Berta Kaufmann geb. Speier
*25.2.1906 in Hannover
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Vater Joseph Speier *27.9.1861 in Melsungen, Kaufmann; oo 31.10.1891; +1.12.1937
Mutter Rosa Plaut *25.1.1867 in Reichensachsen, Eschwege; Theresienstadt; + 2.10.1942 Treblinka
Adressen Hannover; Kassel, Parkstraße 30
Ghettoheirat nach 1941 Alfred Kaufmann *6.1.1911 in Korbach; Riga; +14.11.1973
Kinder
Peter Rudi Josef Kaufmann *9.12.1946 in Korbach
Brigitte Helga Kaufmann *15.2.1950 in Korbach
Weiterer Lebensweg
3 Jahr Volksschule, 5 Jahre Mädchenschule, 1 Jahre Handelsschule
Angestellte Verkäuferin, danach eigenes Geschäft (bis 1941?)
17.5.1939 in Melsungen mit Mutter Rosa Speier bei Minderheiten-Volkszählung
6.12.1941 Verhaftung, Verbringung in die Turnhalle Schillerstraße
9.12.1941 Transport Kassel nach Riga- Skirotawa,
auch auf dem Transport ihr damaliger Verlobter Alfred Kaufmann (ebenfalls Parkstraße 30 gemeldet)
12.12.1941 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga
Alfred und Bruder Siegfried nach Salaspils
Juli 1942 die Brüder Alfred und Siegfried Kaufmann kommen aus Salaspils ins Ghetto
Ghettoheirat mit dem Verlobten Alfred Kaufmann
Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung
November 1943 im Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben, Kasernierung
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga
Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof
28.9.-1.10.1944 3155 Häftlinge aus Riga Kaiserwald, 300 von der Lenta auf dem Frachtschiff „Kanonier“ von Riga->Danzig
29.9.- 3.10.1944 140 Zwangsarbeiter ABA 701 mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Libau, Lettland
13.-14.10. 1944 Die letzten 50 Männer, 10 junge Frauen mit der „Drechtdijk“ auch „Drächtig“ nach Libau
SS-Sonderlager Libau in Lettland, Arbeit im Hafen, Be- und Entladen von Schiffen
22.10.1944 Fliegerangriff auf Libau mit zwei Toten unter den Häftlingen
22.12.1944 schwerer russischer Bombenangriff auf die besetzte Stadt, 14 Lagerinhaftierte kommen um
19. 2. 1945 200 Häftlinge von Libau auf dem mit Granaten- und Patronenhülsen beladenen Kohlefrachter „Balkan“ über die Ostsee erst Richtung Lübeck, wegen Bombenangriffen umgeleitet nach Hamburg;
10 junge Männer bleiben bei der SS in Libau zurück und werden am 9.5.1945 in Libau befreit
27.2.1945 Ankunft in Hamburg, von der Gestapo in Gefängniswagen vom Hafen nach Fuhlsbüttel
27.2.1945 – 11.4.1945 Polizeigefängnis Fuhlsbüttel „Kola-Fu“, Zuchthaus und Konzentrationslager
12.-15.4.1945 86 km Fußmarsch nach Kiel, ins „Arbeitserziehungslager“ (AEL) „Nordmark“ in Hassee, Außenlager des KL Neuengamme in Kiel.
Rettungsaktion „Graf Bernadotte“ durch das Schwedische Rote Kreuz
Nach Verhandlungen des schwedischen Graf Bernadotte und Norbert Masur vom World Jewish Congress, Stockholm mit Heinrich Himmler nahe Berlin werden 168 jüdische Häftlinge und ihre Kinder nach Schweden freigelassen.
1.5.1945 153 Juden mit weißen Bussen des Roten Kreuz nach Pattburg, Dänemark, Entlausung in der Quarantänestation; weiter mit dem Zug nach Kopenhagen
2.5.1945 mit der Fähre nach Malmö; erste Quarantäne ca. 10 Tage
4.5.1945 Befreiung des AEL Nordmark Hassee durch britische „Royal Army“
13.5.1945 in Smålandsstenar, Schweden in Quarantäne
8.6.1945 Holsbybrunn, Ausländerheim der Schwedischen Ausländerkommission
Dez. 1945 nach Ryds Brunn Ausländerlager, Flüchtlingsheim
4.9.1945 Polizeiliche Befragung: sie weiß sie nicht, was mit ihrem Mann passiert war
25.1.1946 Mit der SS Kastellholm von Trelleborg nach Deutschland zusammen mit weiteren Geretteten aus Nordmark (Siegmund Elias, Herta Sax Friederike Ruhe, Rudolf Stern, Erich Weinberg)
Familien Alfred und Siegfried Kaufmann wohnen1946 in Korbach Prof.-Kümmell-Straße 5
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939 https://www.mappingthelives.org/
Hessisches Personenstandsregister, 1849-1931, StA Reichensachsen Nr. 27 aus 1891
http://www.gedenkportal-korbach.de/pdf/deportation.pdf
https://collections.arolsen-archives.org/archive/70475361/?p=1&s=Speier%201906&doc_id=70475361
Anita Kugler, Scherwitz – Der Jüdische SS-Offizier, 2017
Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011
https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/33290-rosa-speier/
https://collections.arolsen-archives.org/archive/5083613/?p=1&s=Speier%201867&doc_id=5083613
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411209-10.jpg
Christin Sandow (Hrsg.), Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984
Aufbau, Nach Schweden gerettet; Ausgabe vom 22.6.1945
Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020
Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick Hrsg., Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020
Mein besonderer Dank gebührt Fred Zimmak für die großzügige Unterstützung meiner Recherchen.