Salomons Irma 1921

Irma Salomons

* 15.1.1921; ✡25.5.1945 in Bergen Belsen

benannt nach der um 1919 verstorbenen Tante Irma Salomons aus Recklinghausen

Staatsangehörigkeit deutsch

Vater Paul Friedrich Salomons *22.11.1888; ✡3.10.1944 Auschwitz

Mutter Grete Judenberg *1.6.1891 in Lütgeneder, Warburg; ✡3.10.1944 Auschwitz

Beruf Schülerin

Adressen Lünen, Münsterstraße 101; Dortmund, Witten, Bielefeld

Weiterer Lebensweg

März/April 1933 Boykottaktionen gegen Juden; die Lüner Zeitung schreibt am 30.3.1933:

Abwehrmaßnahmen gegen die Greuellügen … wurden am gestrigen Tage in unserer Stadt durchgeführt. Auf Veranlassung der NSDAP nahmen in den Nachmittagsstunden Mitglieder der Partei vor den jüdischen Geschäften Aufstellung, um durch Plakate mit Aufschriften die Kundschaft aus den Läden fern zu halten. In fast allen Fällen gelang es, die Geschäftsinhaber zur Schließung ihrer Läden zu zwingen. … Die ganze Aktion ist in voller Ruhe abgelaufen. …

In Schutzhaft genommen. Der praktische Arzt Dr. Rosenberg wurde gestern nachmittag vorläufig in Schutzhaft genommen.

Jüdische Schule in Lünen Irma Salomons mit Lehrer Manfred Höxter ca 1933; Schulfreundin Lore Terhoch vorn 2. v. re

10.11.1938 im Novemberpogrom wurden die Geschäfts-und Wohnräume der Juden Lünens verwüstet.

Lüner Zeitung 10.11.1938

Die Familie flüchtet sich nach Dortmund

17.5.1939  Nur die Mutter in Dortmund bei Minderheiten-Volkszählung

1.2.1940 Irma emigriert in die Niederlande

18.4. 1940 – 18.1.1944 Vater Paul im Camp Westerbork (bis 1942 niederländische Verwaltung)

10.5.1940 Besetzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht

1.12. 1940 Emigration der Mutter Grete nach Holland

12/1940 – 11.2.1942 mit der Mutter in Utrecht, Breedstraat 22

11.2.1942 – 18.1.1944 Irma mit der Mutter in Westerbork

1.7.1942 Übernahme des Lagers durch die SS als „Polizeiliches Judendurchgangslager Westerbork“

18.1.1944 Transport XXIV/2 Nr. 613, 614, 615 mit den Eltern Transport Westerbork-> Theresienstadt

18.5.1944 Tochter Irma mit Transport Eb, Nr. 160 Theresienstadt -> Auschwitz

1.10.1944 Eltern mit Transport Em Nr. 694 und 1361 Theresienstadt->Auschwitz

3.10.1944 Tod der Eltern in Auschwitz

Todesmarsch nach Auflösung von Auschwitz

15.1.1945 die Häftlinge in Auschwitz hören den russischen Kanonendonner 30 km aus dem Osten

18.1.1945 Evakuierung aller drei Auschwitz-Lager; ca. 60 000 Häftlinge; 10000 Männer aus Monowitz

18.1.1945 Beginn des Todesmarsches mit 400 Frauen von Auschwitz- Birkenau nach Loslau

Auschwitz-Überlebende berichten von der Brutalität der SS-Leute während des Todesmarsches:

Zofia Posmysz:

„Der letzte Tag in Auschwitz war der 18. Januar. Nach drei Tagen und drei Nächten zu Fuß wurden wir in offenen Güterwagen nach Ravensbrück gebracht.“

Asher Aud:

„Wenn wir sind gegangen Totenmarsch, da sind keine Menschen gegangen, da sind nur Skelette gegangen.“

Sigmund Kalinski:

„Wer nicht konnte oder wer zur Seite war, wurde erschossen, bei ungefähr 15 bis 20 Grad minus in unseren Kleidern.“

Isidor Philipp berichtet:

„Wer sich hinlegte, wurde von den SS-Männern, die auf Motorrädern fuhren, erschossen.“

19. – 23.1.1945 Ankunft in den Eisenbahnknotenpunkten Gleiwitz und Loslau. Von Gleiwitz oder Loslau in Güterwaggons zu westlich gelegen Konzentrationslager wie Buchenwald, Ravensbrück, Sachsenhausen

Isidor Philipp berichtet:

„Von dort begann dann – in offenen Kohlewaggons und bei 15 Grad unter Null – die Fahrt durch Polen, Tschechoslowakei und Österreich zurück nach Deutschland.“

Nach Schätzungen starben bei diesen Räumungstransporten von Auschwitz insgesamt zwischen 9.000 und 15.000 Häftlinge.

Der Auschwitz Frauen Block

21./22.1. 1945 Ankunft in Loslau

22.1.-27.1.1945 auf Transport in offenen Kohlewaggons über KL Groß-Rosen und KL Sachsenhausen (jeweils wegen Überfüllung abgewiesen) bis ins KL Ravensbrück; dort zunächst ins „Jugendlager“,

Deportation von Auschwitz nach Bergen-Belsen; hier trifft si möglichrweise ihre Schulfreundin Lore Terhoch, die mit dem „Verlorenen Zug“ in Farsleben gerettet wird

15.4.1945 Befreiung in Bergen-Belsen durch die 11. Panzerdivision der Royal Army

Versorgung der Überlebenden des KL Bergen-Belsen in Notlazaretten in benachbarten Kasernen der Wehrmacht

25.5.1945 Tod in Bergen-Belsen

Gedenken

17.11.2021 Stolpersteine für Paul, Grete und Irma Salomons in Lünen, Münsterstraße 101

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

LWL-Medienzentrum für Westfalen, Die Kinder der Turnstunde, 2016

https://docplayer.org/26240983-Die-kinder-der-turnstunde.html

Hubert Schneider, Die Entjudung des Wohnraums: Judenhäuser in Bochum; Münster, 2010

Gedenkbuch der Opfer der Shoa aus Bochum und Wattenscheid, 2000

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de957939

https://collections.arolsen-archives.org/archive/130367448/?p=1&s=Salomons%20Irma%201921&doc_id=130367448

https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=11622414&ind=1

https://www.ruhrnachrichten.de/luenen/familie-salomons-versuchte-vor-den-nazis-zu-fliehen-erfolglos-plus-1515755.html

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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