Cohen Gustav

Gustav Cohen

Gustav Cohen *8.8.1903 in Horstmar; +21.11.1944 in Libau

Staatsangehörigkeit deutsch; staatenlos;

Vater Jakob Cohen *8.4.1877 in Horstmar; Viehhändler; +Tod in Riga

Mutter Johanna Eichenwald *10.8.1875 in Horstmar; +17.9.1940 in Coesfeld

Geschwister

Helene Cohen *6.3.1900 in Horstmar; oo Heimann;

Martha Cohen *21.5.1905 in Horstmar; oo Richard Freund; Sohn Karl-Heinz; Riga: Stutthof; +Thorn

Richard Cohen *24.6.1909 in Horstmar; oo Maria Szymik (kath.); Niederlande; zwangssterilisiert; +20.2.1956 in Coesfeld

Albert Cohen *13.8.1913 in Horstmar; Coesfeld; +16.11.1942 in Dachau

Ludwig Cohen *20.2.1919; Riga; + unsicheres Todesdatum

Beruf Viehhändler

Adressen Horstmar; Coesfeld, Feldmark 19 (Wiedauer Weg 15);

Heirat 19.3.1936 Wilhelmine David *14.12.1905 in Coesfeld; Textilverkäuferin; AEL Nordmark; +13.4.1995 in Coesfeld

Weiterer Lebensweg

1.9.1930 die Familie bis auf zwei Geschwister zieht um nach Coesfeld

9./10.11.1938 im Novemberpogrom zusammengeschlagen, Treppe heruntergestoßen, verhaftet; „Schutzhaft“ für 10 Tage im Walkenbrückenturm in Coesfeld

Dezember 1938 erzwungene Geschäftsaufgabe

„geschlossener Arbeitseinsatz“ Erdarbeiten beim Kanalbau in Münster

17.5.1939 in Coesfeld mit Ehefrau Wilhelmine bei Deutsche Minderheiten-Volkszählung

1940 Zwangsumzug ins Judenghettohaus Kupferstraße 10 (Besitzer Onkel Salomon Eichenwald)

Vom Judenhaus Kupferstraße zum Schloßpark gebracht

10.12.1941 frühmorgens Transport mit dem Bus nach Münster, Gertrudenhof

13.12.1941 über Bielefeld nach Riga

16.12.1941 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa Riga, Fußmarsch ins Ghetto Riga

Aktion Dünamünde“ Selektion unter den „überalterten“ Häftlingen
5.2.1942 1. „Dünamünde“-Aktion im Ghetto, betroffen waren nur die Berliner und Wiener
der Berliner Straße – 800 Juden aus Berlin und Wien

15.3.1942 2. Aktion im Ghetto, Onkel Salomon Eichenwald im Hochwald erschossen

26.3. 1942 3. „Dünamünde“-Aktion im Jungfernhof

30.März 1942 kleinerer Transport aus dem Ghetto, im Hochwald erschossen

4. April 1942 1942 kleinerer Transport aus dem Ghetto, im Hochwald erschossen

Mitte 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung

2.11.1943 Selektion im Ghetto, Bruder Ludwig und Neffe Karl-Heinz-Freund nach Auschwitz

November 1943 im Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben, Kasernierung

Juli 1944 Krebsbachaktion, Selektion in Kaiserwald und den Außenlagern

Gustav lügt vor Dr.med. Krebsbach, er sei Sanitäter; daraufhin bleibt auch Minchen als „Krankenschwester“ verschont

Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga

30.9.1944 Zwangsarbeiter des ABA 701 mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Liebau, Lettland

1.10.1944 Ankunft Liebau, SS-Sonderlager in Lettland, Arbeit im Hafen

22.10.1944 Fliegerangriff auf Libau mit zwei Toten unter den Häftlingen

November 1944 Gustav und Ehefrau Minchen lange mit Fieber bettlägerig

21.11.1944 Gustav erliegt der Erkrankung (Typhus oder Fleckfieber= Flecktyphus)

„Man wusste nie, woran er eigentlich gestorben war. Lange, lange haben die beiden mit hohem Fieber niedergelegen. Minchen hat sich dann erholt, während ihr Mann in den Tod ging. Wir nahmen an, dass die Beiden sicher Fleisch aus verdorbenen Konservendosen gegessen hatten und dieses nicht mehr einwandfrei war und sie sich eine Vergiftung geholt hatten.“ Käte Frieß in „Schießen Sie mich nieder!“ Seite 110 über die Umstände seines Todes

Quellen

Marek Furmanis, Jüdische Begräbnisliste der am 22.12.1944 in Libau umgekommenen

LA Münster L331/21

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411213-Muenster2.jpg

Christin Sandow (Hrsg.), Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017

Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008

Gertrude Schneider, Exile and Destruction, The Fate of the Austrian Jews 1938-1945; Praeger 1995

Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984

Dieter Westendorf, Schicksale jüdischen Coesfelder, Eigenverlag, 2013

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://stadtmuseum.coesfeld.de/fileadmin/stadtmuseum/pdf/Holocaust_Gedenktag1.pdf

Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1173341

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=en&s_id=&s_lastName=Cohen&s_firstName=Jakob&s_place=Coesfeld&s_dateOfBirth=&cluster=true

Aufbau, Nach Schweden gerettet; Ausgabe vom 22.6.1945

Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020

Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick (Hrsg.), Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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1 Kommentar

  1. Hallo, Herr Wittstamm,
    Gustav Cohen ist an Typhus gestorben, das schreibt Hilde Sherman in ihrem Buch. Vor 14 Tagen hatte ich Gelegenheit, Ronit Polak-Cohen in Dortmund zu besuchen, 1939 in Palästina geboren, Mitte der 50er Jahre mit ihren Eltern nach Dortmund zurückgekehrt. Ihr Vater Hugo Cohen ist ein Bruder von Gustav, Hugo und Ehefrau flüchteten 1933 über Groningen, Italien nach Palästina. Ihre einzige Tochter Ronit kannte Wilhelmine Süßkind, erste Ehefrau von Gustav gut. Die habe immer gesagt, er sei an Typhus gestorben. Damit bestätigt sich die Aussage von Hilde Sherman.
    Freundliche Grüße, Claudia Haßkamp aus Coesfeld
    Riga-Komitee und Stolpersteininitiative

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