Lilly Strauss geb. Wertheim
*9.11.1903 in Naumburg; +7.1.1992 in New York
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Vater Isaak Wertheim *29.10.1867; Riga; +5.11.1943 Auschwitz
Mutter Frieda geb. Wertheim *5.3.1876; Riga; +5.11.1943 Auschwitz
Geschwister
Hermann Wertheim *3.8.1902 in Naumburg; oo Erna Lehrburger; +14.10.2005 in San Mateo
Toni Wertheim *21.6.1905 in Naumburg; oo Lehmann Goldner; +24.10.1994 in Milwaukee
Henny Wertheim *23.10.1907 in Naumburg; +25.8.1923 in Naumburg;
Willy Wertheim *23.6.1909 in Naumburg; oo Helene Jaffa; +2002 USA
Berny Wertheim *1.12.1912; oo Julius Hammerschlag; +19.5.1994 Argentinien
Halbgeschwister aus 1. Ehe mit Regina Kaiser-Blüth (1859-1900)
Sophie Wertheim *6.1.1895 in Naumburg; oo Hermann Simons; 1942 Bochum-> Zamosc
Paul Wertheim *12.9.1896 in Naumburg; + in Milwaukee
Julius Wertheim *25.9.1898 in Naumburg; +16.1.1901 in Naumburg;
Beruf Kauffrau
Adressen Rothenkirchen; Hünfeld
Heirat
10.3.1924 Josef Strauss *21.7.1895 in Rothenkirchen; +15.8.1965 in USA
Kinder
Emilie Strauss *23.3.1927 in Hünfeld; + 21.5.1943 in Sobibor
Alfred Strauss *26.5.1930 in Hünfeld; oo Doris Strauss
Gertrud Strauss *1.11.1934 in Hünfeld
Weiterer Lebensweg
Einzelhandel des Schwiegervaters zu Großhandel erweitert
14.3.1935 nächtlicher Anschlag auf das Wohn- und Geschäftshaus
Dez. 1937 die Eltern Wertheim ziehen mit ins Haus nach Hünfeld
Okt. 1938 Zwangsverkauf von Haus und Geschäft
9./10.1938 „Schutzhaft“ des Ehemannes im Rathaus
März 1939 die drei Kinder auf Kindertransport nach Holland
17.5.1939 in Hünfeld mit Ehemann Josef bei Minderheiten-Volkszählung
8.12.1941 mit 16 weiteren Juden zum Bahnhof Hünfeld, Zustieg in den Zug Fulda->Kassel
Übernachtung in den Turnhallen der Wörthschule an der Schillerstraße
9.1.1942 Transport HBF Kassel, Gleis 13 nach Skirotawa, Riga
12.12.1941 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga
Noch beim Marsch werden alle 17-45-jährigen Männer selektiert und müssen ins Lager Salaspils marschieren, auch Josef Strauss
Juli 1942 Josef wird geschwächt ins Ghetto verlegt
18.5.1943 Tochter Emilie von Holland nach Lublin deportiert, in Sobibor ermordet
Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung
2.11.1943 die Schwiegereltern Wertheim werden nach Auschwitz deportiert
6. November 1943 ins Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben, Kasernierung
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga
Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof
6.8-9.8.1944 1. Großer Transport mit der „Bremerhaven“ von Libau nach Danzig
28.9.-1.10.1944 3155 Häftlinge aus Riga Kaiserwald, 300 von der Lenta auf dem Frachtschiff „Kanonier“ von Riga->Danzig
29.9.- 3.10.1944 140 Zwangsarbeiter ABA 701 mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Libau, Lettland
13.-14.10. 1944 Die letzten 50 Männer, 10 junge Frauen mit der „Drechtdijk“ auch „Drächtig“ nach Libau
SS-Sonderlager Libau in Lettland, Arbeit im Hafen, Be- und Entladen von Schiffen
22.10.1944 Fliegerangriff auf Libau mit zwei Toten unter den Häftlingen
22.12.1944 schwerer russischer Bombenangriff auf die besetzte Stadt, 14 Lagerinhaftierte kommen um
19. 2. 1945 200 Häftlinge von Libau auf dem mit Granaten- und Patronenhülsen beladenen Kohlefrachter „Balkan“ über die Ostsee erst Richtung Lübeck, wegen Bombenangriffen umgeleitet nach Hamburg;
10 junge Männer bleiben bei der SS in Libau zurück und werden am 9.5.1945 in Libau befreit
27.2.1945 Ankunft in Hamburg, von der Gestapo in Gefängniswagen vom Hafen nach Fuhlsbüttel
27.2.1945 – 11.4.1945 Polizeigefängnis Fuhlsbüttel „Kola-Fu“, Zuchthaus und Konzentrationslager
12.-15.4.1945 86 km Fußmarsch nach Kiel, ins „Arbeitserziehungslager“ (AEL) „Nordmark“ in Hassee, Außenlager des KL Neuengamme in Kiel.
Rettungsaktion „Graf Bernadotte“ durch das Schwedische Rote Kreuz
Nach Verhandlungen des schwedischen Graf Bernadotte und Norbert Masur vom World Jewish Congress, Stockholm mit Heinrich Himmler nahe Berlin werden 168 jüdische Häftlinge und ihre Kinder nach Schweden freigelassen.
1.5.1945 153 Juden mit weißen Bussen des Roten Kreuz nach Pattburg, Dänemark, Entlausung in der Quarantänestation; weiter mit dem Zug nach Kopenhagen
2.5.1945 mit der Fähre nach Malmö; erste Quarantäne ca. 10 Tage
4.5.1945 Befreiung des AEL Nordmark Hassee durch britische „Royal Army“
13.5.1945 in Smålandsstenar, Schweden in Quarantäne
8.6.1945 Holsbybrunn, Ausländerheim der Schwedischen Ausländerkommission
Die Kinder Alfred und Gertrud überleben in Holland untergetaucht im Versteck
Okt. 1945 Zusammenführung der Familie auf der Insel Kümmelnäs
Tynningo, Höganäs, Fagersjö und Rosöga bei Strangnäs bei Stockholm
26.3.-8.4.1946 mit der SS „Drottningholm“ von Göteborg nach New York
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939 https://www.mappingthelives.org/
Anita Kugler, Scherwitz – Der Jüdische SS-Offizier, 2017
Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011
Christin Sandow (Hrsg.), Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008
Gertrude Schneider, Exile and Destruction, The Fate of the Austrian Jews 1938-1945; Praeger 1995
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984
Aufbau, Nach Schweden gerettet; Ausgabe vom 22.6.1945
Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020
Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick Hrsg., Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020
Mein besonderer Dank gebührt Fred Zimmak für die großzügige Unterstützung meiner Recherchen.