor die Praxis des nach Holland geflüchteten Orthopäden Dr. med. Bernhard Mosberg.
24.11.1939 aus Paderborn abgemeldet in das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Koblenzer Straße 4
März/April 1940 wegen der räumliche Enge Wechsel mit 57 Chawerim in das Lager in der Schloßhofstraße 73a, einem ehemaligen Gutshof.
Dort bestand auch eine Unterkunft für alte und kranke Jüdinnen und Juden („Siechenheim“) als Einrichtung der RVJD. Vom Lager aus wurden die Männer kolonnenweise bei den Straßen-, Tief- und Gleisbauarbeiten der Fa. Nebelung & Sohn eingesetzt.
23.3.1940 Wechsel ins Umschulungs- und Einsatzlager Schloßhofstraße 73 a, wo auch Bruder Heinz arbeitet
1940 erfolgte ein Austausch männlicher Bewohner mit dem Umschulungslager Paderborn; die zionistischen Chawerim wechselten nach Paderborn und umgekehrt.
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung „Jüdisches Arbeitseinsatzlager Bielefeld“
2.4.1942 Vater Moritz von Berlin ins Ghetto Warschau
April 1942 Tod der Mutter im KL Ravensbrück?
November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert
27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Bielefeld“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.
27.2.1943 die Pforte des Lagers Paderborn wird von Polizisten bewacht, um Fluchten zu verhindern
1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Bielefeld; Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz
Erwin Angress berichtet:
„In Bielefeld gab es im Saal des Vereinslokals ,Eintracht‘ ein Sammellager für Juden aus dem ganzen Bezirk. Bereits in der darauffolgenden Nacht vom 1. auf den 2. März 1943 wurden alle Juden zum Bielelelder Güterbahnhof gebracht und in Waggons gepfercht. Mit diesem Zug rollten wir dann nach Auschwitz… Nur 9 Personen haben überlebt.“
2.3.1943 ab dem Güterbahnhof Bielefeld für 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz mit den 69 Insassen des Lager Bielefeld Schloßhofstraße und allen 98 Chawerim aus dem Arbeitslager Paderborn.
3.3.1943 Ankunft und Selektion in Auschwitz; Ernst Michel berichtet:
„Es gab nun zwei Reihen, beide rückten langsam voran. Männer an eine Seite, Frauen an die andere. … Issy schlurfte neben mir. Er war in Paderborn einer der charismatischen und zuverlässigsten Leiter. Er war dynamisch, optimistisch und stets hilfsbereit. Er war stark wie ein Stier. Er hatte Lilo in Paderborn geheiratet einige Wochen vor unserer Deportation. Sie war bereits auf der anderen Seite. Tränen rannen sein Gesicht hinunter. Ich berührte ihn. Er nickte nur.“
Eingewiesen in Auschwitz III zum Aufbau des IG-Farben Werkes Buna Monowitz, Häftlingsnummer 104935; Bruder Heinz bekommt die Häftlingsnummer 104936 tatöwiert; beide geben als Kontakt Cousine Hertha Hellmann, Berlin, Schönhauser Allee 130 an;
Kalendarium von Auschwitz vom 3.3.1943
„Reichssicherheitshauptamt Transport, Juden aus Berlin. Nach der Selektion lieferte man 535 Männer als Häftlinge ins Lager ein, sie bekamen die Nr. 104 890 – 105 424; 145 Frauen bekamen die Nr. 36 9035 – 37 079. Die übrigen wurden vergast.“
1.5.1943 Schwägerin Helga stirbt in Auschwitz
Todesort und Datum unbekannt
1946 Bruder Heinz heiratet in Bielefeld Ruth Willner geb. Seelig *28.11.1919 in Kolberg (aus dieser Ehe Tochter Elga Gross *1946 oo Swerdfiger)
8.7.1948 Bruder Heinz im DP Camp
25.11.1949 Bruder Heinz via Bremen-Grohn
7.-17.12.1949 Heinz mit Frau Ruth und Tochter Elga auf dem Marinetransporter USS GENERAL MC RAE von Bremerhaven nach New York; Ziel Philadelphia
Gedenken
Grabstein für den Bruder Heinz und Frau Ruth Groß
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de879512
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de879223
U.S. Sterbe-Verzeichnis der Sozialversicherung (SSDI)
Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 7772); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85
https://collections-server.arolsen-archives.org/G/SIMS/01020401/0009/114663243/001.jpg
https://collections.arolsen-archives.org/en/document/130831943
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013
Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998