Dittrich Erwin

Erwin Kurt Dittrich

* 25.3.1923 in Westheim, Marsberg, Büren ; ✡ 19.8.2007 in Massapequa, NY

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Hugo Alfred Dittrich *6.6.1878 in Sachsen; ✡ 27.11.1937 in Westheim, Büren

Mutter Thekla Katz *4.7.1880 in Westheim, Büren; ✡ 27.8.1944 in Theresienstadt

Geschwister

Emanuel Harry Dittrich *26.4.1911 in Berlin Kreuzberg; ✡29.4.1911 in Berlin

Ruth Dittrich *1913 in Hannover

Beruf Kesselheizer

Adressen Marsberg-Westheim, Kasseler Straße 34, Hauptstraße 67

Heirat Gudrun Edelgund Moser *8.5.1924 in Berlin; ✡24.8.2000 in Bethpage NY

Kinder

Weiterer Lebensweg

Der Vater ist Protestant, Vertreter von Beruf; nach seinem frühen Tod infolge Krankheit entfällt 1937 der Schutz der Familie als „nicht privilegierte Mischehe“

Die Kinder Ruth und Erwin besuchen die evangelische Volksschule, zudem den jüdischen Religionsunterricht in Niedermarsberg.

10.11.1938 Verwüstung der Wohnung im Novemberpogrom,

Schwester Ruth emigriert nach England

Bis 1940 Ruth Dittrich als Assistentin bei Dr. Baker, Brockfield, Bath (bei Bristol

19.-28.10.1940 Ruth auf der SS CAMERONIA  von Glasgow nach New York;

Ziel der jugendlichen Siedler ist das SOSUA Settlement Projekt in Puerto Plata auf Santo Domingo

20.3.1941 Aufenthaltverlängerung für Ilse Ursula Ruth Dittrich in Sosua, Puerto Plata in der Dominikanischen Republik (Archiv Hans Ulrich Dillmann)

Das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a

1939 Nach­dem zahl­rei­che, in Bie­le­feld le­ben­de Jü­din­nen und Ju­den in „Ju­den­häu­sern“ zwangs­ein­ge­wie­sen wur­den, schloss die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) mit den jeweiligen Städten Verträge zur Errichtung der Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Ko­blen­zer Stra­ße 4 und Paderborn, Grüner Weg 86;

Anfang September ent­stan­d für zu­nächst 36 Praktikanten ein Wohn- und Ar­beits­la­ger in der Ko­blen­zer Stra­ße 4 (heu­te: Ar­tur-La­de­beck Stra­ße 6). Das Haus beherbergte zuvor die Praxis des nach Holland geflüchteten Orthopäden Dr. med. Bernhard Mosberg.

23.3.1940 wegen der räumliche Enge Wechsel von 57 Bewohnern in das Lager in der Schloß­hof­stra­ße 73a, einem ehemaligen Gutshof.

Dort bestand auch eine Un­ter­kunft für alte und kran­ke Jü­din­nen und Ju­den („Sie­chen­heim“) als Ein­rich­tung der RVJD. Vom Lager aus wurden die Männer kolonnenweise bei den Straßen-, Tief- und Gleisbauarbeiten der Fa. Nebelung & Sohn eingesetzt.

1940 erfolgte ein Austausch männlicher Bewohner mit dem Umschulungslager Paderborn; die zionistischen Chawerim wechselten nach Paderborn und umgekehrt. Allein am 9. und 10.Juni 1940 kommen 10 Paderborner in das Lager in der Schloß­hof­stra­ße 73a.

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager Bielefeld“

April 1942 Errichtung einer Baracke als Siechenheim Wickenkamp auf dem Gelände Schloßhofstraße 73a in Bielefeld

Herbst 1942 Errichtung von Baracken für junge Familien auf dem Gelände.

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“

Ende Februar/März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz deportiert, um den Arbeitskräftebedarf im Nebenlager Buna zu decken.

27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Bielefeld“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.

1.3.1943 Erwin mit seiner Mutter Thekla ins Siechenheim Wickenkamp

1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Bielefeld, mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz

12.5.1943 Erwin und Thekla Dittrich  auf Transport XI/2 von Bielefeld nach Theresienstadt; insgesamt 40 Personen, davon 13 aus dem Schloßhof

27.4.1944 Tod der Mutter Thekla in Theresienstadt

8.5.1945 Eintreffen der Roten Armee in Theresienstadt, Befreiung

Heirat mit Gudrun Moser 1946/47

2.9.1947 in DP-Center Berlin

22.9.1947 auf der USS MARINE FLASHER  nach New York, USA

15.6.1948 Ehefrau Gudrun auf auf der USS MARINE FLASHER  nach New YorkUSA

Gedenken

Stolpersteine für Thekla Dittrich in Marsberg-Westheim, Kasseler Straße 34

Page of Testimony

Quellen

Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/4969476

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/66885337

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de852260

https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/8953-thekla-dittrich/

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html

Hans-Ulrich Dillmann, Susanne Heim: „Fluchtpunkt Karibik – Jüdische Emigration in der Dominikanischen Republik“. Christoph Links Verlag, Berlin 2009, 188 Seiten.

https://www.spiegel.de/geschichte/exil-in-der-karibik-a-948627.html

https://www.sosuamuseum.org/wp-login.php

Daniel Hoffmann, Lebensspuren meines Vaters, Wallstein Verlag 2007

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html

https://yvng.yadvashem.org/ad

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT430302_1.jpg

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013

Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998

www.80jahrepogrom.jgpb.de/erwin-angress/

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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