Sandor Salomon Salmagne
* 30.4.1922 in Recklinghausen; ✡ 13.1.1995 Lissemee, Florida
Vater Eugen Salmagne *10.9.1891 in Neuss; oo 21.6.1921 in Suderwich; ✡1.10.1943 Auschwitz
Mutter Ernestine Esther Kywi *18.9.1893 in Kammthal; ✡6.10.1943 Auschwitz
Adressen Suderwich, Sachsenstraße; Dortmund, Erwinstraße 1, zuletzt Münsterstraße 139
Beruf Elektriker
Heirat
1.Ehe 23.5.1945 in Westerbork mit Beatrice Lissauer (*23.7.1925 in Hamburg; ✡16.11.1999 in Utrecht)
Scheidung 10.10.1958 in Westerbork
2.Ehe Helena Vanveen *30.4.1923 Amsterdam; ✡3.3.2003 in Gotha, Florida
Kinder
Sandra Salmagne; oo Stokking
Renee Nina Salmagne; oo Van den Berg; Tochter Patricia
Weiterer Lebensweg
Umzug nach Dortmund
Novemberpogrom Vater Eugen bis 22.12.1938 im KL Sachsenhausen inhaftiert
Dezember 1938 Sandor mit Kindertransport in die Niederlande
21.12.1938 Quarantine Amsterdam, Zeeburgerdijk 321, Amsterdam
10.1.1939 De Kleine Haar, Dortherweg 34, Kring van Dort (Gorssel)
30.6.1939 Burgerweeshuis Gouda, Spieringstraat 1, Gouda
13.12.1939 Quarantaine Amsterdam, Zeeburgerdijk 321, Amsterdam
14.3.1940 Emigration der Eltern nach Enschede
27.2.1940 Einweisung von Sandor S. in das niederländische Flüchtingslager Westerbork
10.5.1940 Überfall der deutschen Wehrmacht; alle Insassen des Lagers zu diesem Zeitpunkt werden als „oude kampbewoner“ bezeichnet und sind meist gegenüber den später eintreffenden privilegiert
Sandor Salmagne im jüdischen Ordedienst von Westerbork
Wachtmeister des jüdischen Wachdienstes (Ordedienst OD), entstanden aus der Truppe der Feuerwehrleute; Leiter des Ordnungsdienst war Arthur Pisk.
September 1942 Der niederländische SS Mann Hermann Benjamin van Laer kommt als SD-Mann in das Camp; wegen hoher Schulden erweist er sich als bestechlich und hilft Pakete und Briefe rein und raus zu schmuggeln. In der zweiter Jahreshälfte 1944 wird Sandor von einem Häftling um Vermittlung gebeten, um 5000 Gulden ins Lager zu schmuggeln, gedacht als Bestechungsgeld, um Deportationen zu verhindern. Van Laer der nur 500 Gulden dafür erhalten soollte, behält das Geld für sich, um seine Gläubiger ruhig zu stellen und übergibt Sandor S. im Lager nur ein Lebensmittel-Paket. Sandor, der Geld als Bestechung ablehnte, bekam von Van Laer ein Radio, Handgranaten und ein Gewehr mit Munition als „Schweigegeld“.
Januar 1944 Sonja de Winter – als S-Fall wegen Untertauchens in den Strafbaracken, wird auf den nächsten Transport gesetzt, kann aber an der Verladerampe unbemerkt entkommen; sie verirrt sich im Wachraum des OD (Posten Ost), wo Sandor S. mit Joel Granade aus Amsterdam Dienst tut. Sando weist Joel an, Sonja zu Pisk (Leiter des OD) zu bringen, der sie erneut in die Strafbaracke bringt; Sonja kommt wenige Tage später nach Auschwitz, wo sie als Krankenschwester überlebt und in die NL zurückkehrt.
Okt./Nov. 1944 Sandor Salmagne und Hans Eisinger überwachen die Einäscherung nach Erschießungen von gefassten Geflüchteten. Das Lager wurde abgesperrt, keine durfte die Barracken verlassen. Sandor berichtet später, eines Tages eine Gruppe von Zivilisten (Häftlinge) und Kommandant Gemecker vor dem Krematorium gesehen zu haben, außerdem eine Gruppe des OD u.a. Deppner. Die Zivilisten wurden hinter das Krematorium geführt, Sandor hörte Schüsse; die Leichen wurden von OD-Männer an den Füßen gepackt und in den Flur des Krematorium geschleift, das Feuer im Krematorium angezündet
12.4.1945 Befreiung der letzten 883 Juden, davon 32 Männer des OD durch kanadische Truppen
Westerbork kam danach unter niederländische Verwaltung. Die staatenlosen „oude kampbewoners“ mussten noch wochenlang im Lager bleiben, bevor ihnen die Heimkehr genehmigt wurde.
23.5.1945 Heirat mit Beatrice Lissauer in Westerbork
Der Historiker Dr. Frank van Riet in seinem Buch De Bewakers van Westerbork über Sandor S.:
„Sandor soll daran beteiligt gewesen sein, mehrere Fluchtversuche jüdischer Leidensgenossen zu vereiteln. Wahrscheinlich war er auch als Zuschauer bei den Hinrichtungen entflohener Häftlinge und Widerstandskämpfer zugegen, die im Oktober und November 1944 vor den Toren des Lagers stattfanden.“
16.7.1940 Eltern nach Amsterdam
4.9.1944 Beide Eltern mit dem letzten Transport aus Westerbork nach Theresienstadt
29.9.1944 Vater Eugen Theresienstadt-> Ausschwitz
4.10.1944 Mutter Ernestine Theresienstadt-> Ausschwitz
Sandor Salmagne zieht nach Groningen, arbeitet sich zum Direktor der bekannten „Simson lijmfabriek“ hoch; Salmagne kauft die Fabrik später den Besitzern ab.
10.10.1958 Scheidung von Beatrice Lissauer in Westerbork
1962 zieht er nach Spanien, um dort als Immobilienmakler zu arbeiten
1980 Emigration in die USA
13.1.1992 Tod in Orlando, Florida
Beigesetzt Beth Israel Memorial Park, Gotha, Florida, United States
1993 kurz vor seinem Tod schenkte er über 100 000 Dollar einer Synagoge, obwohl er über 40 Jahre keine mehr besucht hatte; er äußerte sich dazu:
„I always believed in God, but after so many people were murdered, he and I haven’t been very good friends. I couldn’t understand why. I still can’t.’„
13.1.1995 Tod in Orlando, Florida
Beigesetzt Beth Israel Memorial Park, Gotha, Florida, United States
Die Geschwister Lissauer aus Hamburg
12.12.1938 Wolfgang (*14.12.1921), Ruth (*8.1.1924) Beatrice Lissauer (*23.7.1925) mit Kindertransport in die Niederlande
1942 Ruth und Beatrice Lissauer in Arnhem, Amsterdamse Weg 1, Vijselstraat 20
Dezember 1942 Verhaftung von Ruth , interniert im Judendurchgangslager Westerbork
26.7.1943 Verhaftung von Beatrice Lissauer , interniert im Judendurchgangslager Westerbork
3.3.1944 Ruth auf Transport nach Auschwitz
31.7.1944 Ruths Tod in Auschwitz
Beatrice verbleibt in Westerbork bis zur Befreiung: Auftritte als Revuegirl; Deportation vermutlich verhindert durch ihren Partner Sandor Salmagne
12.4.1945 Befreiung des Lagers durch kanadische Truppen
23.5.1945 Heirat von Beatrice mit Sandor Salmagne in Westerbork
Gedenken
Quellen
https://westerborkportretten.nl/bevrijdingsportretten/sandor-salmagne-beatrice-lissauer
Frank van Riet, De Bewakers van Westerbork, Amsterdam; Boom, 2016
https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Lissauer%201925%22%7D
Heinz Reuter, Die Juden im Vest Recklinghausen, Vestische Zeitschrift Bd. 77/78, 1978/1979
Werner Schneider, Jüdische Heimat im Vest Gedenkbuch 1983
Werner Schneider, Jüdische Einwohner Recklinghausens 1816-1945, in: 750 Jahre Stadt Recklinghausen. 1236-1986, hrsg. von Werner Burghardt, Recklinghausen 1986
Jüdische Holocaust-Gedenkstätten und jüdische Einwohner Deutschlands 1939-1945
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://collections.arolsen-archives.org/archive/5077414/?p=1&s=Salmagne%20Ernestine&doc_id=5077414
https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Kywi%20Ernestine%22%7D
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de957250
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de957251
https://collections.arolsen-archives.org/en/archive/12804151/?p=1&doc_id=12804151
https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Kywi%22%7D
https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Salmagne%22%7D
Jüdische Holocaust-Gedenkstätten und jüdische Einwohner Deutschlands 1939-1945
U.S. Social Security Applications and Claims, 1936-2007, Ref. 82256704919
my grandfather, Sandor Salmagne, passed away in 1995 at the age of 72. He left two daughters. Renee Nina van den Berg- Salmagne and Sandra Stokkink -Salmagne. He had 4 grand children. I am the oldest. Patricia van den Berg. Thank you for sharing my great grand parents history. If you are able to find any information on Senta Lissauer and Frido Lissauer that would be great. My e-mail is pvdberg3@aol.com.