Jakobson Hirsch

Hirsch Grischa Jakobson

* 12.6.1920 in Riga; ✡5.7.2005 in Schweden

Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos

Vater Boruch Bernhard Jakobson *1886 in Riga; ✡ Juli 1944 in Riga Strasdenhof

Mutter Dvora Dora Reinberg *1892; ✡8.12.1941 in Riga Rumbula

Großvater Moshe Jakobson; ✡ in den 1930er Jahren

Großmutter Tzila Jakobson; ✡ in den 1930er Jahren

Großvater Adolf Reinberg; ✡1929

Großmutter Adele Reinberg; ✡ in den 1920er Jahren

Schwester Sonja Jakobson *1925 in Riga; ✡8.12.1941 in Riga Rumbula

Beruf Ingenieurstudent

Adressen Riga Avotu iela 13 bis 1929, Skolas iela 14 bis 1941

Heirat

19.5.1946 in Stockholm Gienia Dworkin *5.4.1927 in Kovno; ✡20.11.2016

Kinder 1. Ehe

Sonja Jakobson *10.1.1951 in Stockholm

Bernt Jakobson *13.1.1953 in Stockholm

Kinder

Weiterer Lebensweg

Bis 1939 Besuch der Ezra Schule

Herbst 1939 Ingenieur Studium

Juni 1941 Familie des Onkels Isak Jakobson von den Sowjets in sibirischen Gulag deportiert

30.Juni 1941 Riga von der Wehrmacht besetzt

3. 7.1941 Massenverhaftungen in Riga; Hirsch J. mit dem Vater verhaftet, Gefängnis 3. Polizeibezirk Schulenstraße

Anfang August Freilassung der 40 Ärzte und der Handwerker

6.8.1942 Massenerschießung der übrigen gefangenen Juden aus den Zentralgefängnis

Zwangsarbeit als Schlosser u.a. für das 6. Infanterieregiment in der Moskauer Vorstadt

Oktober 1941 Zwangsumzug ins Ghetto Riga, Verbringung ins „Große“ lettische Ghetto

Hirsch J. mit den Eltern und Schwester Sonja in die Sadovnikov Iela,

25.10.1941 Absperrung des Großen Ghettos; Umzug in die Katolu Iela 9

Rigaer Blutsonntag

30.11.1941 Rigaer Blutsonntag, Massenerschießung von 14000 lettischen Juden im Wald von Riga-Rumbula; noch zuvor waren die 1053 Berliner Juden des ersten Riga-Transportes vom Rangierbahnhof Šķirotava in den Wald geführt und erschossen worden

8.12.1941 Zweite Massenerschießung von 125000 lettischen Juden aus dem Ghetto im Wald von Riga-Rumbula; die Mutter Dvora und Schwester Sonja, die Familien von Onkel Mischa, Onkel Nonne und Tante Lilly in Rumbala erschossen

Dezember 1941 Errichtung des kleinen Ghetto in den Quartieren nördlich der Ludzas Iela.

Das Prager Tor auf der Ludzas Iela; rechts Haus Nr. 67; links angeschnitten in Haus Nr. 66 Gebietskommissariat

Hirsch J. und sein Vater Boruch werden in eine kleine Wohnung mit ca. 20 Personen an der Ludzas Iela Nr. 67, Ecke Liksnas Iela neben dem Prager Tor eingewiesen

1942 Vater baut im lettischen kleinem Ghetto Dusch- und Waschräume

Verschiedene Außenkommandos aus dem Ghetto heraus

Samuel Gutkin, der Judenälteste im Außenkommando Wehrmachtsnachrichten-Agentur WNA Riga auf der Gertrud Iela, holt Hirsch Jakobson dorthin

Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung

Oktober 1943 Hirsch Jakobson strafweise zurück ins kleine Ghetto nach Flucht eines Mitgefangenen

November 1943 eingewiesen ins KL Kaiserwald, Riga

Ende November 1943 als angeblicher „Autoschlosser“ mit 10 Mann von Kaiserwald in die SD Autowerkstatt Außenkommando „Lenta“, eine vormalige Textilfabrik

26.7.1944 Tod des Vaters bei der Selektion und Ermordung aller über 30- und unter 15-Jährigen in Riga Strasdenhof

Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga

Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof

6.8.-9.8.1944 1. Großer Transport mit der „Bremerhaven“ von Libau nach Danzig

28.9.-1.10.1944 3155 Häftlinge aus Riga Kaiserwald, 300 von der Lenta auf dem Frachtschiff „Kanonier“ von Riga->Danzig

29.9.- 3.10.1944 140 Zwangsarbeiter ABA 701 mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Libau, Lettland

13.-14.10. 1944 Die letzten 50 Männer, 10 junge Frauen mit der „Drechtdijk“ auch „Drächtig“ nach Libau

5.10. oder 8.10.1944 Häftlinge der SD Autowerkstatt Lenta evakuiert, im LKW-Konvoi nach Skrunda

Um den 22.10.1944 Transport von Skrunda nach Libau

In Libau zunächst in der SD Autowerkstatt im Gestapo-Quartier an der Kurhausallee untergebracht

SS-Sonderlager Libau in Lettland, Arbeit im Hafen, Be- und Entladen von Schiffen

22. oder 27. 10.1944 Fliegerangriff auf Libau mit zwei Toten (Max Reinauer, Lotte Fromm)

27. 10.1944 Eiternde nicht heilende Splitterbombenwunde rechtes Schienbein, von Dr. Joseph provisorisch versorgt

Ende Nov. Anfang Dezember 1944 Zusammenlegung mit den Häftlingen vom ABA 701 in einer großen Villa in der Uley iela

22.12.1944 schwerer russischer Bombenangriff auf die besetzte Stadt, 13 Lagerinhaftierte kommen um

19.2.1945 200 Häftlinge von Libau auf dem mit Granaten- und Patronenhülsen beladenen Kohlefrachter „Balkan“ über die Ostsee erst Richtung Lübeck, wegen Bombenangriffen umgeleitet nach Hamburg;

25.2.1945 mit ca. 40 Männer und 25 Frauen (mit der „Elbing“?)

10 junge Männer bleiben bei der SS in Libau zurück und werden am 9.5.1945 in Libau befreit

2.3.1945(ca.) Ankunft der „Elbing“ in Hamburg, von der Gestapo in Gefängniswagen vom Hafen nach Fuhlsbüttel

2.3.1945– 11.4.1945 Polizeigefängnis Fuhlsbüttel „Kola-Fu“, Zuchthaus und Konzentrationslager

Anfang April ein Teil der Männer auf Todesmarsch nach Bergen-Belsen

12.-15.4.1945 86 km Fußmarsch nach Kiel, ins „Arbeitserziehungslager“ (AEL) „Nordmark“ in Hassee, Außenlager des KL Neuengamme in Kiel.

Rettungsaktion „Graf Bernadotte“ durch das Schwedische Rote Kreuz

Nach Verhandlungen des schwedischen Graf Bernadotte und Norbert Masur vom World Jewish Congress, Stockholm mit Heinrich Himmler nahe Berlin werden u.a. 153 jüdische Häftlinge und ihre Kinder nach Schweden freigelassen.

1.5.1945 153 Juden mit weißen Bussen des Roten Kreuz nach Pattburg, Dänemark, Entlausung in der Quarantänestation; weiter mit dem Zug nach Kopenhagen

2.5.1945 mit der Fähre nach Malmö; erste Quarantäne ca. 10 Tage

4.5.1945 Befreiung des AEL Nordmark Hassee durch britische „Royal Army“

Sommer 1945 Operation der Splitterbombenwunde

Wohnt in Kummelnäs und Neglinge

19.2.1954 Schwedische Staatsbürgerschaft

5.7.2005 Tod in Schweden

Gedenken

18.10.1986 Pages of Testimony für die Eltern und Schwester Sonja von Hirsch Jakobson

Quellen

Hirsch Jakobson, Das tragische Schicksal einer Familie in Riga, Stockholm 1992; Yad Vashem Archiv

Link: https://collections.yadvashem.org/en/names/9611271

Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020

Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick Hrsg., Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020

Aufbau, Nach Schweden gerettet; Ausgabe vom 22.6.1945

Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011

http://www.geschichtsverein-bordesholm.de/Veroeffentlichungen/Jahrbuecher/J06_7_Fentsahm_Evakuierungsmarsch.pdf

Christin Sandow (Hrsg.), Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017

Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008

Gertrude Schneider, Exile and Destruction, The Fate of the Austrian Jews 1938-1945; Praeger 1995

Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984

Anita Kugler, Scherwitz – Der Jüdische SS-Offizier, 2017

Mein besonderer Dank gebührt Fred Zimmak für die großzügige Unterstützung meiner Recherchen.

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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