Leiser Max

Max Leiser

*13.1.1890 in Kerpen; ✡5.12.1944 in Hailfingen-Tailfingen, Außenlager von KL Natzweiler-Struthof

Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos

Vater Salomon Leiser, Kerpen

Mutter Emma Hoffmann in Kerpen

Geschwister

Johanna Leiser *21.5.1877 in Kerpen; Riga; ✡ nach August 1944 in Stutthof

Siegismund * 1879 in Kerpen; ✡7.9.1880 in Kerpen

Julius Leiser 1881 in Kerpen; 1935 Brüssel, Belgien: ✡ nach1945 in Brüssel

Helene Leiser *10.11.1882 in Kerpen; ✡ ca 1943 in Riga; oo Max Levy (*13.5.1876)

Sarah Leiser *1885 in Kerpen; ✡13.9.1886 in Kerpen

Beruf Leiter des jüdischen Wohlfahrtsamtes Köln in der Rubensstraße ; Verwaltungsbeamter

Adressen Köln, Lotharstraße 32,  Spichernstraße 30

Heirat Edith Erika Pottasch, auch Feitasch; ✡1932 in Köln

Schwägerin  Dora Felgran geb. Pottasch ( gibt 1946 die Todesanzeige im „Aufbau“ auf)

Schwager  Max Felgran Köln, Aachener Straße 402; Sohn Heinz Felgran *1914 in Köln

Tochter

Inge Leiser *23.10.1925 in Köln; hatte eine Behinderung; ✡1943/44 in Riga

Weiterer Lebensweg

Leiter des jüdischen Wohlfahrtsamtes der Stadt Köln

1935 Umzug von der Lotharstraße 32 zur Spichernstraße 30 in Köln

6.12.1941 Verhaftung und Verbringung in die Deutzer Messehallen

7.12.1941 Transport Tiefbahnhof Köln-Deutz nach Riga mit Tochter Inge und den Schwestern Johanna und Helene sowie Schwager Max Levy

Gestapo Köln ernennt ihn zum Transportleiter

10.12.1941 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga

Kommandant Kurt Krause ernennt ihn zum Ältesten des Judenrats Ghetto Riga.

Kommandantur, Leiter des Ordnungsdienstes und Ältester Leiser waren in demselben Gebäude, Leipziger Straße (Ludzas Iela) untergebracht

29.10.1942 Im Vorfeld der geplanten Strafaktion wegen des lettischen Widerstands mit Ermordung der 40 jungen lettischen Ghettopolizisten werden laut der Sekretärin Meyer Max Leiser und Rudi Haar von Kommandant Krause vorab informiert und unter Androhung der Todesstrafe für sie selbst zu absolutem Stillschweigen verpflichtet.

30.10.1943 Umstrukturierung der jüdischen Selbstverwaltung durch den Kommandanten Krause, nach den aufdeckten Widerstandsaktivitäten in lettischen „kleinen Ghetto“: Leiser wird zum Ghettoältesten auch für den lettischen Teil (kleines Ghetto) ernannt.

Gesamtleitung der Ghettopolizei Friedrich Frankenberg, Leiter im lettischen Ghetto Herbert Perl, im deutschen Teil Rudolf Haar; Ältester wurde Paul Wand für die lettische Sektion;

Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung

November 1943 nimmt Eduard Roschmann „seine“ jüdischen Funktionäre mit ins Außenlager Lenta (Aufrecht, Leiser, Schulz, Levi) und schickt die Leute von Schwerwitz ins KL Kaiserwald

Dez. 1943 Leiser kommt später, da er noch im Ghetto Dokumente für das RSHA erstellen muss.

Nach Auflösung des Ghetto-Riga wird Max Leiser Lagerältester der Kasernierung Lenta

„Die ehemaligen Funktionäre des Ghettos hatten genau gewusst, warum sie dahin wollten“  (Gertrude Schneider)

Frühjahr 1944 Schwerwitz läßt auf der Lenta ein Konzert ausrichten. Der lettische Tischler Abrahm Bloch hat eine heftige Debatte mit Leiser, den er für einen Verräter hält; er schreibt:

„Wenn man einen Menschen wie Leiser sieht, möchte man lieber taub und stumm sein.“

Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga

1.8.1944 Erste Auflösung der Lenta nach Durchbruch der Roten Armee bei Mitau, Leiser beim Marsch mit 600 Häftlingen ins Polizeihaftlager Salaspils

8.8.1944 Marsch von Salaspils zurück zur Lenta, nachdem die Wehrmacht den russischen Vormarsch auf Riga gestoppt hat.

25.9.1944 Endgültige Auflösung von Lenta, 100 aus der „Garage“ (Autowerkstatt) mit LKW nach Skrunda, die anderen 300 marschieren zum Exporthafen von Riga

Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga

Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof

28.9.-1.10.1944 3155 Häftlinge aus dem KL Riga-Kaiserwald, 300 von der Lenta auf dem Frachtschiff „Kanonier“ von Riga->Danzig

1.10.1944 Ankunft Stutthof

Anfang Oktober 1944 kommt Leiser mit einem kleineren Transport von Libau nach Stutthof; er wird dort von den jüdischen Häftlingen verprügelt.

Josef Katz berichtet

„Von der Minute an, da er das Lager betritt, hat er nichts mehr zu lachen… unter der Wucht der Mackes, die er von allen Seiten bezieht.“

17.11.1944 mit 601 Stutthof-Häftlingen mit dem Zug nach Nebringen, Böblingen

19.11. 1944 Fußmarsch zum Nachtjägerflugplatz Hailfingen-Tailfingen, Außenlager von KL Natzweiler-Struthof; Unterbringung im Hangar; Bau von Fleuzeugboxen gegen Luftangriffe

5.12.1944 alliierter Luftangriff auf das Lager, 15 Häftlinge kommen dabei um

5.12.1944 Tod auf dem Nachtjägerflugplatz in Hailfingen-Tailfingen, Außenlager von KL Natzweiler-Struthof

Eingeäschert mit den 14 weiteren Opfern im Krematorium des Ebershaldenfriedhofs in Esslingen

Gedenken

13.9.1998 Pages of Testimony in Yad Vashem für Max, Inge und Johanna Leiser von Alex Salm,

außerdem von Claire Biermann sowie von Marie Lewinsky

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939  https://www.mappingthelives.org/

https://collections.arolsen-archives.org/archive/78114483/?p=1&s=Leiser%201890&doc_id=78114483

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1463460

http://www.familienbuch-euregio.de/genius/?person=438221

Josef Katz, Erinnerungen eines Überlebenden, Neuer Malik-Verlag 1988, S. 101-103, 216

Volker Mall, Harald Roth, Die Häftlinge des KZ-Außenlagers Hailfingen-Tailfingen 2014

https://www.kz-gedenkstaette-hailfingen-tailfingen.de/php/kzht.ar.ju.alle.php

Volker Mall, Harald Roth, Reichsdeutsche Juden im KZ-Außenlager Hailfingen-Tailfingen

https://www.gegen-vergessen.de/themen/detailseite/article/rag-baden-wuerttemberg-reichsdeutsche-juden-im-kz-aussenlager-hailfingentailfingen/

Mordechai Ciechanower, Der Dachdecker von Auschwitz-Birkenau, Band 17 der Bibliothek der Erinnerung, Metropol Verlag, Berlin 2007, S. 111 ff.

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411207_22.jpg

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411207_23.jpg

Anita Kugler, Scherwitz – Der Jüdische SS-Offizier, 2017

Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011

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https://museenkoeln.de/ns-dokumentationszentrum/default.aspx?sfrom=1214&s=2460&id=7370&buchstabe=L

https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=11572449&ind=1

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Christin Sandow (Hrsg.), Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017

Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008

Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984

Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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